Die neue Flexibilität der Stromwirtschaft und die zukünftige Rolle der Abfallwirtschaft

Die Stromerzeugung aus Biogas mittels nachwachsender Rohstoffe (NawaRo), aber auch mittels organischen Reststoffen und Abfällen erfolgt derzeit im Jahresverlauf gleichmäßig. Dies ist bedingt durch die gesetzlich festgelegte Vergütungsstruktur der letzten Jahre (erst das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2012 etabliert mit der Flexibilitätsprämie einen neuen Ansatz) und dem damit verbundenen ökonomisch optimierten Anlagenbetrieb.

Die Stromerzeugungsstruktur entspricht in etwa dem der konventionellen, fossilen Grundlastkraftwerke. Zunehmend spiegelt dieses Erzeugungsprofil nicht mehr den Strombedarf wider, da die fluktuierenden erneuerbaren Energien (fEE) (Wind und Sonne), die verbleibende, durch die restlichen Kraftwerke zu deckende Last (auch Residuallast genannt) in ihrer Struktur stark beeinflussen. Im Ergebnis werden immer mehr Stromerzeugungskapazitäten benötigt, die Strommengen flexibel am Bedarf orientiert erzeugen können.
Die neuen Instrumente des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2014, aber auch schon des EEG 2012, greifen diesen Sachverhalt auf und setzen mit der Einführung neuer Vergütungsstrukturen den Anreiz, den Strom in Abhängigkeit des Strombedarfs zu erzeugen. Das EEG 2014 fokussiert, durch die Vergütungshöhen hervorgerufen, die Reststoff- und Abfallanlagen und insbesondere die Anlagen die organische Abfälle aus der „Biotonne" einsetzen.
Die unterstellten Potenziale für die in dieser Arbeit betrachteten Rest- und Abfallstoffe, mit einer Nutzung dieser von ca. 75 %, lassen knapp 9 TWhel im Jahre 2030 erwarten. Ob diese Strommengen mit einer Anlagenkapazität von 1 GWel in Grundlast oder sogar mit bis zu 6 GWel dem Energiesystem zur Absicherung der fluktuierenden erneuerbaren Energien bereitgestellt werden, ist eine Frage der umgesetzten Flexibilität und der damit verbundenen Kosten. Aufgrund dessen wurden die dafür notwendigen Berechnungen zur Ermittlung der Kosten der spezifisch erzeugten Energieeinheit durchgeführt. Hierbei standen Anlagen im Fokus der Betrachtung die tierische Exkremente, Bio- und Grünabfälle sowie Ernterückstände als Substrate zur Vergärung nutzen. Im nachfolgenden Artikel fließen die Ergebnisse einer umfangreichen Simulation des nationalen Kraftwerksparks in Abhängigkeit unterschiedlicher Flexibilität der Stromerzeugung aus Biogas ein. Darauf aufbauend wird die jeweilige Gasspeicherkapazität und Start/Stopp-Häufigkeit ermittelt, die sich wiederum auf die Erzeugungskosten auswirken. Dadurch wird es möglich die Stromerzeugungskosten für Vergärungsanlagen, die die genannten Rest- und Abfallstoffe einsetzen, in Abhängigkeit deren Flexibilität zu ermitteln und für das Jahr 2030 mit 60 % EE-Anteil zu beschreiben. Die Ergebnisse zeigen, dass mit Kostensteigerungen von unter 20 % bezogen auf die Stromerzeugungskosten in Grundlast enorm flexible Erzeugungsleistungen dem Energiesystem bereitgestellt werden können. Die Reststoff- und Ab-fallanlagen stellen eine CO2-arme Flexibilitätsoption für das Energiesystem der Zukunft mit hohen Anteilen an fEE dar.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: Biomasse-Forum 2014 (November 2014)
Seiten: 26
Preis inkl. MwSt.: € 13,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. Uwe Holzhammer
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Manuel Stelzer
Prof. Dr. Michael Nelles
Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin

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