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Die Energiewende ist beschlossen, Deutschland braucht mehr grĂŒne Energie. In Hamburg dreht sich vom 5. bis 9. September alles um unseren gröĂten Energielieferanten, die Sonne. Fraunhofer-Forscher stellen auf der EU PVSEC, der European Photovoltaic Solar Energy Conference, in Halle B4G, Stand C12, neue Methoden vor, mit denen man Solarzellen billiger und effizienter machen kann.
Auf vielen HausdĂ€chern, besonders in SĂŒddeutschland, glĂ€nzen inzwischen die schwarzen Platten. Oft sind es Solarkollektoren, die fĂŒr HeiĂwasser sorgen, immer öfter auch Photovoltaik-Anlagen, die das Sonnenlicht direkt in Strom umwandeln. Aber bisher kommen nur etwa 2 Prozent des Stroms in Deutschland aus Solarenergie, denn noch sind Solarzellen vor allem in der Produktion teuer und aufwĂ€ndig.
Wissenschaftler der Fraunhofer-Gesellschaft entwickeln innovative Herstellungsverfahren, um das zu Ă€ndern. Vor allem Laser eröffnen in der Fertigung ganz neue Möglichkeiten. »Die Lasertechnik ermöglicht kontaktloses, prĂ€zises und schnelles Bearbeiten«, erklĂ€rt Dr. Malte Schulz-Ruhtenberg vom Fraunhofer-Institut fĂŒr Lasertechnik ILT in Aachen den Hauptvorteil. So lassen sich bessere Solarzellen kostengĂŒnstiger produzieren.
Laserverfahren hoch im Kurs
Ein Beispiel ist das Hochrate-Laser-Bohren, welches sehr prĂ€zise und schnell kleine Löcher in Solarzellen erzeugt. Wozu man das braucht? Eine klassische Solarzelle erzeugt Strom durch den photoelektrischen Effekt. Sie besteht aus mehreren leitenden und halbleitenden Schichten. FĂ€llt Licht auf die Zelle, werden negative LadungstrĂ€ger aus ihrer Bindung gelöst und es flieĂt elektrischer Strom. Bisher befinden sich auf Vorder- und RĂŒckseite der Zelle die Kontakte, um den so erzeugten Strom abzutransportieren. Wenn alle Kontakte an der RĂŒckseite verlegt werden können, wo sie keine Schatten werfen, steigt der Energiegewinn. Die Löcher schaffen die Voraussetzungen fĂŒr diesen Ansatz, der als »Emitter-Wrap-Through«, kurz EWT, bezeichnet wird. Um noch höhere Geschwindigkeiten und damit höheren Durchsatz zu erzielen, können spezielle Polygon-Scanner eingesetzt werden. Bei diesen Laser-Scannern lenken rotierende Polygon-Spiegel extrem schnell aufeinanderfolgende Laserpulse gezielt ab und sind so in der Lage sehr schnell groĂe FlĂ€chen zu bearbeiten. »Das ist eine vielversprechende Technologie, die fĂŒr viele Laserprozesse eingesetzt werden kann«, so Schulz-Ruhtenberg.
Genau und schonend fĂŒrs Material
Neben der Geschwindigkeit spielt auch die schonende Arbeitsweise der Laser eine groĂe Rolle in der Solartechnik, denn die Zellen und Wafer, also die Grundelemente einer Zelle, sind empfindlich. Laserstrahlen sind aber so fein dosier- und kontrollierbar, dass die Zellen kaum belastet werden. Deshalb nutzten die Fraunhofer-Forscher sie fĂŒr fast alles: um zu bohren, zu schmelzen, zu schneiden oder auch zu löten. Zum Beispiel werden Ultrakurzpuls-Laser eingesetzt um Vorder- und RĂŒckseite einer Solarzelle voneinander zu isolieren. Sie arbeiten schonender als andere Methoden und das ist wichtig, denn ein groĂer Anteil der Kosten geht auf SchĂ€den und Bruch in der Produktion zurĂŒck.
Roboter im Test
SchĂ€den verursachen hĂ€ufig auch die Handhabungsroboter, die in unterschiedlichen Varianten von allen Herstellern eingesetzt werden. Sie sollen möglichst schnell und genau arbeiten, aber ohne die empfindlichen Teile zu beschĂ€digen â das senkt die Kosten. Am Fraunhofer-Institut fĂŒr Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart arbeiten Forscher daran, die automatisierte Handhabung von Wafern und Solarzellen zu verbessern. »In unserem Test- und Demonstrationszentrum versuchen wir, die Handhabung und Automatisierung in der Photovoltaik nachzustellen und so zu optimieren«, erklĂ€rt Roland Wertz, der Verantwortliche beim IPA. Es dient dabei als Schnittstelle zwischen industrieller Fertigung und Forschungsdienstleistung im Bereich Automatisierungslösungen.So werden unter möglichst realen Bedingungen alle EinflĂŒsse und Parameter registriert, die sich zum Beispiel auf die Genauigkeit und Geschwindigkeit verschiedener Greifsysteme auswirken.
Dabei hilft der Roboter ABB IRP 360, auch FlexPicker genannt, der auch am Fraunhofer-Stand ausgestellt wird. Er wird als Manipulator zusammen mit dem eigentlichen Greifer fĂŒr Experimente genutzt. So analysieren und bewerten die Wissenschaftler Produkte unterschiedlicher Hersteller und mit verschiedenen Wirkprinzipien. Denn jede konkrete Anwendung hat eigene Anforderungen und verlangt damit nach eigener optimierter Handhabung.
Weniger ist mehr
Aber nicht nur in der Produktion wird gespart und optimiert, sondern auch beim Material. Nicht mehr als unbedingt nötig â das ist das Prinzip von DĂŒnnschicht-Solarzellen. Sie bestehen meist aus einem preiswerten TrĂ€ger, auf den das elektrisch aktive Material als ultradĂŒnne Schicht aufgebracht wird. Um DĂŒnnschichtsolarzellen qualitativ hochwertig und dabei kostengĂŒnstig herstellen zu können, hat das Fraunhofer-Institut fĂŒr Schicht- und OberflĂ€chentechnik IST in Braunschweig verschiedene Verfahren fĂŒr jeden einzelnen Produktionsschritt entwickelt.
Die Halbleiterschichten, das Herz der Zelle, werden zum Beispiel mit dem Hot-Wire-CVD-Verfahren hergestellt. »Der Vorteil gegenĂŒber herkömmlichen Verfahren ist die schonende Form der Schichtherstellung«, erklĂ€rt Dr. Volker Sittinger vom IST. Bei herkömmlichen plasmaaktivierten CVD-Verfahren ist das Material wĂ€hrend der Beschichtung dem Beschuss mit hochenergetische Teilchen ausgesetzt. Anders bei der Hot-Wire-CVD: Dort werden die schichtbildenden Gase nicht in Plasma, sondern an heiĂen DrĂ€hten angeregt. So entstehen auf schonende Weise hochwertige Schichten. AuĂerdem lĂ€sst sich das fĂŒr die Herstellung nötige Silangas besser nutzen. »Wir wandeln bei der Hot-Wire-CVD bis zu 90 Prozent der eingesetzten Gase in Schichtmaterial um und erreichen dadurch auch höhere Beschichtungsraten als bei herkömmlichen Prozessen«, sagt Sittinger.
FĂŒr die Kontaktschichten auf Front- und RĂŒckseite gibt es seit Kurzem die CÂČ-Beschichtungstechnologie (Cylindrical Magnetron Co-Sputtering). Sie ermöglicht es, die Materialzusammensetzung wĂ€hrend der Beschichtung zu variieren. Und es soll noch dĂŒnner gehen. Mit einem neuen Typ dreidimensional aufgebauter Solarzellen könnten wenige Nanometer dĂŒnne Schichten möglich sein. Das geht nur mit konturgenauer Abscheidung der Schichten, aber auch dafĂŒr gibt es eine Methode: ALD, das steht fĂŒr Atomlagenabscheidung, aus dem Bereich der Nanotechnologie.
Solarzellen mĂŒssen also nicht mehr so teuer sein. Denn neue Technologien könnten die Solarenergie einen groĂen Schritt nach vorne bringen.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen/messen/eupvsec.jsp
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