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In der Entsorgungsbranche hat der Digitalisierungszug längst den Bahnhof verlassen und Fahrt aufgenommen. Wer jetzt nicht aufspringt, verpasst den Anschluss an den Kunden und den Wettbewerb.
Entsprechend großen Anklang fand daher das Angebot des ersten
bvse-Digitalisierungsseminars am 28.11. in der Hauptgeschäftsstelle des
bvse in Bonn.
Rund
50 Teilnehmer aus Führungs-, Entscheider- und Fachebene waren der
Einladung zum Austausch mit sieben Experten aus dem Bereich der
Software- und Telematik-Dienstleistungsbranche gefolgt.
Der Siegeszug mobiler Endgeräte als Informationsbeschleuniger hat das
Kundenverhalten und den Markt rasant verändert. Jederzeit bequem und
einfach erreichbar zu sein, auf individuelle Gegebenheiten eingehen zu
können und dabei transparent zu bleiben werden auch in der
Entsorgungsbranche zu Standardvorgaben. Die Fähigkeit, auf diese
Änderungen adäquat zu reagieren, wird in Zukunft über den
Geschäftserfolg entscheiden.
Der Kunde setzt die Signale - Digitalisierung der Prozessschritte in der Kundenkommunikation als Chance begreifen
„Was für den Kunden zählt sind Preis, Transparenz und Geschwindigkeit“, erklärte Christoph Buss von Resourcify,
einem All-in-one Kundenkommunikations-Softwareanbieter für Entsorger.
Der ehemalige Geschäftsführer eines mittelständischen
Entsorgungsunternehmens weiß, wie wichtig die Digitalisierung der
Kundenkommunikation in der Entsorgungsbranche ist. „Während eines
Entsorgungsauftrags können über 60 mögliche Prozessschritte entstehen.
Jeder einzelne kostet Zeit und Geld, was an den Kunden weiterberechnet
wird. Wenn Prozesskosten in der Kundenkommunikation unverhältnismäßig
teuer sind, kann man keinen wettbewerbsfähigen Preis bei höchster
Geschwindigkeit und Transparenz anbieten“, erklärte der
Digitalisierungsfachmann. Trotz dieser Fakten sei zu beobachten, dass
die Anpassungsgeschwindigkeit im Verhältnis zur Geschwindigkeit des
Wandels in der Entsorgungswirtschaft zurzeit nur langsam steige. Zu
befürchten ist, dass die Schere dazwischen in Zukunft immer größer
werden könnte.
ICE oder Dampflok? Trendsetter oder Traditionshüter?
Die
Digitalisierungsentwicklung wird in Zukunft mit selbstlernender
vernetzter Künstlicher Intelligenz (KI) noch viel weitergehen,
prophezeite Jörg Boland von der sensis GmbH.
Ob eigenständige Recherche nach den günstigsten Preisen,
Lieferzeitoptimierung durch Auswertung von Bestell-Algorithmen oder die
Übernahme von Kommunikation, beispielsweise in der Terminvereinbarung.
Künstliche Intelligenz wird in viele Prozessbereiche eindringen, die
derzeit oft noch analog ausgeführt werden. „Es braucht die richtigen
Ideen und Geld für Investitionen“, erklärte Boland und rief die
Teilnehmer auf, sofern noch nicht geschehen, digitale Kompetenz zu
erwerben und sich auf agile Transformation und Change-Management
einzustellen.
Erfolgreiche Weichenstellung zum Digitalisierungsprojekt: Kleine Schritte gehen!
Digitalisierung
wirkt sich nicht nur auf die Technik, sondern auf das gesamte Geschäft
aus. Es gilt, viele Herausforderungen, die mit der Digitalisierung
einhergehen, zu meistern. Falsche Denkmuster können ein
Digitalisierungs-Projekt scheitern lassen, warnte der Senior Consultant
von tegos,
Kai Bembenek. „Wichtig ist, alle Mitarbeiter frühzeitig im Projekt
mitzunehmen, damit gemeinsame Visionen, Akzeptanz und ein gemeinsames
Verständnis entstehen können, denn nicht jeder ist von „modernen
Lösungen“ begeistert, gab Bembenek zu bedenken. Dennoch gehöre das Thema
Digitalisierung nicht alleine in die Hände der sogenannten „IT-Nerds“.
„Digitalisierung ist kein IT-Projekt“, machte Bembenek deutlich. Der
größte aller Denkfehler sei jedoch, alles gleichzeitig digitalisieren zu
wollen. THINK BIG ist im Zusammenhang mit Digitalisierung
kontraproduktiv. Es besteht die Gefahr, dass alles nur halb gemacht
wird. Effektiver sei, sich auf überschaubare und erreichbare Ziel in
kleinen Schritt zu fokussieren, so der Experte.
„Wer jetzt nicht investiert und sich vernetzt wird bald das Nachsehen haben“
Leistungsfähige
Onlineshops und ein gemeinsames digitales Netzwerk sind für regional
tätige Entsorger heute ein Muss – nicht zuletzt, um sich den immer
aggressiver agierenden Handelsplattformen entgegenzustellen. „Es ist
wichtig, dass Netzwerkpartner im Mittelstand zusammenarbeiten. Als
Gemeinschaft, in der jeder einzelne Ideen einbringt, in der aber auch
für jeden individuelle Lösungen bereitstehen“, betonte Martin Zimmermann
von der Otto Dörner Entsorgung Hamburg.
Mit dem B2B-Portal GO hat Otto Dörner Entsorgung eine individuelle
Portallösung geschaffen, die via Schnittstelle mit bestehenden
Warenwirtschaftssystemen (ERP) verbunden werden kann. Das individuelle
Shop-Layout im Corporate Design bietet Dörner seit 2019 mit einer White
Label Lösung an.
Überschaubare Kosten – Reduktion von Fehlwürfen
Der Tech-Service Anbieter Logitize hat
sich insbesondere auf Leihgeräte und -güter fokussiert und unterstützt
mit praxisorientierten Digital-Lösungen den Vertrieb und die Logistik
für den Bedarf des Mittelstandes. Für Geschäftsführer Frank Kaminsky
steht fest, dass der Eintritt in die digitale Prozesswelt viele
geldwerte Vorteile bringt, die die Kosten für den Service sogar noch
übertreffen können. Aufwände bei Auftragserfassung, Bearbeitung,
Disposition oder Fakturierung ließen sich bis zu 25 Prozent reduzieren.
Portoersparnisse durch elektronische Rechnungsstellung, Einsparungen
durch Fahrtoptimierungen, aber auch die Reduktion von Fehlwürfen durch
Transparenz in der Disposition und weniger Verluste durch unklare
Aufträge sind weitere klare Fürsprecher für digitale Geschäftsmodelle,
wie beispielsweise das von Logitize.
Sicherer Datenaustausch ist Priorität und möglich!
Die
Vernetzung der Supply-Chain mit eigenen Fahrzeugen, Containern,
Subunternehmern Verwertern, Abfallgefäßen und Recyclinghöfen erleichtert
und beschleunigt sowohl den innerbetrieblichen als auch externen
Kommunikationsfluss. Durch digitale oder automatisierte Datenerfassung
werden Fehlerquellen verringert. Bei der Vernetzung der Unternehmen mit
Webservices spielt eine sichere Software die entscheidende Rolle. Jedes
Unternehmen muss darauf achten, mit seinen Daten zu haushalten, erklärte
Jens Uwe Tonne von der Couplink AG.
Der Telematiksoftware-Anbieter hat mit der Lösung smart DEB eine
Kommunikationsplattform entwickelt, die Daten sicher verschlüsselt,
sodass kein Mitlesen Dritter beim Datenaustausch möglich ist.
Der analoge Aktenschrank steht auf dem Abstellgleis!
Der einfache und jederzeit mögliche Zugriff auf Daten spielt eine ebenso wichtige Rolle. „Der analoge Aktenschrank ist tot“, stellte der Senior Consultant von S&F-Datentechnik, Andreas Schmolke, fest. Der Software und Consulting-Spezialist aus Leer bietet mit EMOS – der Software der Abfallwirtschaft und KOMVOR - Das Workflow- und Vorgangsbearbeitungssystem Entsorgern, überwachenden Behörden und Unternehmen breite Unterstützung im Digitalisierungsumfeld. Eine Self-Service-App für den Endkunden bietet diesem beispielsweise die Möglichkeit, jederzeit auf seine Daten oder digital hinterlegte Dokumente zuzugreifen, ob vom mobilen Endgerät von unterwegs oder vom PC in der Zentrale aus.
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