In einem Praxistest wurden Komposte aus acht verschiedenen Bioabfallbehandlungsanlagen mit vorgeschalteter Vergärungsstufe untersucht. Insgesamt wurden zehn Komposte (jeweils mit dreifacher Wiederholung) untersucht. Hierbei sollten Folienkunststoffe und insbesondere BAW-Folienpartikel identifiziert werden. Die Kunststoffpolymergruppenbestimmungen wurden von der Universität Bayreuth durchgeführt.
Die Anzahl Folienpartikel der Komposte (Mittelwert aus drei Wiederholungen) schwankte zwischen 2,3 und 74,3 Folienpartikeln je Liter Kompost. Der Flächensummenindex der Komposte schwankte zwischen 0,7 cm²/l FM und 13 cm²/l FM; der Mittelwertaller zehn Komposte lag bei 5 cm²/l FM.
In sieben der zehn Komposte konnten keine BAW-Partikel nachgewiesen werden. Die Anzahl der identifizierten BAW-Folien lag insgesamt bei den 30 Proben (dreifache Wiederholung) bei acht Stück. Der Anteil der BAW-Folienpartikel lag bei 1,8 %, das heißtüber 98 % der Folienpartikel waren aus PE oder anderen konventionellen Kunststoffen.
1 Hintergrund und Durchführung
Kunststoffe sind als Bestandteile im heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Dennoch wird in der gesellschaftlichen Diskussion der Einsatz von Kunststoffen mehr und mehr in Frage gestellt. Gerade Kunststoffe, und hierbei insbesondere Mikrokunststoff ein der Umwelt, werden besonders kritisch gesehen. Stand ursprünglich mehr die Kunststoffbelastung der Weltmeere im Vordergrund, werden gegenwärtig verstärktauch Kunststoffe in terrestrischen Ökosystemen thematisiert. Vor diesem Hintergrund hat das Thema Kunststoffe im Kompost eine besondere Bedeutung. Sowohl die Politikals auch die Gütesicherung durch die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) haben bereits reagiert und die entsprechenden Anforderungen verschärft. Nach Düngerecht dürfen nur noch maximal 0,1 % Gew.-% (bezogen auf die Trockenmasse TM)Folienkunststoffe im Kompost sein. Zudem wurde eine Absenkung der relevanten Teilchengrößen von Fremdstoffen von bisher 2 mm auf 1 mm vorgenommen. Die BGK hat bereits seit Mitte vergangenen Jahres die Flächensumme für Fremdstoffe von 25 cm²auf 15 cm² je Liter Substrat reduziert.
In diesem Zusammenhang gibt es in Deutschland nach wie vor eine heftige Diskussion über das Für und Wider des Einsatzes von kompostierbaren Bioabfallsammelbeuteln(BAW-Beutel) zur Bioguterfassung. Leider wird die Diskussion weniger von Fakten als von Vorurteilen bestimmt. Dies gilt insbesondere für die Behauptung, dass die Verwertungsanlagen den Abbau der BAW-Beutel in der Regel nicht in der vorgesehenen Behandlungszeit gewährleisten können.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH | |
Quelle: | 32. Abfall- und Ressourcenforum 2021 (Oktober 2021) | |
Seiten: | 14 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 7,00 | |
Autor: | Dr.-Ing. Michael Kern B.Sc. Falk Neumann Dipl.-Ing. Jörg Siepenkothen Dipl.-Ing. Thomas Turk Dr. Martin Löder | |
Artikel weiterleiten | In den Warenkorb legen | Artikel kommentieren |
Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven für die Kompostwirtschaft
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (10/2021)
Die Bioabfallwirtschaft hat sich als zentrale Säule der modernen Kreislaufwirtschaft etabliert. Natur- und Umweltverbände wie der NABU und die DUH fordern einen Ausbau der getrennten Erfassung von Bioabfällen.
Leitfaden zu einem Qualitätsmanagement der sortenreinen Bioguterfassung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (10/2021)
Biotonneninhalte weisen immer häufiger Fremdstoffgehalte auf, die eine Eignung zur Erzeugung hochwertiger Dünger einschränken oder sogar verunmöglichen. Die sortenreine Bioguterfassung ist offensichtlich kein Selbstläufer. Die BGK plädiert bei der getrennten Sammlung daher für ein gezieltes Qualitätsmanagement. Sie hat dazu eine „Orientierungshilfe für qualitätssteigernde Maßnahmen“ erstellen lassen. Die wesentlichen Aspekte werden in diesem Beitrag dargestellt.
Können Fremdstoffe bei der Biogutbehandlung wirksam entfernt werden?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2020)
Fremdstoffe, insbesondere Fragmente von Folien und Glas, sind wesentliche Hemmnisse für die Vermarktung von Komposten aus Biogut. Deshalb ist auf den Behandlungsanlagen ein gezieltes Fremdstoffmanagement notwendig, dessen Erfolg im Wesentlichen von der technischen Ausstattung und dem praktischen Betrieb der Anlage bestimmt wird.
Erfassung und Qualität von haushaltsstämmigen Bioabfällen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2018)
Die getrennte Erfassung von Bioabfällen ist ein zentrales Standbein der Recyclingwirtschaft in Deutschland. Mit ca. 10 Millionen Mg getrennt gesammelter Bio- und Grünabfälle (Bio- und Grüngut) bzw. rund 125 kg je Einwohner und Jahr stellen diese Fraktionen insgesamt die größte getrennt erfasste Wertstofffraktion innerhalb der Siedlungsabfälle dar. Es ist aber auch bekannt, dass die in den Restabfällen enthaltenen Bioabfälle in der Regel ebenfalls die größte nicht getrennt erfasste Wertstofffraktion sind.
Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) und Mikrokunststoffe – Problem oder Lösung?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2018)
Zertifiziert biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) werden aufgrund ihrer chemischen Struktur in industriellen Kompostieranlagen vollständig durch natürlich vorkommende Mikroorganismen zu Kohlendioxid und Biomasse abgebaut. Durch den vollständigen biologischen Abbau verbleibt kein Mikroplastik im Kompost. Der Einsatz von BAW-Beuteln kann zu einer Verringerung der Fehlwurfrate beitragen, da weniger nicht-abbaubare, konventionelle Beutel zur Sammlung von organischen Abfällen im Haushalt verwendet werden. Somit leisten BAW einen Beitrag bei der Vermeidung von Mikroplastikpartikeln im Kompost.