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Krüger: Energieeinsparungs- und Energieeffizienzpotenziale bleiben ungenutzt / Schwächung des Naturschutzes statt Einigung mit Ländern
Berlin – Anlässlich der Kabinettsentscheidung zum sogenannten Osterpaket
unter FederfĂĽhrung des Bundesministeriums fĂĽr Wirtschaft und
Klimaschutz kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger:
„Die Zeit des grenzenlosen Verbrauchs fossiler Energien ist vorbei.
Deshalb geht es jetzt darum, erneuerbare Energien naturverträglich
auszubauen und den Ausstieg aus der fossilen Energie zu beschleunigen.
Nach einem hoffnungsvollen Koalitionsvertrag haben wir starke MaĂźnahmen
und Gesetze fĂĽr substanziellen Klimaschutz erwartet. Das ist im
Osterpaket nur zum Teil gelungen. Die jetzt vorgesehene Erhöhung der
Ausbauziele der erneuerbaren Energien im EEG war dringend nötig.
Zentrale Hemmnisse für einen schnellen und naturverträglichen Ausbau der
Erneuerbaren bleiben jedoch unbearbeitet. Dazu gehören die
raumordnerische Auswahl geeigneter Flächen in den Ländern und eine
bessere Ausstattung der Planungs- und Genehmigungsbehörden. Die
Bundesregierung setzt hier offenbar mit einer Schwächung des Schutzes
von Natur und Biodiversität auf die vermeintlich einfachere Lösung,
statt die Einigung mit Ländern und Wirtschaft voranzutreiben.“
Im Moment ist geplant, erneuerbare Energien einseitig und
undifferenziert gegenĂĽber allen anderen Interessen zu bevorzugen und
sogar Schutzgebiete dafür zu öffnen. Um den dringend notwendigen höheren
Zubau bei den Erneuerbaren zu erreichen, braucht es naturverträgliche
Lösungen. Dazu gehört auch die im Koalitionsvertrag angekündigte
Solardachpflicht, deren Umsetzung noch nicht in Sicht ist.
Egal wie es kommt, der Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energien
wird nicht von einem Tag auf den anderen möglich sein.
Energieeinsparungen und die effiziente Nutzung von Energie sind daher
wichtiger denn je. Krüger dazu: „Die zuletzt verfehlten Klimaschutzziele
in den Sektoren Verkehr und Gebäude brauchen politische Antworten. Doch
die Einsparpotenziale von Tempolimit, ambitionierteren
Flottengrenzwerten fĂĽr PKW und ein Autobahnmoratorium werden entgegen
der Vernunft offenbar aus ideologischen Gründen nicht erschlossen.“ Auch
bei den Sanierungsstandards fehlt es an klarem Willen. Gasheizungen
sollten ab sofort nicht mehr verbaut werden und auch die Förderung von
Holzheizungen muss endlich gestoppt werden – es sind bereits zu viele.
„Das angekündigte Sommerpaket muss einen höheren Anspruch haben. Das
gilt insbesondere für den Schutz der Biodiversität. Der am Montag im
Eckpunktepapier vorgestellte Kompromiss soll den Konflikt zwischen
Windenergie und Artenschutz lösen und den Ausbau beschleunigen,
skizziert aber vor allem ein ZurĂĽcksetzen des Natur- und Artenschutzes
ohne Folgenabschätzung. Die Abstände zu den Horsten besonders
gefährdeter Vogelarten sollen deutlich reduziert werden, die aus
Wissenschaft und Forschung entwickelten, bisher gĂĽltigen Werte sollen
durch politisch entschiedene Werte ersetzt werden. Bekannte und vielfach
umgesetzte VermeidungsmaĂźnahmen sollen gestrichen werden. Hier wird
versucht, mit der Brechstange vorzugehen. Klima- und Naturkrise lassen
sich jedoch nur gemeinsam lösen. Der Ausbau der Windkraft lässt sich
gemeinsam mit den Ländern naturverträglich erreichen, aber nicht ohne
sie. Hier wird noch deutlich nachgebessert werden müssen“, so Krüger.
FĂĽr RĂĽckfragen:
Roland Panter
Pressesprecher, Tel.: +49 (0) 30 284 984 1510, Roland.Panter@NABU.de
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