Tonmineralische Abdichtungen als Oberflächenabdichtung für Deponien – ein Auslaufmodell?

Die Novelle der Deponieverordnung (DepV) wurde am 29.04.2009 veröffentlicht und trat am 16.07.2009 in Kraft [19]. Mit dieser neuen Verordnung wurden die bestehenden Anforderungen des Deponierechts, die bislang in drei Verordnungen und zwei Verwaltungsvorschriften (AbfAblV, alte DepV, DepVerwV, TaSi, TAA) festgeschrieben waren, zusammengefasst. Neben dieser redaktionellen Überarbeitung erfolgen auch inhaltliche Änderungen, die u. a. auch die technischen Anforderungen für die Basis- und die Oberflächenabdichtung betreffen.


Die neue DepV regelt in Anhang 1, Nr. 2.1.1, dass ......."Das Abdichtungssystem, die Materialien und die Herstellung der Systemkomponenten und deren Einbau sowie die Eigenschaften dieser Komponenten im Einbauzustand .... so gewählt werden müssen, dass die Funktionserfüllung der einzelnen Komponenten und des Gesamtsystems unter allen äußeren und gegenseitigen Einwirkungen über einen Zeitraum von mindestens 100 Jahren nachgewiesen ist."
Für die kunststofftechnischen Komponenten in einem Abdichtungssystem ist das Langzeitverhalten von Geokunststoffen mittlerweile gut erforscht und eine Quantifizierung der Beständigkeitseigenschaften synthetischer Materialien grundsätzlich möglich. Andererseits schwindet zunehmend das Vertrauen in die tonmineralischen Komponenten, nachdem vereinzelt bei Aufgrabungen Reduktionen im Einbauwassergehalt, Trockenrisse und durchwurzelte Dichtungen nachgewiesen wurden. Einige Kritiker bezeichnen die tonmineralische Dichtung deshalb sogar als Auslaufmodell. Bindige Böden und hier insbesondere Tone sind zwar vorab aufgrund ihrer Genese als sehr stabil und aufgrund ihrer Kornverteilung als sehr gering wasserdurchlässig einzustufen, die Natur zeigt aber auch am Beispiel der meisten Tongruben, die in den vergangenen Jahrzehnten z.B. als Standort für Sonderabfalldeponien ausgewählt wurden und zwischenzeitlich in großer Zahl in den Zustand äußerst gefährlicher Altlasten übergegangen sind, dass durch tektonische und klimatische Einwirkungen Gefügeänderungen, wasserwirksame Trennflächen und Schrumpfrisse entstehen können.
 
Die Langzeitbeständigkeit natürlicher tonmineralischer Dichtungen war in ihrer nun mehr als 30-jährigen Entwicklungsgeschichte immer wieder Gegenstand der Diskussion. Während anfangs fast nur Basisabdichtungen betrachtet wurden, traten seit Mitte der 90er Jahre Oberflächenabdichtungen in den Mittelpunkt des Interesses.
 
Die nachfolgenden Ausführungen sind Auszüge aus einem vom LANUV NRW in 2010 zur Veröffentlichung vorgesehenen Fachbericht zur Langzeitbeständigkeit mineralischer Deponieabdichtungen [24].



Copyright: © ICP Ingenieurgesellschaft Prof. Czurda und Partner mbH
Quelle: Rekultivierung von Deponien und Altlasten 2010 (Oktober 2010)
Seiten: 28
Preis inkl. MwSt.: € 14,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. Horst Düllmann

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