In Österreich kommen verstärkt Kaffeekapseln auf den Markt, die als „kompostierbar“ bzw. „biologisch abbaubar“ gekennzeichneten werden. Diese Entwicklung wird von Konsumenten als positiv wahrgenommen, ist jedoch aus abfallwirtschaftlicher und umwelttechnischer Sicht als kritisch zu betrachten. Denn in bisherigen Studien (van der Zee & Molenveld 2020; Rameder 2018; Shrestha et al. 2020), war die Desintegration der zumeist aus PLA bestehenden Kapseln in Labor-versuchen und in der Praxis nach den Anforderungen der EN 13432 nicht in ausrei-chendem Maße gegeben. Die bisherigen Erkenntnisse werden durch die eigenen Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen an vier am österreichischen Markt erhältlichen „kompostierbaren“ Kaffeekapseln nur bestätigt. Erfahrungen der österreichischen Abfallwirtschaftsverbände zu dieser Thematik stützen im Wesentlichen die Erkenntnis, dass die derzeitige Entwicklung in Richtung biologisch abbaubare Kunststoffe für das Produkt Kaffeekapsel nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und Erfahrungen nicht sinnvoll erscheint.
Schätzungsweise 200 Millionen Kaffeekapseln werden in Österreich jährlich konsumiert. In den letzten Jahren ist vermehrt der Trend zu angeblich kompostierbaren Kaffeekapseln deutlich spürbar. Zum Teil unterstützt durch eine Vielzahl an Zertifizierungslogos werden mittlerweile allein im deutschsprachigen Raum mehr als 20 unterschiedliche Marken von „kompostierbaren“ bzw. „bioabbaubaren“ Kaffeekapseln angeboten. Diese von den Konsumenten als positiv wahrgenommene Entwicklung ist aus abfallwirtschaftlicher und umwelttechnischer Sicht als durchaus kritisch zu betrachten, weil u.a. die abfallwirtschaftliche Entsorgung nicht eindeutig organisiert ist.
Im Zuge der Literaturrecherche wurden die Homepages einige Anbieter dieser Kaffeekapseln näher beleuchtet. Die meisten Anbieter weisen – trotz Angabe des Zertifizierungslogos zur biologischen Abbaubarkeit – darauf hin, dass der Käufer die Empfehlungen des lokalen Entsorgungsunternehmens einholen soll, ob die Kapsel mit dem Biomüll entsorgt werden soll. Dieser durchaus wichtige Hinweis ist auf den Homepages mancher Anbietern nicht leicht zu finden. Einer der Anbieter gibt auf seiner Homepage explizit an, dass die Kapseln auf dem eigenen Komposthaufen entsorgt werden können. Ein weiterer Hersteller suggerierte, dass die Kapseln im eigenen Kompost kompostiert werden können, obwohl er gleichzeitig angibt, dass die Kompostierung nur in industriellen Kompostieranlagen erfolgen kann bzw. die Zertifizierung auch nur für eine industrielle Kompostierung Gültigkeit besitzt.
Die meisten der als biologisch abbaubar gekennzeichneten Kaffeekapseln sind aus PLA gefertigt. PLA (Polyactid, polylactic acid) gehört zu jenen Kunststoffen, die als komplett abbaubar gelten, wenn diese bei Temperaturen von > 60 °C in industriellen Kompostieranlagen behandelt werden. Dabei wird PLA in den ersten zwei Wochen der Kompostierung zunächst durch Hydrolyse in wasserlösliche Komponenten und Milchsäure zersetzt, anschließend erfolgt die Zersetzung
in CO2, Wasser und Biomasse durch eine Vielzahl an Mikroorganismen.
Bisherige Forschungsergebnisse lassen jedoch an der biologischen Abbaubarkeit von Kaffeekapseln zweifeln:
In einer von der Wageningen Universität ausgeführten Studie wurden neun verschiedene kompostierbare und nach EN 13432 zertifizierte Kunststoffprodukte (u.a. Kaffeekapseln) einer industriellen Kompostierung in einer Anlagen in den Niederlanden unterzogen. Während andere Kunststoffprodukte nach zwei Kompostierzyklen (ca. 22 Tage) nahezu vollständig zersetzt waren, war dies bei den Kaffeekapseln nicht der Fall. Der Großteil der Kaffeekapseln war noch intakt, das Material jedoch geschwächt und brach bei mechanischer Einwirkung.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben | |
Quelle: | Recy & Depotech 2020 (November 2020) | |
Seiten: | 8 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 4,00 | |
Autor: | Dipl.-Ing. Dr.mont. Alexia Tischberger-Aldrian Lisa Wiesenfellner Sophie Zirps Lisa-Maria Fellner | |
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