Abrissmoratorium könnte Millionen Tonnen CO2 einsparen
Deutsche Umwelthilfe dokumentiert mit über 200 Beispielen den Abrisswahn in Deutschland
- Zahlreiche Beispiele für Gebäudeabrisse zeigen, dass Klima-und Ressourcenschutz keine Rolle spielen
- Hochrechnung der DUH ergibt: Sanierung spart ein Drittel der Emissionen im Vergleich zu Neubau
- DUH fordert Abrissmoratorium bis es Abrissgenehmigungspflicht inklusive Ökobilanz gibt
Klima- und Ressourcenschutz spielen bei Abrissen keine Rolle – dies
zeigen mehr als 200 Abriss-Beispiele, die der Deutschen Umwelthilfe
(DUH) seit Jahresbeginn zugeschickt wurden. Ob Einfamilienhäuser,
Verwaltungsgebäude, Bildungseinrichtungen, Wohnblöcke und Supermärkte:
Abrisse sind meistens nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Laut
Hochrechnungen der DUH vermeidet die Sanierung eines bestehenden
Gebäudes jedoch ein Drittel der Emissionen eines Neubaus. So könnten
jährlich in Deutschland 1,1 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Die
DUH fordert deshalb ein Abrissmoratorium bis es eine
Abriss-Genehmigungspflicht inklusive Ökobilanzierung gibt. Diese kann
laut juristischem Gutachten problemlos in die Landesbauordnung
aufgenommen werden.
Dazu Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Es
ist vollkommen unverständlich, warum die Bauministerin zulässt, dass
vermeidbare Abrisse jedes Jahr Millionen Tonnen CO2 freisetzen und
wertvolle Ressourcen vernichten. Angesichts der verfehlten Klimaziele im
Gebäudesektor ist es geradezu fahrlässig, am willkürlichen Abrisswahn
in Deutschland festzuhalten. Es wäre ein leichtes, eine
Abrissgenehmigungspflicht auf Basis einer Ökobilanzierung in die
Musterbauordnung aufzunehmen. Nur dann werden auch die Bundesländer
nachziehen und die Regelung in den Landesbauordnungen integrieren.
Obendrein verstärkt der Abrisswahn die Wohnungskrise, indem bezahlbarer
Wohnraum abgerissen wird. Sanierung und Umbau können die Wohnqualität im
bestehenden Wohnraum sozialverträglich erhöhen und gleichzeitig den
Flächenverbrauch im Vergleich zum Neubau reduzieren.“
Bei
unvermeidbaren Abrissen müssen Wiederverwendungs- und Recyclingkonzepte
sicherstellen, dass Materialien nicht verschwendet werden. Bau-und
Abbruchabfälle machen über die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens
aus. Trotz der hohen Beschaffungskosten für das Primärmaterial werden
zwei Drittel aller Bauabfälle nicht hochwertig wiederverwendet. Timm
Sassen, CEO des Projektentwicklers Greyfield Group ergänzt: „Der Umbau
von Bestandsgebäuden ist konsequenter Klimaschutz. Durch den Umbau und
die Sanierung bestehender Bausubstanz gelingt es uns, neue
Flächenversiegelung zu vermeiden und sowohl klima- als auch
ressourcenschonend unter anderem dringend benötigten Wohnraum zu
schaffen. In der Umnutzung von Büro und Verwaltungsgebäuden liegt
beispielsweise ein Flächenpotential für bis zu 1,86 Millionen Wohnungen
bis 2040. So könnte neuer Wohnraum klima-und ressourcenschonend durch
Umbau geschaffen werden. Zum Vergleich: Die Bundesregierung hat sich zum
Ziel gesetzt, in einem Jahr 400.000 neue Wohnungen zu schaffen und
realisierte gerade mal die Hälfte. Im Bereich des Gewerbe- und
Logistikflächenbedarfs für unsere Industrie ergibt sich ein
vergleichbares Bild: Durch die Wiederverwendung und Sanierung von
Bestandsliegenschaften, können wir den Flächenbedarf decken und
gleichzeitig unsere Klimaziele erreichen.“
Hintergrund:
In
Deutschland verursachen Herstellung, Errichtung (Bau), Modernisierung,
Nutzung und der Betrieb von Gebäuden circa 40 Prozent der gesamten
Treibhausgasemissionen. Circa 10 Prozent der Treibhausgase in
Deutschland (88 Millionen Tonnen CO2 im Jahr) entstehen alleine durch
die Herstellung, Errichtung und Entsorgung von Gebäuden und Bauprodukten
– so viel, wie die gesamten Treibhausgasemissionen von Tschechien.
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