Die schadstoffbestimmte und schadstofffrachtbezogene Problematik der Abfallwirtschaft ist einer der dominierenden Faktoren der gesamten Umwelt-Diskussion. Erkenntnisse und Problemlösungen der Abfallwirtschaft haben nachhaltig die Entwicklung der gesamten Umwelttechnologie beeinflußt und waren oft die Keimzelle für Denkprozesse und Fortschritte in den anderen Umweltbereichen. Dies gilt auch insbesondere für die Ableitung des produktionsintegrierten Umweltschutzes. Die Bedeutung der Abfallwirtschaft beruht darauf, daß bei der Analyse der Abfallzusammensetzung und der Abfällströme die stoffbezogene Gesamt-Umweltproblematik, das heißt der eigentliche Stofffluß dieser Industriegesellschaft erkennbar wird. Diese Betrachtungsweise hat die Umsetzung des technischen Umweltschutzes stark und nachhaltig beeinflußt. Die schadstoffbezogenen und schadstofffrachtgeleiteten Diskussionen der Abfallwirtschaft, die Standards der Behandlungsverfahren und die technischen Regelwerke für die eingesetzten Technologien haben in andere Umweltbereiche ausgestrahlt und dort den Stand der Technik mitbestimmt. Sie sind somit der Motor schlechthin für umweltrelevante Parameter und Standardsetzungen.
Doch die Zeiten ändern sich. Bevor sich Umweltschutz auszahlen kann, muß Geld investiert werden, und das wird immer knapper. Dieser Umstand ist für manche Vertreter aus Verwaltung und Politik derzeit ein willkommener Vorwand, um unter fadenscheinigen Argumenten, insbesondere kurzsichtigen Kostengründen, die gesamte Umweltproblematik mit aller Kraft in den Hintergrund zu drängen. Dies ist auch das Motiv für intensive Versuche, die Umweltproblematik der Abfallwirtschaft systematisch zu verniedlichen und insbesondere die schadstoffrelevanten Fakten der Abfallwirtschaft zu ignorieren.
Die Strategie ist leicht zu durchschauen: Ist einer der zentralen Pfeiler der Umweltpolitik erst zerstört, kann das gesamte Gebäude der Umweltschutzes leicht geschliffen werden. Befremdlich jedoch ist, daß ausgerechnet das Bundesministerium für Umwelt dem nicht deutlich entgegentritt. Wie sonst ist die geballte Ablehnung zu erklären, mit der insbesondere aus dem Ministerium eine dringend erforderliche Stoffdiskussion verhindert wird? Was ist davon zu halten, wenn eine solche Diskussion wider besseres Wissen mit Verweis auf angeblich nicht sachgerechte und angeblich rechtswidrige Lösungsvorschläge regelmäßig abgeblockt wird? Die Verhinderung einer von den Ländern und Kommunen geforderten Novellierung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes und die kürzlich erfolgte Vorlage einer aus Sicht des Vollzuges unzureichenden Gewerbeabfallverordnung laufen darauf hinaus, daß der Scheinverwertung und somit einer Umweltverschmutzung mit größtmöglichem Schadstoffaustrag in die verschiedenen Umweltmedien der Weg geebnet wird.
Dr. Harald Friedrich, Abteilungsleiter Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft im Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen
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Quelle: | 04/2001 - Gewerbeabfallverordung (November 2001) | |
Seiten: | 1 | |
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Zukunft der nachhaltigen Abfallwirtschaft in Nordrhein-Westfalen
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Am Roten Faden arbeiten“ titelte der Rat für Nachhaltige Entwicklung seine Stellungnahme zum Fortschrittsbericht 2004 der Bundesregierung. Dieses Motto möchte ich für meinen Vortrag für die 9. Münsteraner Abfallwirtschaftstage aufgreifen – es verknüpft das auf Langfristigkeit angelegte, konzeptionell übergreifende Leitbild der Nachhaltigkeit, das die Weltkonferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro beschlossen hat, mit konkreten Handlungsschritten – und bestimmt meine Umweltpolitik für Nordrhein-Westfalen. In der Abfallwirtschaft bedeutet Nachhaltigkeit Ressourcenschonung durch Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft. Dieses langfristige Ziel lässt sich nur erreichen, wenn wir es mit konkreten Maßnahmen füllen und uns bei jedem Schritt vergegenwärtigen, dass dieses Ziel die verschiedensten Interessen berührt und damit Zielkonflikte und Widersprüche unausweichlich sind.
Hoffen auf Wunder bei der Altfahrzeugentsorgung?
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Deponien als Ultima ratio der Entsorgung von Automüll aus Demontage- und Shredderanlagen haben in Deutschland ab Mitte dieses Jahres ausgedient. Schon ein Jahr später kann die Automobilindustrie dann zeigen, ob die Kreislaufwirtschaft mehr ist, als eine unverbindliche Idee in einem Gesetzestext. Dann kommt es erstmals zum Schwur im Hinblick auf die dann zu erfüllende stoffliche und energetische Verwertungsquote von Altfahrzeugen in der europäischen Altfahrzeug-Richtlinie. Zusätzlich sollen noch die hohen Verwertungs- und Recyclingquoten für Elektronikschrott eingehalten werden. Bei Altfahrzeugen greift dann die Produktverantwortung der Hersteller und Importeure doppelt.
Abfallwirtschaft in Entwicklungsländern
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Das Thema Abfallwirtschaft beschäftigt z. Z. auch viele Entwicklungsländer und werden dringend angepasste kostengünstige Lösungen und Technologien gesucht. Es fehlen die Gesetze, das Know-how und die Finanzen, welche tatsächlich zum Aufbau eines nachhaltigen Abfallwirtschaftssystems notwendig sind. Die unsortierten Siedlungsabfälle und größten Teil der Sonderabfälle landen auf den unkontrollierten brennenden Deponien.
Chance für mehr ökologische Produkte
© Rhombos Verlag (6/2002)
Die Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft umfaßt mehr als den betriebsbezogenen Umweltschutz, der seit Jahren zunehmend erfolgreich praktiziert wird.