Kreislaufwirtschaftsbranche und Feuerwehrverbände fordern Maßnahmen gegen existenzbedrohende Batteriebrände
Veröffentlichung und Übergabe eines gemeinsamen Positionspapiers an die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann
Bundesweit brennt es täglich: Die Zahl der Brände in der Recycling-
und Entsorgungswirtschaft steigt bedrohlich. Die alarmierende Situation
ist das direkte Resultat der Zunahme von batteriebetriebenen
Elektrogeräten. Diese Entwicklung geht zu Lasten von Entsorgern,
Recyclern und Feuerwehren, während sich für die Hersteller bislang keine
neuen Pflichten ergeben.
Die vier Verbände der Kreislaufwirtschaftsbranche
Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und
Kreislaufwirtschaft (BDE), Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-
und Entsorgungsunternehmen (BDSV), Bundesverband Sekundärrohstoffe und
Entsorgung (bvse) und Verband Deutscher Metallhändler und Recycler (VDM)
sowie die drei Feuerwehrverbände Bundesverband
Betrieblicher Brandschutz Werkfeuerwehrverband Deutschland e.V.,
Deutscher Feuerwehrverband e.V. und Vereinigung zur Förderung des
Deutschen Brandschutzes e.V. haben daher ein gemeinsames Positionspapier verfasst und am Dienstag, 15. Oktober an die Parlamentarische
Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann des Bundesministeriums für
Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) öffentlichkeitswirksam in Berlin übergeben.
Gemeinsam
fordern die Verbände politische Maßnahmen, um die Gesundheit ihrer
Mitglieder zu schützen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und
eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.
Die
Kreislaufwirtschaftsbranche leistet ihren Beitrag für eine
umweltfreundliche und ressourcenschonende Ökonomie – sie liefert die
Rohstoffe der Zukunft und macht die heimische Wirtschaft unabhängiger
von Importen. Diese Leistung ist zunehmend durch Batteriebrände bedroht.
Batterien
finden sich oft als Fehlwürfe im Abfall wieder und verursachen damit
potenziell Brände in Entsorgungsfahrzeugen, auf Wertstoffhöfen oder in
Anlagen. Allein ca. 80 Millionen akkubetriebene Einweg E-Zigaretten
werden jährlich in Verkehr gebracht, ohne dass es dafür ein adäquates
Rücknahmesystem gibt.
Obwohl die Recyclingbranche massiv in
zusätzliche Brandschutzmaßnahmen investiert und sich seit 2018 die Zahl
der automatischen Branderkennungs- und Löscheinrichtungen verdoppelt
hat, stellen die Menge und der unkontrollierte Rücklauf von Geräten mit
Lithium-Batterien die Unternehmen vor eine schier unlösbare Aufgabe und
sorgen für immer mehr und größere Einsätze der freiwilligen und
beruflichen Feuerwehren. Es grenzt an ein Wunder, dass es noch keine
Todesfälle gegeben hat.
Gemeinsam fordern die unterzeichnenden
Verbände eine rasche Umsetzung von effizienten und schnell wirksamen
Maßnahmen durch die Politik. Der aktuelle Kabinettsbeschluss zur Novelle
des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes (ElektroG) bleibt weit hinter
den Erwartungen zurück. Wirksame Vorschläge wurden in der Vergangenheit
bereits von der Recyclingbranche aufgezeigt:
- Einführung eines Batteriepfandes
- Eine
herstellerfinanzierte Fondslösung, die die Absicherung der Recycling-
und Entsorgungswirtschaft im Brandfall gewährleistet (ähnlich dem
Einwegkunststofffondsgesetz)
- Ein Verbot von Einweg E-Zigaretten oder zumindest ein wirksames Pfand.
- Kennzeichnungspflicht für Batterien
Das Positionspapier
hier zum Herunterladen.
Statements aus den unterzeichnenden Verbänden:
Anja Siegesmund, geschäftsführende Präsidentin, Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V.:
„Brände in Müllfahrzeugen und Entsorgungsanlagen durch falsch entsorgte
Batterien sind ein großes, aber oft unterschätztes Problem. Sie bedrohen
Betriebe, die Entsorgungssicherheit und Menschenleben. Jetzt muss die
Politik schnell handeln. Da alle bisherigen Appelle unbeachtet blieben
und auch der aktuelle Entwurf des ElektroG enttäuscht, wenden wir uns
als Kreislaufwirtschaftsbranche erstmals gemeinsam mit den Feuerwehren
an die Politik.“
Bernhard Jehle, Vizepräsident
bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. und
Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling:
„Die Novelle des ElektroG muss dringend nachgeschärft werden. Immer mehr
Brände gefährden Recyclinganlagen, Fahrzeuge und Menschen. Wir gehen
davon aus, dass diese Brandereignisse weiter zunehmen, weil immer mehr
Geräte in den Handel kommen, die mit Lithium-Ionen-Akkus oder Batterien
ausgestattet sind. Die vorliegenden Änderungsvorschläge reichen
angesichts dieser dramatischen Situation überhaupt nicht aus. Die
Politik muss sich klarmachen, dass Anlagen, die einmal abgebrannt sind,
in den seltensten Fällen wieder aufgebaut werden. Mit jeder Anlage, die
aus dem Behandlungsnetz verschwindet, geht so ein Stück
Entsorgungssicherheit verloren. Die weiter zunehmenden Brandereignisse
erreichen oft verheerende Ausmaße und gefährden die Existenz zahlreicher
Unternehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass bezahlbare
Brandschutzversicherungen kaum noch erhältlich sind. Daher müssen die
Hersteller stärker in die Verantwortung genommen und an den Kosten
beteiligt werden. Darüber hinaus ist eine technische Kennzeichnung von
Batterien und Akkus in Geräten, etwa durch RFID, dringend notwendig, um
sie rechtzeitig und eindeutig identifizieren und sicher separieren zu
können – und so Brände von vornherein zu verhindern.“
Guido
Lipinski, Geschäftsführer, Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-
und Entsorgungsunternehmen, und Kilian Schwaiger, Geschäftsführer,
Verband Deutscher Metallhändler und Recycler:
„Die anhaltenden Brandprobleme gefährden zunehmend das Netz der
Recyclinganlagen. Es ist unverständlich, dass für eines der drängendsten
Probleme der Branche kaum politische Lösungsansätze in Sicht sind. Die
aktuelle Situation steht im klaren Widerspruch zu den Anforderungen der
Kreislaufwirtschaft und den Zielen des Critical Raw Materials Act. Das
heimische Recycling spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherung der
Rohstoffversorgung in Deutschland und fördert die Unabhängigkeit von
Importen.“
Dr. Robert Arbter, CEO von ALBA und BDE-Vizepräsident:
„Die Situation ist für die Recycling-Wirtschaft brenzliger denn je. Die
Politik muss nun schleunigst handeln. Alle Vorschläge liegen seit langem
auf dem Tisch. Ein Verbot von E-Vapes wie in Belgien wäre ein starkes
Symbol. Wichtiger ist jedoch die Antwort auf die Frage, wer den Jahr für
Jahr entstandenen Sachschaden durch Akku-Brände in der systemrelevanten
Entsorgungswirtschaft schultert.“
Martin Wilske, Vorsitzender, Bundesverband Betrieblicher Brandschutz -Werkfeuerwehrverband Deutschland e.V.:
„Wird eine kleine Lithium-Ionen- oder Lithium-Metall-Batterie mechanisch
beschädigt kann es zu einer exothermen Reaktion kommen. Das ist dann
wie bei einer kleinen Feuerwerksrakete oder einem kleinen
Sylvesterknaller. Passiert das im Altpapier oder Restmüll, können
brennbare Abfälle sehr leicht entzündet werden. So ein Brand ist dann
nicht nur eine wirtschaftliche Gefahr für das Unternehmen, sondern
insbesondere auch immer eine Gefahr für Mitarbeitende, Anwohner und
Einsatzkräfte. Durch den Brandrauch wird die Umwelt belastet und
wertvolle Sekundärrohstoffe werden zerstört.“
Karl-Heinz Banse, Präsident, Deutscher Feuerwehrverband:
„Brände, verursacht durch Akkus und Batterien nehmen zu. Wir müssen
alles dafür tun, dass durch verlässliche Regelungen die damit
verbundenen Risiken für die Einsatzkräfte der Feuerwehren weitestgehend
ausgeschlossen werden.“
Copyright: | © BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. (15.10.2024) |
|
|