Der ausgediente Laptop hat es noch in sich

Projekt an der Fachhochschule MĂĽnster hat die RĂĽckgewinnung von Spurenelementen zum Ziel


Münster (4. September 2012). Upgrade bedeutet Verbesserung. Und genau darum geht es im gleichnamigen Projekt, das Prof. Dr. Sabine Flamme vom Labor für Abfallwirtschaft, Siedlungswasserwirtschaft, Umweltchemie (LASU) am Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Münster gemeinsam mit Prof. Dr. Vera Rotter von der TU Berlin koordiniert. Denn „Integrierte Ansätze zur Rückgewinnung von Spurenmetallen und zur Verbesserung der Wertschöpfung aus Elektro- und Elektronikaltgeräten“ – so der ausführliche Projekttitel – sollen knapper werdende Rohstoffe in den Kreislauf zurückführen.
„Elektronische Geräte haben einen immer kürzeren Lebenszyklus“, sagt Flamme. Schätzungen gehen von über einer Million Tonnen Elektronikschrott allein in deutschen Haushalten aus. Jeder ausrangierte Laptop aber birgt noch Tantal, jeder Flachbildfernseher Indium. Beide Stoffe gehören zu jenen Metallen, die nur in sehr geringen Konzentrationen in der Erdkruste vorkommen. „Zukunftstechnologien aus unterschiedlichen Lebensbereichen wie Energieversorgung, Mobilität, Kommunikation und Unterhaltung sind aber auf solche seltenen Metalle angewiesen“, erklärt die Expertin für Ressourcen- und Stoffstrommanagement. Häufig fallen diese Stoffe nur als Koppelprodukte anderer Elemente an. Die Gewinnung ist nicht selten mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Die unzureichende Erfassung und fehlende Recyclingtechnologien sind nur zwei Ursachen dafür, warum diese Elemente und Verbindungen bisher nur ansatzweise in den Kreislauf zurückfließen.

„Vor allem weil Deutschland ein rohstoffarmer High-Tech-Standort ist, sind intelligente Lösungen aber notwendig – um die Versorgung mit diesen Ressourcen sicherzustellen und die Abhängigkeit von Importen zu verringern“, so Flamme. Elektro- und Elektronikaltgeräte seien eine wichtige Quelle, weil ihr Wertstoffgehalt hoch sei. Einzelne Bauteile wie Leiterplatten, Batterien oder LEDs setzen sich aus bis zu 40 verschiedenen chemischen Elementen zusammen. Für wichtige funktionstragende Metalle und Halbleitermetalle mit hoher wirtschaftlicher Bedeutung ist Elektronik einer der zentralen Endverbrauchssektoren. Deshalb spielen diese Produkte eine zentrale Rolle in vielen Rohstoffzyklen.

Neben der traditionellen Gewinnung von seltenen Metallen für die Industrie sehen Experten jedoch langfristig die größeren Potenziale im Ausbau der Kreislaufwirtschaft und der Verbesserung der Ressourceneffizienz. Denn verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass trotz vorhandener Erfassungssysteme wichtige Inhaltsstoffe nach der Nutzung von Elektro- und Elektronikgeräten verlorengehen. Aufgabe des vom LASU maßgeblich mitinitiierten Projekts ist es nun, Elektroaltgeräte ressourcenorientiert besser zu erfassen, die Rückgewinnung in bereits existierenden Recyclingsystemen zu optimieren, Verluste zu minimieren und Kreisläufe zu schließen.
Bisherige Anreicherungsverfahren der Rohstoffe zu optimieren und neue zu entwickeln – diese Aufgaben stehen im Mittelpunkt des Projekts. „Vorhandene Ansätze zielen nämlich nur unzureichend auf Spurenmetalle“, sagt Flamme. Dazu zählen Antimon, Gallium, Germanium, Indium, Kobalt, Seltene Erden, Tantal und Zinn. „Wenn wir damit unabhängiger von Rohstoffimporten würden und die Umweltbelastung bei der Primärproduktion reduzieren könnten, dann wäre das Projektziel erreicht.“ Ein Anliegen, das ohne Partner nicht erfolgreich sein kann. Deshalb sind weitere Forschungseinrichtungen und Projektpartner aus der Praxis mit im Boot, wie die TU Berlin und Recyclingfirmen. Gemeinsam analysieren sie experimentell die Stoffströme von Spurenmetallen. Am 1. August ist das dreijährige vom BMBF geförderte Projekt gestartet, am 11. September findet der erste Workshop auf der Electronic Goes Green in Berlin statt.
 
Quelle: FH MĂĽnster



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