Es ist schwer, sich heute ein Leben ohne Kunststoffe vorzustellen. Während der letzten Jahrzehnte hat die chemische Industrie eine große Palette verschiedener Kunststoffe auf den Markt gebracht, die zum Teil für sehr spezielle Einsätze entwickelt wurden.
Sie zeichnen sich im Allgemeinen durch geringes Gewicht, chemische Beständigkeit, lange Lebensdauer und niedrige Herstellungskosten aus. Diese für den Einsatz günstigen Eigenschaften stellen sich allerdings als erhebliche Nachteile heraus, wenn es gilt, sich ihrer nach Gebrauch umweltverträglich und mit erträglichem Mittelaufwand zu entledigen. Die chemische Beständigkeit bedeutet, dass sie biologisch nicht abgebaut werden. Damit entfallen sämtliche biologische, sowohl aerobe wie auch anaerobe Abfallbehandlungsverfahren. Wegen ihres hohen Kohlenstoffanteils dürfen sie in Zukunft auch nicht mehr deponiert werden. Die hohe Zahl verschiedener Sorten und die oft gemeinsame Verwendung in Verbundmaterialien machen eine Trennung und ein Recycling schwierig. Somit bietet sich eine thermische Behandlung als Entsorgungsweg an.
Die ökonomisch attraktivste Lösung dürfte dabei die Mitverbrennung von Kunststoffabfällen in Abfallverbrennungsanlagen sein. Sie erlaubt nicht nur die Rückgewinnung eines Großteils der in dem Kunststoff steckenden Energie, sondern eröffnet auch Möglichkeiten, wie z. B. Brom aus flammgeschützten Kunststoffen oder Chlor aus PVC zurückzugewinnen.
Thermische Prozesse werden jedoch nach wie vor von Teilen der Bevölkerung kritisch betrachtet. Besonders diskutierte Punkte sind dabei:
• der hohe Heizwert könnte Probleme bei der Kontrolle des Verbrennungsprozesses machen, ein erhöhter Chloreintrag, z. B. aus PVC, könnte die erhöhte Bildung polychlorierter Dibenzop- dioxine (PCDD) und Dibenzfurane (PCDF) verursachen,
• über flammengeschützte Kunststoffe eingetragenes Brom könnte zur Bildung elementaren Broms im Rohgas führen und ebenfalls die Bildung halogenierter Dioxine und Furane erhöhen,
• Schwermetalle wie Cu, Zn, Cd und Pb, die als Katalysatoren, Füllstoffe oder Pigmente Verwendung finden, könnten Emissionsprobleme aufwerfen.
In der Tat existieren für etliche der oben angeführten Punkte nur wenige und z. T. nicht konsistente Informationen.
Um zu verstehen, welche Effekte Kunststoffabfälle in Abfallverbrennungsanlagen haben, hat das Forschungszentrum Karlsruhe zusammen mit etlichen Industrieorganisationen unter der Schirmherrschaft der APME (Association of Plastics Manufacturers in Europe) eine Reihe großer Versuchsprogramme an der Karlsruher Pilotanlage zur Abfallverbrennung TAMARA durchgeführt [Mark & Vehlow 2000]. Die Ergebnisse dieser Programme sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Copyright: | © Veranstaltergemeinschaft Bilitewski-Faulstich-Urban | |
Quelle: | 7. Fachtagung Thermische Abfallbehandlung (März 2002) | |
Seiten: | 11 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 5,50 | |
Autor: | Dr. Jürgen Vehlow Dr. rer. nat. Britta Bergfeldt Dipl.-Ing. Hans Hunsinger Dr. Klaus Jay Prof. Dr.-Ing. Helmut Seifert | |
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wird im Rahmen der gültigen Gesetzgebung zum Teil eine neue oder modifizierte Rolle zugewiesen. Eine intensivere Stoffstromteilung bewirkt eine im Vergleich zu früher stark ausgprägte Tendenz zur Kombination der Grundoperationen zu Verbundstrategien [3]. Auch eine erhebliche Verfeinerung der Anlagenkonzepte zur Stoffstromteilung und Zuordnung von Abfallfraktionen zu bestimmten Grundoperationen geht mit dieser Entwicklung einher. Dieser Weg ist seit einigen Jahren zu beobachten und pflanzt sich bei aktuellen und zukünftigen Abfallbehandlungsprojekten verstärkt fort.