Wenn nichts mehr hilft, um in der Bevölkerung Zustimmung für ein Geothermieprojekt zu erlangen, hilft dann Risikokommunikation? Nein, Risikokommunikation bietet keine letzte rettende Auskunft. Wohl aber ist sie ein Gebot der Klugheit, weil allein eine transparente und anschauliche Kommunikation über mögliche Risiken die nötige Plattform für eine Verständigung bietet. Ob sich tatsächlich eine Verständigung ergibt und ob diese zu einem gemeinsamen Willen führt, hängt von den Interessenslagen und Handlungszwängen der Beteiligten ab sowie vom Vertrauen zwischen ihnen. Aufklärung und Dialog über Risiken allein reichen nicht aus.
„Risk is a battlefield“ – so beschreibt Paul Slovic, einer der Väter der sozialpsychologischen Risikoforschung, die Situation [1]. Und das kommt nicht von ungefähr, denn Polarisierung, Kontroverse und Konflikt prägen die Risikodiskussionen um neue Technologien. Wieso ist das so? Und kann dagegen etwas getan werden? Hier sind die Sozialwissenschaften gefragt. Welche Einsichten bieten diese? Einsicht 1: Wissenschaft kennt keinen Fraktionszwang Risikoabschätzungen sind ein schwieriges Geschäft. Denn in der Wissenschaft gibt es zwar in vielen Fällen Einigkeit, aber eben auch Differenzen. Spannungen entstehen, wenn unterschiedliche Auffassungen über Risiko und Risikomanagement aufeinanderstoßen. Versucht man die Streitpunkte, die bei den verschiedenen Fällen der Risikokommunikation vorkommen können, zu
ordnen, so betreffen diese unterschiedlichen Auffassungen:
• die Richtigkeit oder die Angemessenheit der zugrundeliegenden Daten, Statistiken und Schätzwerte,
• die verwendeten Annahmen, Definitionen und Modelle,
• die Kosten- und Nutzenabwägungen,
• die Verteilung von Risiken, Kosten und Nutzen,
• die Zumutbarkeit von Risiken und der Umgang mit ihnen sowie
• die Berechtigung von beteiligten Interessen und Entscheidungsverfahren.
Einsicht 2: Risikowahrnehmung und Risikoabschätzung gehen oft weit auseinander Vergleicht man intuitive Risikobeurteilungen mit den entsprechenden wissenschaftlich-technischen Risikoabschätzungen, so finden sich zumeist nur geringe Übereinstimmungen. Folgt man beispielsweise den Statistiken, so stehen für die Bundesrepublik Deutschland lebensstilbedingte Risiken, wie etwa zu fett- und kalorienreiche Ernährung, Alkohol oder Rauchen an erster Stelle. Fragt man aber Alltagsmenschen danach, was sie für die bedeutsamsten Risiken halten, so erhalten diese lebensstilbedingten Risiken allenfalls mittlere Rangplätze.
Copyright: | © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH | |
Quelle: | Heft 05 - 2013 (Mai 2013) | |
Seiten: | 4 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 2,00 | |
Autor: | Prof. Dr. Peter Wiedemann Dipl.-Psych. Ferna Sommer | |
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