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AbschlusserklÀrung der G7 Klimaschutz-, Energie und Umweltminister mit erstmaligem Bekenntnis zum Kohleausstieg
Das Treffen der G7 Klimaschutz-, Energie und Umweltminister ist heute
mit einer Einigung auf eine AbschlusserklÀrung zu Ende gegangen, die
ein starkes Signal fĂŒr mehr Klimaschutz mit Blick auf die 1,5 Grad
Grenze und SolidaritÀt mit den am stÀrksten vom Klimawandel betroffenen
LĂ€ndern sendet. Damit haben die G7 auch die Weichen gestellt, um
dringend notwendige Fortschritte im Kreis der G20 und bei der nÀchsten
Weltklimakonferenz COP27 anzustoĂen. Die Klima- und Energiekrise, das
massenhafte Artenaussterben und die Verschmutzungskrise machen keine
Pause und verschÀrfen sich mit jedem Tag des Zögerns. Lösungen gelingen
nur mit internationalen Absprachen und in enger Zusammenarbeit. Dieses
starke Signal der Geschlossenheit und das Bekenntnis fĂŒr mehr Klima- und
Umweltschutz ist die Botschaft des zweitÀgigen G7 Klimaschutz-, Energie
und Umweltministertreffens in Berlin.
Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert
Habeck: "Wir gehen die globalen Krisen gemeinsam an. Die G7 halten auch
in diesen schwierigen Zeiten Kurs und senden ein starkes Signal fĂŒr mehr
Klimaschutz. Die G7 verpflichten sich erstmalig zum Ziel einer
ĂŒberwiegend dekarbonisierten Stromversorgung bis 2035. Sie bekennen sich
auĂerdem erstmalig dazu, ihre Kohleverstromung zu beenden. Das sind
enorme Fortschritte und diese sind in diesen Tagen und vor dem
Hintergrund des grausamen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine
wichtiger denn je. Klimaschutz, Kohleausstieg und Ausbau der
Erneuerbaren Energien sind Fragen der nationalen, europÀischen und
internationalen Energiesicherheit, die wir gemeinsam entschlossen
vorantreiben mĂŒssen."
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Ich fahre nach diesem G7-Treffen mit einem guten GefĂŒhl nach Hause. Trotz des fĂŒrchterlichen Kriegs Russlands gegen die Ukraine, trotz der Pandemie und Diskussionen ĂŒber Energiesicherheit, setzt die Staatengemeinschaft ein starkes Signal fĂŒr mehr Umwelt- und Naturschutz. Es ist kein verzagtes Weiter-so, sondern ein mutiges Jetzt-erst-recht. Die G7 Staaten sind fĂŒr einen groĂen Teil des weltweiten Ressourcenverbrauchs und damit auch fĂŒr die damit verbundenen SchĂ€den an Klima und Umwelt verantwortlich. Es ist daher dringend geboten, dass wir schonender und nachhaltiger mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen. Die G7 stehen zu dieser Verantwortung. Ich freue mich sehr, dass wir engagierte Schritte fĂŒr mehr BiodiversitĂ€tsschutz an Land und in den Meeren verabredet haben. Und dass wir uns einig sind, wertvolle Ressourcen immer besser in KreislĂ€ufen zu nutzen. Die G7 handeln als starke Partner Hand in Hand â und gehen gemeinsam gegen die globalen Krisen vor."
Im Einzelnen:
Die Kernergebnisse im Energie- und Klimabereich lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- 2030
Klimaziele: Die G7 verpflichten sich, ihre Klimaambitionen zu steigern,
indem sie beispielsweise sektorale Ziele stÀrken (zum Beispiel
Erneuerbare Energien-Ziel), nicht-CO2-Subziele aufstellen (zum Beispiel Methan) oder die Implementierung der 2030 Klimaziele (NDCs) beschleunigen.
- Loss and Damage: Die G7 erkennen erstmalig an, dass sie vulnerable LĂ€nder im Umgang mit SchĂ€den und Verlusten durch den Klimawandel stĂ€rker unterstĂŒtzen mĂŒssen.
- Klimafinanzierung: Die G7 verpflichten sich erstmalig, die Klimafinanzierung fĂŒr Anpassung in EntwicklungslĂ€ndern bis 2025 gemeinsam mit anderen Staaten zu verdoppeln. Die G7 rufen die Multilateralen Entwicklungsbanken dazu auf, bis zur COP27 PlĂ€ne vorzulegen, wie sie ihre Portfolios mit 1.5 Grad Celsius in Einklang bringen, und eine gemeinsame Methode zur Berichterstattung festzulegen. Die G7 stimmen einem Fortschrittsbericht zur Umsetzung der 100 Milliarden zu, der sich auf die 10 Aktionen aus dem Delivery Plan fokussiert.
- Dekarbonisierung des Stromsektors/Kohleausstieg: Die G7 verpflichten sich erstmalig zum Ziel einer ĂŒberwiegend dekarbonisierten Stromversorgung bis 2035. Sie bekennen sich auĂerdem erstmalig dazu, ihre Kohleverstromung zu beenden.
- Ende int. Finanzierung fossiler EnergietrÀger: Die G7 (erstmalig Japan) verpflichten sich, die direkte internationale öffentliche Finanzierung fossiler EnergietrÀger bis Ende 2022 zu beenden. Die Verpflichtung beinhaltet Ausnahmen in limitierten FÀllen, wenn diese im Einklang mit 1,5 Grad Celsius und dem Pariser Abkommen stehen. Die G7 weisen in diesem Kontext auf die Wahrung nationaler Sicherheit und geostrategischer Interessen hin.
- Fossile Subventionen: Die G7 bekrÀftigen ihre Verpflichtung, "ineffiziente" fossile Subventionen bis 2025 zu beenden. Zur StÀrkung der Transparenz streben sie 2023 eine Berichterstattung hinsichtlich dieser Verpflichtung an und ziehen die Entwicklung gemeinsamer öffentlicher Inventare fossiler Subventionen in Betracht. Die G7 erkennen erstmals an, dass fossile Subventionen inkompatibel mit den Zielen des Pariser Abkommens sind.
- Dekarbonisierung des Verkehrssektors: G7 verpflichten sich erstmals, bis 2030 einen in hohem MaĂe dekarbonisierten Verkehrssektor zu erreichen. DafĂŒr bekennen sie sich dazu, den Verkauf, Anteil und Benutzungsgrad von Zero Emission Vehicles im laufenden Jahrzehnt bedeutsam zu erhöhen.
- Dekarbonisierung Industrie: Die G7 vertiefen die Zusammenarbeit in der G7 Industrial Decarbonization Agenda. In einem Annex zum CommuniquĂ© einigen sich die G7 auf ein gemeinsames VerstĂ€ndnis fĂŒr die Definition fast emissionsfreier Produktion von Stahl und Zement und eine "Policy Toolbox" zur Industriedekarbonisierung.
- Wasserstoff: Die G7 launchen den G7 Hydrogen Action Pact zur Kooperation in Markthochlauf, Entwicklung, Regulierung und Förderung von Wasserstofflieferketten.
- Klimapartnerschaften/JET-Ps: Die G7 wollen Partnerschaften mit ausgewĂ€hlten Entwicklungs- und SchwellenlĂ€ndern eingehen. Diese Partnerschaften sind inspiriert von der Just-Energy-Transition-Partnerschaft mit SĂŒdafrika. Multilaterale Entwicklungsbanken und Privatsektorfinanzierung sollen einen Beitrag leisten.
- Klimaclub: G7 Klima- und Energieminister*innen betonen Wert multilateraler Initiativen zur Einhaltung des 1,5 Grad Limits und der Implementierung des Pariser Abkommens und hatten erste Diskussionen zum Vorschlag zur GrĂŒndung eines Klimaclubs. Sie betonen, dass der Klimaclub zur Dekarbonisierung der Industrie beitragen kann.
Die Kernergebnisse im Umweltbereich lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- BiodiversitÀt:
Der wichtigste politische Erfolg angesichts des massenhaften
Artenaussterbens ist die Einigkeit im Kreis der G7 beim
BiodiversitÀtsschutz. Die Botschaft ist klar: noch in diesem Jahr muss
ein neuer globaler Rahmen fĂŒr den BiodiversitĂ€tsschutz verabschiedet
werden. Die Weltnaturschutzkonferenz muss deshalb 2022 stattfinden. Das
globale Artenaussterben schreitet schnell voran, die Folgen sind
dramatisch. Einen weiteren Aufschub darf es nicht geben. Dazu bekennen
sich die G7-Staaten. Die G7 betonten auĂerdem die möglichen positiven
Wirkungen zwischen BiodiversitĂ€tsschutzmaĂnahmen und Pandemievorsorge.
- Artenschutz-Finanzierung: Die nationale und internationale Finanzierung fĂŒr die Natur soll bis 2025 erheblich erhöht werden. Die G7 verpflichten sich, finanzielle Mittel aus allen, auch öffentlichen Quellen zu mobilisieren. Auf internationaler Ebene wird damit ein wichtiges Signal fĂŒr die Verhandlungen des globalen BiodiversitĂ€tsrahmens und die Erhöhung der Haushaltsmittel fĂŒr die internationale BiodiversitĂ€tsfinanzierung gegeben.
- NatĂŒrlicher Klimaschutz: Die G7 verpflichteten sich zur Umsetzung von MaĂnahmen des natĂŒrlichen Klimaschutzes unter BerĂŒcksichtigung robuster Sozial- und Umweltstandards. Hierzu hat das BMUV gerade erst einen nationalen, mit vier Milliarden Euro unterlegten Aktionsplan vorgestellt. WĂ€lder und Moore zu schĂŒtzen und zu renaturieren, bindet CO2, trĂ€gt also zur Erreichung der Klimaziele bei. Gleichzeitig wird die Artenvielfalt gestĂ€rkt.
- Meeresschutz: Die G7 geben ein gemeinsames Signal fĂŒr ambitionierten Meeresschutz und haben einen Ocean Deal als verbindliches Instrument zum Schutz der BiodiversitĂ€t auf Hoher See sowie Umweltstandards fĂŒr einen potentiellen Tiefseebergbau abgeschlossen. KĂŒnftig werden die G7-LĂ€nder Tiefseebergbau nur unterstĂŒtzen, wenn ernste UmweltschĂ€den ausgeschlossen sind. Die Antarktis wird als hochsensibles und artenreiches Ăkosystem mit einer zentralen Rolle fĂŒr das globale Klimasystem anerkannt und die Ausweisung streng geschĂŒtzter Meeresschutzgebiete befĂŒrwortet.
- Plastikverschmutzung: Es wurde eine Selbstverpflichtung der G7-LĂ€nder auf MaĂnahmen gegen die Plastikverschmutzung beschlossen, noch bevor ein globales Abkommen verabschiedet wird. Dabei geht es insbesondere darum, unnötiges und problematisches Plastik zu bannen und die tatsĂ€chlichen Kosten der UmweltschĂ€den zu benennen. Es geht auch und um das Ziel der Internalisierung beim Verursacher, der Förderung der Transparenz in den Lieferketten und der Nachverfolgbarkeit von Plastikprodukten und -abfall.
- Ressourceneffizienz: Mit der "Berlin Roadmap" haben die G7 einen ambitionierten dreijĂ€hrigen Arbeitsplan mit konkreten MaĂnahmen zu einer besseren Ressourceneffizienz beschlossen. In allen relevanten Sektoren soll die Zusammenarbeit mit dem Ziel einer wirklichen Kreislaufwirtschaft intensiviert werden. Die G7-Staaten erkennen den Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und der globalen Dreifachkrise von BiodiversitĂ€ts-, Klima- und Verschmutzungskrise an, und stellen fest, dass das aktuelle Niveau des globalen Ressourcenverbrauchs nicht nachhaltig und ein RĂŒckgang des Ressourcenkonsums notwendig ist.
- Chemikalien: Die G7 haben MaĂnahmen zur StĂ€rkung des globalen nachhaltigen Chemikalienmanagements vereinbart. Diese BekrĂ€ftigungen der G7 geben RĂŒckenwind fĂŒr die globale Chemikalienkonferenz unter deutschem Vorsitz im nĂ€chsten Jahr in Bonn.
- Die zentralen Ergebnisse des Treffens wurden in einem gemeinsamen Kommuniqué festgehalten. Der ErklÀrung ist ein klares Bekenntnis der SolidaritÀt mit der Ukraine vorangestellt.
Link zur Originalnnachricht >>>
G7-Abschlussdokumente 2022 >>>
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