Das Whooshh-Fish-Passage-System für den Fischaufstieg an hohen Stauanlagen

Fischaufstieg über hohe Stauanlagen zu ermöglichen, ist bisher eher die Ausnahme und wird häufig noch als nicht realisierbar bezeichnet. Wo große Talsperren aber an Flüssen existieren, bei denen die Fischwanderung aus gewässerökologischen Gründen dringend notwendig ist, muss Abhilfe geschaffen werden. Das innovative Whooshh-Fish-Passage-System ermöglicht einen kontinuierlichen und sicheren Fischaufstieg über Sperren mit beliebiger Höhe und auch bei beengten Platzverhältnissen. Das System basiert auf flexiblen Schläuchen, in denen die Fische durch leichte Druckdifferenzen in einem Wasser-Luft-Nebel transportiert werden. Es ist modular aufgebaut, wird jeweils fallspezifisch konfiguriert und ist im Vergleich zu herkömmlichen Fischaufstiegsanlagen sehr kostengünstig. Mehrere wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Fische zuverlässig und ohne sie zu schädigen auch über längere Distanzen transportiert werden können.


Migrationsbarrieren in Flüssen, wie Wehre und Talsperren, gehören weltweit zu den Hauptproblemen für Fische und tragen wesentlich zum Rückgang vieler Arten bei. Die Aufrechterhaltung bzw. die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit ist daher eines der primären Ziele, die sich aus der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie sowie generellen gewässerökologischen Anforderungen ergeben. Für Stauanlagen bis ca. 20 m Höhe existieren erprobte Lösungen, wie Fischaufstiegsanlagen (FAA) und Umgebungsgerinne, vereinzelt kommen bei beengten Platzverhältnissen auch Fischlifte oder Fischschleusen zum Einsatz. Bei größeren Höhen stoßen diese Technologien an ihre Grenzen und sie haben häufig den Nachteil, den Aufstieg nicht kontinuierlich zu ermöglichen. Bei größeren Fallhöhen steigen Kosten und Platzbedarf enorm an. Bei höheren Talsperren wird daher bisher die Möglichkeit und Notwendigkeit, die Durchwanderbarkeit beim Neubau zu erhalten oder bei vorhandenen Anlagen wiederherzustellen, generell abgelehnt. Aber auch bei kleineren Staubauwerken gibt es Situationen, wo Lösungen aufgrund der Platzverhältnisse schwierig zu realisieren sind.

Besonders hohe Anforderungen an die Sicherstellung der Durchgängigkeit bestehen seit Jahrzehnten im Pazifischen Nordwesten der USA und Kanada, wo die Lachspopulationen bedroht sind. Die dort übliche Methode, bei hohen Talsperren die Fische zu fangen und in Behältern flussaufwärts zu transportieren, funktioniert gut, wenn die aufstiegswilligen Fische konzentriert über einen kurzen Zeitraum aufsteigen. Wo viele Fischarten über das Jahr verteilt aufsteigen, sind andere kontinuierlich wirkende Lösungen erforderlich.

Mit der Zielsetzung, alle Anforderungen an einen Fischaufstieg auch an hohen Talsperren zu erfüllen, wurde das das Whooshh-Fish-Passage-System (WFPS) entwickelt. Es basiert auf innovativen Technologien, um einen selbstständigen, volitionalen, kontinuierlichen und selektiven Fischaufstieg über Hindernisse jeglicher Höhe zu ermöglichen. Die Fische werden dabei mithilfe von Druckdifferenzen in einem mit Sprühnebel gefüllten flexiblen Schlauchsystem transportiert. Fische können so ohne jegliche Verzögerung schadlos, sicher und schnell über Distanzen und Höhen bis zu mehreren hundert Metern transportiert werden.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (März 2020)
Seiten: 7
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Klaus Jorde
Janine Bryan

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Baggerseen sind Refugien für die Artenvielfalt
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2020)
Ein Forschungsprojekt zeigt neue Wege für den Artenschutz an künstlichen Gewässern. Untersucht werden positive und negative Einflüsse von Angelvereinen und deren Gewässernutzung auf die gewässergebundene Biodiversität.

Eine Ultraschall-Detektorreuse zur Anzeige von Aalabwanderungen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2009)
Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) wird in Deutschland aufgrund vielfacher Beeinträchtigungen (z. B. Erwärmung der Ozeane, Fischfang, Erkrankungen und Parasitenbefall) während seines komplexen Entwicklungszyklus zu den gefährdeten Arten gezählt. Eine mögliche Gefahrenquelle sind Querbauwerke, welche die Aale passieren müssen, um von ihren Aufwuchshabitaten der inländischen Flüsse in ihre Laichhabitate in der Sargassosee zu gelangen.

Auf den Buckower Feldern wird Berlin zur Schwammstadt
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (12/2022)
Mit dem Projekt „Wohnen auf den Buckower Feldern“ wird anschaulich gezeigt, dass auch bei schwierigen Bodenverhältnissen eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung im Sinne einer Schwammstadt möglich ist. Auf 16,2 ha Fläche entsteht ein Quartier für ca. 2 500 Bewohner, in welchem das Regenwasser ausschließlich über Versickerung und Verdunstung bewirtschaftet wird und gleichzeitig ein hundertjährlicher Starkregen schadlos zurückgehalten werden kann.

Modellbasierte prädiktive Regelung des Sees Genezareth zur verbesserten Wasserversorgung des Unteren Jordantals
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2022)
Der See Genezareth ist von großer Bedeutung für die israelische und jordanische Wasserversorgung. Dies gilt auch für das Untere Jordantal, da hier ein großer Anteil der landwirtschaftlichen Produktionsflächen Jordaniens liegt. Die Wasserressourcen in der Region sind jedoch knapp, weshalb die effektive Nutzung des vorhandenen Süßwassers von besonderer Relevanz ist. Diese Studie befasst sich daher mit der Frage, ob und wie die Wasserabgabe des Sees ins Jordantal durch ein Entscheidungsunterstützungssystem zur länderübergreifenden, multikriteriellen Optimierung weiter verbessert werden kann.

Grundwasseranreicherung mit entsalztem Meerwasser in Festgesteinsgrundwasserleitern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2022)
In dieser Studie wird die Eignung von Festgesteinsaquiferen im östlichen mediterranen Raum zur Nutzung als Speicher von entsalztem Meerwasser untersucht. Hierzu wurden zunächst technische Kriterien als Indikatoren zur Eignung definiert und auf deren Basis eine Voruntersuchung durchgeführt, um anschließend für ausgewählte Aquifere mit numerischen Modellen Bewirtschaftungsmaßzahlen zu quantifizieren. Es zeigt sich, dass eine Reihe von Aquiferen als Speichermedium genutzt werden könnten, dies zum Teil sogar entgegen naheliegender Erwartungen.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?