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Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine wurde prognostiziert, dass die stark gestiegenen Düngemittelpreise aufgrund anderer Faktoren auf dem Weltmarkt bis zum Ende des Jahres 2022 wieder sinken würden.
Doch der Krieg hat alles verändert, auch den Welthandel für Mineraldünger. Durch die hochgeschnellten Düngerpreise ist der verstärkte Einsatz von heimischen, organischen Düngern eine wichtige Option für die Landwirte.
Die Düngemittelpreise sind nicht nur extrem gestiegen, sondern werden auf unabsehbare Zeit hoch bleiben. Davon ist nicht nur der in seiner Herstellung energieintensive Stickstoffdünger, sondern auch Phosphat und Kalium betroffen.
Stickstoff
Als sich am 07. März 2022 der Erdgaspreis von 71 Euro je MWH (Megawattstunde) gegenüber dem Vormonat auf 219 Euro verdreifachte, schlug dies gleich auf die Stickstoffdüngerpreise durch. So stiegen z. B. an den ägyptischen Exporthäfen die Harnstoffpreise von 370 USD je Tonne (t) auf 950 USD/t und im Mittleren Osten verteuerte sich Harnstoff von 317 USD/t auf 872,50 USD/t. Damit ist eine Preisentwicklung auf einen stetigen Preis auf deutlich über 2 Euro/kg Stickstoff möglich.
Phosphat
Ähnlich stark war der Preisanstieg für Diammonphosphat oder DAP. Hier gingen die Preise am US-Terminmarkt in Nola von 700 USD/t auf 910 USD/t nach oben. Sollte China später im Jahr mit seinem Phosphat und Harnstoff auf den Markt kommen, was knapp ein Drittel des weltweit ge-handelten Phosphats ausmacht, könnte sich die Situation etwas entspannen. Doch bereits im letzten Jahr hatte China vorübergehend einen Exportstopp für Phosphor und andere Düngemittel verhängt, begründet mit sehr hohen Produktions-kosten für Düngemittel und einer unzureichenden Versorgung der eigenen Landwirtschaft.
Kalium
Rund 40 Prozent der weltweiten Kaliexporte stammen aus Russland und Belarus. Somit besteht auch für diesen Nährstoff das Potential für lang anhaltend hohe Preise. Bereits Ende 2021 kostete die Tonne Kali 370 Euro/t. Das sind 140 Euro/t bzw. 60 % mehr als im Jahr zuvor und bedeutet ein 13-Jahres-Hoch. Ausgelöst hatten das die US-Sanktionen gegen den belarussischen Kali- Exporteur Belaruskali, der etwa 15 % des Weltbedarfs an Kalidüngemitteln deckt.
Preisentwicklung und Produktionskosten
Am Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine explodierten die Preise für Getreide, Mais und Ölsaaten an den internationalen Börsen. Seither schwanken die Kurse extrem stark auf Grund der Verunsicherung über die Auswirkungen des Krieges. Russland ist die Nummer 2 und die Ukraine die Nummer 4 für den Export von Getreide am Weltmarkt. Die Ukraine ist weltweit der viertgrößte Exporteur für Mais, der gerade in der EU zur Futterversorgung eingesetzt wird. Brasilien ergänzt zwar diese Lieferungen erfahrungsgemäß im späten Frühjahr, da aber derzeit Trockenheit herrscht und Russland deren größter Düngerlieferant ist, ist auch diese Erwartung zurückzusetzen.
Die Landwirte können nun die hohen Preise für Diesel und Mineraldünger in Kauf nehmen und auf hohe Verkaufspreise für die Ernte spekulieren, wenn überhaupt Mineraldünger weiterhin im gewohnten Umfang zur Verfügung stehen. Allerdings führen die vielfältigen Zusammenhänge des Welthandels und der Ausschluss Russlands vom Zahlungsverkehr SWIFT auf unbestimmte Zeit zu extremen Verunsicherungen und unvorhersagbaren Schwankungen. Von daher gilt es die Produktionskosten so weit wie möglich im Rahmen zu halten, indem z. B. die Düngung weitestgehend reduziert wird. Vor allem aber wird unter diesen Umständen der Einsatz von heimischen organischen Düngern attraktiv.
Düngewert von Kompost und Gärprodukten
Somit sind aufgrund der rasanten Preisentwicklung für mineralische Düngemittel, der unsicheren Lage zu deren Verfügbarkeit und den steigenden Energiepreisen organische Dünger wie Komposte und Gärprodukte schon allein aus rein ökonomischen Gründen und der regionalen Verfügbarkeit zunehmend gefragt und eine echte Alternative zum Einsatz von Mineraldüngern.
Bereits seit vielen Jahren wird beispielsweise in den Prüfzeugnissen der RAL-Gütesicherung ein Düngewert für Kompost bzw. für Gärprodukte anhand der festgestellten Nährstoffgehalte berechnet und mit ausgewiesen. Diese Preisermittlung basiert auf dem Vergleich mit Einzelnährstoffpreisen der verschiedenen Mineraldüngemittel, die quartalsweise anhand von Mittelwerten der Landhandelspreise aktualisiert werden.
Die rasante Entwicklung der Nährstoffpreise in den letzten Wochen hat sich bei dieser Betrachtung noch nicht in vollem Umfang auf die berechneten Düngewerte für Kompost oder Gärprodukte niedergeschlagen.
Bei der Aktualisierung der Nährstoffpreise im Dezember 2021 lagen diese im Mittel bei 1,78 Euro/kg Stickstoff, 1,07 Euro/kg Phosphat und 0,83 Euro/kg Kali. Bis Anfang März 2022 sind die-se weiter massiv gestiegen. Aktuell verfügbare Zahlen liegen bei 2,39 Euro/kg Stickstoff, 1,33 Euro/kg Phosphat und 0,99 Euro/kg Kali. Eine langjährige Übersicht zur Entwicklung der Düngerpreise zeigt die Abbildung 1.
Am Beispiel eines Bioabfallkompostes (siehe Ta-belle 1) mit durchschnittlichen Nährstoffgehalten ergibt sich unter Annahme der aktuellen Dünger-preise im März 2022 ein reiner Nährstoffwert von mehr als 19 Euro/t Frischmasse. Für ein flüssiges Gärprodukt wären entsprechend rund 13 Euro/m3 als Düngewert anzusetzen. Bei der Berechnung des Wertes ist der verfügbare Stickstoff berücksichtigt worden, nicht der Gesamtgehalt.
In dieser Berechnung ist die zusätzliche bodenverbessernde Wirkung von Kompost und Gärprodukten durch die Zufuhr von organischer Substanz noch ebenso wenig berücksichtigt, wie die ebenfalls enthaltenen Mikronährstoffe.
Fazit
Die weitere Entwicklung der Nährstoffpreise ist offen. Mit einer schnellen Entspannung der Lage am Mineraldüngermarkt ist perspektivisch nicht zu rechnen. Damit muss über Alternativen und den verstärkten Einsatz von regionalen und nachhaltigen Düngemitteln aus der Kreislaufwirtschaft nachgedacht werden. Das wird die Wertschätzung der Landwirtschaft für organische Dünger wie Kompost oder Gärprodukte zunehmend steigern. [Quelle: Agrarheute] (LN/TJ)
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