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Der VKU begrĂŒĂt die schnelle Reaktion der Bundesregierung auf die verĂ€nderte energiepolitische Lage durch den Krieg in der Ukraine. Damit die nun notwendigen Investitionen in den beschleunigten Umbau der Energieversorgung rechtzeitig angereizt werden, darf die Bundesregierung nicht nachlassen und muss die nĂ€chsten Schritte einleiten.
VKU-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Ingbert Liebing:
âDie
Initiativen zur Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes und zur
Gas-Bevorratung sind richtig: Nur DiversitĂ€t fĂŒhrt uns in die
UnabhĂ€ngigkeit von russischem Gas und Ăl. Breitere Ausbaupfade und
höhere Ausschreibungsmengen fĂŒr Wind an Land und Solar in der
EEG-Novelle sind richtig und konsequent, um das nun noch ambitioniertere
2035er-Ziel einer fast vollstÀndig von erneuerbaren Energien getragenen
Stromversorgung zu erreichen.
DafĂŒr brauchen wir jedoch eine
Doppelstrategie: Neben dem angekĂŒndigten Ausbau der erneuerbaren
Energien sollten wir das Portfolio der Energiequellen sicherheitshalber
breiter diversifizieren: Wir brauchen Wasserstoff und klimaneutrale Gase
auch fĂŒr die klimaneutrale WĂ€rmeversorgung und sollten die Förderung
der KraftwĂ€rmekopplung fĂŒr die Versorgungssicherheit und FernwĂ€rme
verstĂ€rken. Der schnelle Hochlauf fĂŒr Wasserstoff kann nicht gegen die
vorhandene Gasinfrastruktur, sondern nur mit ihr gelingen. Jenseits der
ĂŒberfĂ€lligen wie richtigen Abschaffung der EEG-Umlage benötigen wir ein
kluges Marktdesign, das die nötigen Anreize fĂŒr Investitionen setzt: vom
Mieterstromzuschlag ĂŒber eine geeignete EU-Regulierung und
Netzfinanzierung des Wasserstoffhochlaufs bis hin zur Förderung von
FernwÀrme und Transformationskraftwerken.
Auch der Vorschlag zur
Gasbevorratung ist im Lichte des Ukraine-Kriegs und seiner Folgen ein
richtiger Schritt fĂŒr Versorgungssicherheit und dient der nationalen
Sicherheit. Wichtig sind die Details: Es braucht marktgerechte
Instrumente, Fehlanreize sollten verhindert werden, wenn in einer
Engpasssituation SpeicherkapazitĂ€ten requiriert werden mĂŒssen. Zugleich
sollte die Bundesregierung in der gegenwÀrtigen Hochpreisphase das
Risiko zusĂ€tzlicher Lasten fĂŒr Verbraucherinnen und Verbraucher
analysieren. Hier wĂ€re zu prĂŒfen, ob sie in einer so schwierigen und
unĂŒbersichtlichen Lage wie derzeit verhindern kann, dass die Kosten ĂŒber
die Netzentgelte von den Verbraucherinnen und Verbrauchern geschultert
werden mĂŒssen. Eine denkbare Lösung wĂ€re, dass stattdessen der Staat den
Mehraufwand ĂŒbernimmt und die Verbraucherinnen und Verbraucher vor
weiteren Preissteigerungen schĂŒtzt.
Insofern ist unser Appell an
die Bundesregierung nun nicht nachzulassen und weiter entschlossen
voranzugehen â sei es bei der Diversifizierung des Energieportfolios,
der Bereitstellung gesicherter Leistung, den Initiativen zur
technologieoffene WĂ€rmewende oder den Details und Kosten der
Gasbevorratung.â
Weitere detaillierte Positionierungen:
Kurzversion:
Kommunalwirtschaft zieht mit
- VKU begrĂŒĂt Initiativen zur EEG-Reform und zur Gasbevorratung
- Brauchen zudem schnelle und pragmatische Schritte fĂŒr gesicherte KapazitĂ€ten und eine technologieoffene WĂ€rmewende
ErsteinschĂ€tzung von VKU-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Ingbert Liebing
Zur Abschaffung der EEG- Umlage:
âWir
begrĂŒĂen die Abschaffung. Dieser Schritt ist ĂŒberfĂ€llig. Mit der
Abschaffung werden zum einem Energiekunden entlastet, zum anderen wird
der sektorenĂŒbergreifende Einsatz von Strom, etwa fĂŒr die
Wasserstofferzeugung, fĂŒr WĂ€rmepumpen und fĂŒr die E-MobilitĂ€t
attraktiver. Dass die Energieversorger den Wegfall der EEG-Umlage an die
Letztverbraucher weitergeben, steht dabei völlig auĂer Frage. Die
Verpflichtung zur Weitergabe ist daher unnötig und sehen wir nach wie
vor kritisch.â
Zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien:
âEs
ist beeindruckend, wie schnell beim Ausbau der erneuerbaren Energien
aufs Tempo gedrĂŒckt wird. Dabei sollte Pragmatismus vor Perfektion
gehen. Es zÀhlt wie vor dem Ukraine-Krieg und jetzt noch dringender: Wir
mĂŒssen so gut und schnell wie möglich fossile Energien und damit CO2
einzusparen.â
Zur strategischen Gasreserve:
âIn
der aktuellen Situation ist die Schaffung einer Gasreserve richtig und
unter den gegenwÀrtigen UmstÀnden auch eine Frage der nationalen
Sicherheit. Wichtig ist, dass dabei marktgerechte Instrumente zur
Anwendung kommen und keine Fehlanreize gesetzt werden, wenn in einer
Engpasssituation SpeicherkapazitÀten benötigt werden. Hinzu kommt in der
gegenwÀrtigen Hochpreisphase das Risiko, dass auf die Endverbraucher
zusĂ€tzliche Kosten zukommen. Hier sollte geprĂŒft werden, ob es nicht
wenigstens in einer so schwierigen und unĂŒbersichtlichen Lage wie
derzeit möglich ist, die Kosten nicht ĂŒber die Netzentgelte zu wĂ€lzen
und den Mehraufwand staatlich zu tragen.â
Zur Bereitstellung gesicherter Leistung und Dekarbonisierung des GebÀudesektors:
âWir
begrĂŒĂen, dass zusĂ€tzlich zum EEG-Paket bereits MaĂnahmen vorbereitet
werden, die die Bereitstellung gesicherter Leistung und die
Dekarbonisierung des GebÀudesektors verbessern. Das ist unbedingt
notwendig, auch wenn wir die VorschlĂ€ge fĂŒr extrem ambitioniert halten.â
Zur Regulierung und Finanzierung von Wasserstoffprojekten
âWir werden trotz allem Erdgas (aus anderen Bezugsquellen) fĂŒr die Ăbergangsphase weiterhin benötigen.Es
bedarf dazu einer geeigneten Regulierung und Netzfinanzierung. Jedoch
laufen die EU-VorschlÀge dazu auf einen Ausschluss der bisherigen
Netzbetreiber hinaus. Eine gemeinsame Regulierung und Finanzierung von
Gas und Wasserstoff wĂŒrde so verhindert. Das muss auch mit Blick auf die
aktuelle Situation dringend angepasst werden. Wir werden alle
EnergietrĂ€ger benötigen - nur DiversitĂ€t hilft uns jetzt weiter.â
Langversion:
Die
vom Bundeswirtschaftsminister vorgelegten ersten Pakete zur Reform des
EEG weisen in die richtige Richtung. Das gilt auch fĂŒr eine stĂ€rkere
Regulierung der Gasbevorratung. Die Bundesregierung hat energiepolitisch
Tritt gefasst, darf nun aber nicht nachlassen. Auf der Agenda stehen
neben dem EEG gesicherte Leistung als Basis fĂŒr den verstĂ€rkten Ausbau
der Erneuerbaren Energien sowie effektive Schritte fĂŒr eine
technologieoffene WÀrmewende, die die KlimaneutralitÀt auch im
GebÀudesektor erreicht.
Der VKU unterstĂŒtzt Zielsetzung und zentralen MaĂnahmen der EEG-Novelle:
- Im
Jahr 2030 sollen 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus
erneuerbaren Energien stammen, und bereits 2035 die Stromversorgung fast
vollstÀndig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Die
Herausforderungen sind somit erkannt. Neben Anpassungen z.B. im
Planungs-, Bau-, Genehmigungs-, Natur- und Artenschutzrecht bedarf auch
das EEG einer grundlegenden Ăberarbeitung.
- Zu
begrĂŒĂen ist ebenso die Schnelligkeit, mit der die Novelle vorgelegt
wird. Investitionsanreize mĂŒssen zĂŒgig wirksam werden. Gut ist daher,
dass der Gesetzesbeschluss noch vor der Sommerpause angestrebt wird,
damit bis zum geplanten Inkrafttreten am 01.01.2023 das
beihilferechtliche Notifizierungsverfahren stattfinden kann.
- Auch
die Anhebung der Ausbaupfade und Ausschreibungsmengen fĂŒr Wind an Land
und Solar ist vor dem Hintergrund des Ausbauziels konsequent und
notwendig.
Die Finanzierung der erneuerbaren
Energien ĂŒber die MarktprĂ€mie hat sich bewĂ€hrt. Sollte tatsĂ€chlich eine
Systemumstellung in ErwĂ€gung gezogen werden, mĂŒsste allerdings zunĂ€chst
grĂŒndlich untersucht werden, ob ein CfD-Förderrahmen tatsĂ€chlich einen
Mehrwert erbringt, auch unter BerĂŒcksichtigung der Auswirkungen auf den
Strommarkt und die Marktintegration erneuerbarer Energien.
- Zu
begrĂŒĂen ist, dass die Rahmenbedingungen fĂŒr die Solarenergie durch ein
ganzes BĂŒndel an MaĂnahmen verbessert werden sollen. FĂŒr die
Energiewende in den StÀdten ist entscheidend, dass Solar-Dachanlagen
wieder eine angemessene Förderung erhalten. Dies darf aber nicht nur fĂŒr
die Einspeisung ins allgemeine Versorgungsnetz gelten. Auch der
Mieterstromzuschlag muss angehoben werden, denn fĂŒr eine sozial gerechte
Energiewende sollte es weiterhin das Ziel sein, auch Mieterinnen und
Mieter an der Solarstromerzeugung teilhaben zu lassen. Bislang sind
Mieterstromprojekte jedoch nur in AusnahmefÀllen wirtschaftlich
tragfÀhig.
- Der VKU begrĂŒĂt die Abschaffung
der EEG-Umlage. Dieser Schritt ist ĂŒberfĂ€llig, um die Stromverbraucher
zu entlasten und den sektorenĂŒbergreifenden Einsatz von Strom, etwa fĂŒr
die Wasserstofferzeugung, WÀrmepumpe und E-MobilitÀt attraktiver zu
machen. Dass die Energieversorger den Wegfall der EEG-Umlage an
Letztverbrauchern weitergeben, steht dabei völlig auĂer Frage. Einer
Pflicht zur Weitergabe bedarf es hierfĂŒr nicht.
In Anbetracht der Folgen des russischen Ăberfalls auf die Ukraine teilen wir die Regelungsabsicht der gestern vorlegten Eckpunkte fĂŒr ein Gesetz zur Nationalen Gasreserve.
Es geht nicht mehr um einen Markteingriff zur PreisdÀmpfung - den sahen
wir kritisch. Vielmehr soll einer Energiekrise und Mangellage im
nÀchsten Winter begegnet werden. Das ist unter den gegenwÀrtigen
UmstÀnden auch eine Frage der nationalen Sicherheit. Wichtig ist, dass
dabei marktgerechte Instrumente zur Anwendung kommen und keine
Fehlanreize gesetzt werden, wenn in einer Engpasssituation
SpeicherkapazitĂ€ten requiriert werden mĂŒssen. Hinzukommt in der
gegenwĂ€rtigen Hochpreisphase das Risiko zusĂ€tzlicher Lasten fĂŒr
Verbraucherinnen und Verbraucher. Hier wĂ€re zu prĂŒfen, ob nicht
wenigstens in einer so schwierigen und unĂŒbersichtlichen Lage wie
derzeit, eine WĂ€lzung der Kosten ĂŒber die Netzentgelte vermieden wird
und der Staat den Mehraufwand tragen kann.
Wir begrĂŒĂen auch, dass das Bundesministerium fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) MaĂnahmen vorbereitet, die der Bereitstellung gesicherter Leistung und der Dekarbonisierung des GebĂ€udesektors
dienen sollen. Das ist unbedingt notwendig. Dabei will man die Vorgaben
des Koalitionsvertrages verschĂ€rfen â es geht um einen noch schnelleren
Ausstieg aus der fossilen Gaswirtschaft. Wir halten das fĂŒr extrem
ambitioniert, tragen es aber mit. Umso mehr mĂŒssen wir jetzt alle
Lösungen fĂŒr eine CO2-freie Energieversorgung nutzen und nicht durch
einen vorschnellen Ausschluss bestimmter Technologien blockieren. Wir
schlagen dafĂŒr eine Doppelstrategie vor: schneller EE-Ausbau und Nutzung
aller Dekarbonisierungsoptionen, solange diese einen Wechsel der
klimaneutralen EnergietrĂ€ger mittelfristig nicht ausschlieĂen:
- Aus
Sicht des VKU bedeutet das zunÀchst die verstÀrkte Förderung von
KraftwÀrmekopplung. Denn diese Technologie ist unabhÀngig vom
EnergietrĂ€ger. Hier bedarf es jetzt eines klaren Zeichens fĂŒr
Investitionssicherheit.
Das gilt im Ăbrigen
auch fĂŒr die Förderung der FernwĂ€rme. Wir erwarten eine ausreichende
finanzielle Ausstattung von mind. 1,5 Mrd. EUR pro Jahr, damit
notwendige - Investitionen von bis zu 30 Mrd. EUR schnell angeschoben
werden können.
- Bei der Dekarbonisierung der
dezentralen WĂ€rme dĂŒrfen auch Wasserstoff und grĂŒne Gase kein Tabu sein,
wenn nachgewiesen werden kann, dass entsprechende Heizungsanlagen
nH2-ready sind bzw. auf einen regenerativen Betrieb umgestellt werden
können.
- Ein weiterer Aspekt: Es ist richtig, dass das BMWK den Hochlauf der H2-Wirtschaft
unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine weiter forcieren will.
Aber: Es bedarf dazu einer geeigneten Regulierung und Netzfinanzierung.
Die VorschlÀge der EU dazu laufen auf einen Ausschluss der bisherigen
Netzbetreiber hinaus. Eine gemeinsame Regulierung und Finanzierung von
Gas und Wasserstoff wĂŒrde verhindert. Hier muss die Regierung gegenĂŒber
der europĂ€ischen Ebene aktiv werden. Der schnelle Hochlauf fĂŒr
Wasserstoff kann nicht gegen die vorhandene Gasinfrastruktur, sondern
nur mit ihr gelingen.
Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt ĂŒber
1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den
Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie
Telekommunikation. Mit rund 283.000 BeschÀftigten wurden 2019
Umsatzerlöse von 123 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 13
Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die
VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und
Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Gas 67 Prozent, Trinkwasser 91
Prozent, WĂ€rme 79 Prozent, Abwasser 45 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag
31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend
dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in
der EuropÀischen Union hat. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren
sich im Breitbandausbau: 203 Unternehmen investieren pro Jahr ĂŒber 700
Millionen Euro. Beim Breitbandausbau setzen 92 Prozent der Unternehmen
auf Glasfaser bis mindestens ins GebÀude. Wir halten Deutschland am
Laufen â klimaneutral, leistungsstark, lebenswert. Unser Beitrag fĂŒr
heute und morgen: #Daseinsvorsorge. Unsere Positionen: 2030plus.vku.de.
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