NABU: 13.000 Tonnen Plastik pro Jahr landen in unseren Böden

NABU-Studie untersucht erstmals die Kunststoff-Emissionen in Landwirtschaft und Gartenbau / Miller: Gesetzgeber muss EintrÀge in Böden minimieren

Mehr als 13.000 Tonnen Kunststoffe, insbesondere Mikroplastik, werden jĂ€hrlich in Deutschland durch landwirtschaftliche AktivitĂ€ten in die Umwelt freigesetzt und verbleiben meist im Boden. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Fraunhofer UMSICHT und Ökopol im Auftrag des NABU. Der grĂ¶ĂŸte Anteil, rund 9.500 Tonnen, ist auf Plastik-Verschmutzungen im KlĂ€rschlamm sowie in Komposten und GĂ€rresten zurĂŒckzufĂŒhren. Hier ist die Landwirtschaft Leidtragende der Verschmutzungen durch Dritte – beispielsweise durch PlastikfehlwĂŒrfe in der Biotonne oder durch Reifenabrieb und Textilfasern aus dem Abwasser, die in der KlĂ€ranlage im KlĂ€rschlamm gebunden werden. Zu den 13.000 Tonnen kommen weitere 5.800 Tonnen an PlastikabfĂ€llen hinzu, die von außen auf landwirtschaftlich genutzte FlĂ€chen geweht werden.

„WĂ€hrend Plastik im Meer und in GewĂ€ssern bereits intensiv erforscht und diskutiert wird, fliegt die Plastikverschmutzung von Böden noch unter dem Radar. Mit der Studie prĂ€sentieren wir die erste umfassende Untersuchung, auf welchen Wegen und in welchen geschĂ€tzten Mengen Kunststoffe in Deutschland ĂŒber die Landwirtschaft in die Böden gelangen“, so NABU-BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer Leif Miller.

Der Großteil der in der Studie identifizierten Emissionen wird direkt in den Boden eingetragen: Mit Plastik verschmutzte KlĂ€rschlĂ€mme, Komposte und GĂ€rreste sowie mit synthetischen Polymeren bearbeitete DĂŒngemittel, Bodenverbesserer, Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Bei einem kleineren Teil der Kunststoffe ist ein Verbleib im Boden nicht beabsichtigt: Agrarfolien können reißen und Kunststoff-Kleinteile wie Pflanzhilfen können zerfallen. So gelangen auch diese Kunststoffe ungewollt in den Boden.

„Die Studie verdeutlicht den Handlungsbedarf: Im Sinne des Vorsorgeprinzips mĂŒssen die EintrĂ€ge von Kunststoff so gut es geht unterbunden werden. Jede Tonne, die reduziert wird, zĂ€hlt“, so Miller. „Mikroplastik im Boden ist nicht rĂŒckholbar und kann Jahrhunderte in der Natur verbleiben. Studien zeigen, dass hohe Konzentrationen an Kunststoff im Boden das Pflanzenwachstum hemmen und Plastikpartikel in NanogrĂ¶ĂŸe von Pflanzenwurzeln aufgenommen werden können. Auch kann Mikroplastik die Bodenfauna, etwa RegenwĂŒrmer, schĂ€digen.“

Der NABU fordert kein generelles Verbot der Kunststoffnutzung in Landwirtschaft und Gartenbau, da diese oft auch fĂŒr den Naturschutz vorteilhaft sein kann, wenn dadurch beispielsweise weniger giftige Pestizide ausgebracht werden oder seltener gedĂŒngt wird. Der NABU sieht die Politik jedoch in der Pflicht, eine Strategie zu entwickeln, um KunststoffeintrĂ€ge in die Böden zu minimieren und eine ökologisch vertrĂ€gliche Nutzung von Kunststoffen in der Landwirtschaft zu erreichen. „Es gibt bereits Verordnungen fĂŒr KlĂ€rschlamm, DĂŒngemittel und Bioabfall, sie werden jedoch nicht ambitioniert genug eingesetzt. Das DĂŒngen mit KlĂ€rschlamm muss vollstĂ€ndig verboten werden. Die Grenzwerte fĂŒr Kunststoffe im Kompost mĂŒssen verschĂ€rft und die Bioabfallsammlung verbessert werden. Auch sollten RĂŒcknahmesysteme fĂŒr Folien, die es bislang auf freiwilliger Basis gibt, verpflichtend werden“, fordert Michael Jedelhauser, NABU-Referent fĂŒr Kreislaufwirtschaft. „Wichtig sind außerdem verlĂ€ssliche und realitĂ€tsnahe Standards fĂŒr bioabbaubare Kunststoffe, die etwa bei DĂŒngemittel- und SaatgutumhĂŒllungen sowie Mulchfolien Teil der Lösung sein können. Denn zu hĂ€ufig bauen sich diese bisher unter den realen Bedingungen auf dem Acker oder in der Natur nicht schnell genug im Boden ab.“ Auch fĂŒr Flockungsmittel aus synthetischen Polymeren, die in der KlĂ€ranlage eingesetzt werden und am Ende im KlĂ€rschlamm landen, sind strengere Anforderungen an die Abbaubarkeit nötig.

Die Originalpressemitteilung finden Sie hier.



Copyright: © Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. (31.05.2021)
 
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