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Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung soll die Ökosysteme in ihrer Klimaschutzleistung stärken und die Folgen der Klimakrise mildern
Bundesumweltministerin Lemke hat heute den Entwurf für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) im Rahmen eines Moorbesuchs in den Möllmer Seewiesen bei Oranienburg (Brandenburg), einem vom BMUV
geförderten Pilotprojekt, vorgestellt. Natürlicher Klimaschutz
verbindet Klimaschutz mit Naturschutz und nutzt gezielt Synergien, um
der ökologischen Doppelkrise aus Erderhitzung und Artenaussterben
entgegenzuwirken. Ziel des Programms ist es, Ökosysteme zu stärken,
wiederherzustellen und zu bewahren, damit sie gleichzeitig Klimaschützer
und Lebensraum für Pflanzen und Tiere bleiben. Bis 2026 stellt die
Bundesregierung hierfür vier Milliarden Euro für den Natürlichen
Klimaschutz bereit.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Hitze, Dürre, Waldbrände – auch
dieser Sommer zeigt, dass die Klimakrise endgültig in Deutschland
angekommen ist. Es ist höchste Zeit, darauf zu reagieren: Ich möchte die
Natur stark machen, damit sie uns gegen die Klimakrise hilft. Wälder
und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer, naturnahe Grünflächen in
der Stadt und auf dem Land: Sie alle können Kohlendioxid aus der
Atmosphäre binden und langfristig speichern. Sie wirken zudem als Puffer
gegen Klimafolgen, indem sie zum Beispiel Wasser in der Landschaft
halten und bei Hitze für Abkühlung sorgen. Deshalb machen wir mit dem
Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) Ökosysteme stark und verbinden Klimaschutz mit Naturschutz. Wir müssen die Natur schützen, damit sie uns schützen kann."
Durch die Erderhitzung verändern sich Lebensbedingungen schneller als
sich Ökosysteme anpassen können. Zudem setzen beispielsweise
entwässerte Moore innerhalb kurzer Zeit große Mengen Kohlenstoff als
Treibhausgase frei, den sie zuvor über Jahrtausende gebunden haben.
Ähnliches geschieht in unseren Wäldern bei Waldbränden und großflächigem
Holzeinschlag auf Schadflächen. Das verstärkt die Klimakrise.
Natürlicher Klimaschutz verbindet Naturschutz mit Klimaschutz und sorgt
zudem vor, die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern: Moore, Auen,
Wälder, aber auch grünere Städte können mehr Wasser in der Landschaft
speichern und zudem vor Überflutungen schützen. Sie bieten Mensch und
Tier kühlere Rückzugsorte. Natürlicher Klimaschutz zahlt sich also
doppelt aus. "Wie gut das gelingen kann, zeigt die Wiedervernässung von
Mooren, wie zum Beispiel die Möllmer Seewiesen in Brandenburg. In einem
der trockensten Gebiete Deutschlands bietet dieses Projekt neuen
Lebensraum für Pflanzen und Tiere und zudem Erholung für den Menschen.
Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer," so Lemke.
Das bereits im Koalitionsvertrag vereinbarte ANK
bildet einen zentralen Baustein der Klimapolitik der Bundesregierung.
Bis 2026 stehen vier Milliarden Euro für 64 Maßnahmen in zehn Bereichen
des Natürlichen Klimaschutzes zu Verfügung. Zahlreiche Vorschläge und
Ideen anderer Akteure und Ressorts sind in diesen ersten Entwurf bereits
eingeflossen, ab der kommenden Woche können Länder, Verbände und
Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen einbringen.
Hintergrundinformationen:
Das vom BMUV
geförderte Moorprojekt Möllmer Seewiesen ist Teil eines
Verbundvorhabens, das auch Impulse liefert für eine klimaverträgliche,
moorbodenerhaltende Landwirtschaft. Das Pilotvorhaben besteht aus drei
Projektgebieten die als funktional abgegrenzte Gebiete insgesamt 33.414
Hektar (ha) umfassen. Darin eingebettet sind die Moore mit den rund 749
Hektar Maßnahmenflächen im Rhinluch, den Möllmer Seewiesen und im
Randow-Welsebruch im nördlichen Brandenburg. Die zahlreichen kleineren
Verlandungsmoore Brandenburgs werden durch die Möllmer Seewiesen
repräsentiert. Die etwa 60 Hektar große Moorniederung in einem Seitental
der Schnellen Havel bei Oranienburg ist ein sehr verbreiteter Moortyp
in der Jungmoränenlandschaft. Aufgrund der Vielfalt der ausgewählten
Moorstandorte lassen sich die Erkenntnisse mit großer Wahrscheinlichkeit
auch auf andere Regionen Deutschlands übertragen. Das kontinuierliche
Monitoring der Treibhausgas-Emissionen schließt zudem eine Lücke in der
Klimaforschung.
Die Wiedervernässung bisher trockengelegter Moorflächen trägt direkt
zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei und ist eine unverzichtbare
Klimaschutzmaßnahme. Entwässerte Moorböden setzten im Jahr 2020 mit
circa 53 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalenten 7,5 Prozent aller
Treibhausgasemissionen in Deutschland frei.
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