Recyclingquoten mit Hightech-Anlagen erhöhen
Nachdem der Verwertungsweg nach China für verunreinigte Wertstoffe versperrt ist, bietet die Steinert-Gruppe, Spezialist für Magnet- und Sensortechnologie, zukunftsweisende Sortierlösungen.
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Mit der UniSort Black können
Anlagenbetreiber erstmals auch wertvolle
schwarze Kunststoffe aussortieren, die
bislang meistens in der Restfraktion für die
Verbrennung landen. |
(08.05.2018) Um den Anstieg der Kunststoffflut einzudämmen, hat die deutsche Bundesregierung bereits 1991 die Verpackungsverordnung erlassen. Sie verpflichtet Hersteller, die Kunststoffverpackungen in Umlauf bringen, das duale System zu finanzieren. Bereits sieben Mal hat die Bundesregierung die Verpackungsverordnung an aktuelles EU-Recht und Umweltherausforderungen angepasst. Zum 1. Januar 2019 steht die achte Anpassung in den Startlöchern, die die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von bisher 36 Prozent auf 63 Prozent im Jahr 2022 erhöht.
Betreiber von Sortieranlagen stellt diese Verschärfung vor eine Herausforderung. Ihre Anlagen müssen künftig in einem drastisch größeren Stil Kunststoffkomponenten sortieren, auf die sie nicht ausgelegt sind. Darunter beispielsweise Folien aus PE und PP, die bislang größtenteils in der Verbrennung landen. Mehrere Entsorgungsunternehmen haben bereits den Bau neuer Sortieranlagen angekündigt.
PVC-Folien, biobasierte Folien und Agrarfolien haben eine tückische Gemeinsamkeit: Sie lassen sich maschinell schwer sortieren. Sie sind so leicht, dass sie auf dem Förderband der Sortieranlage abheben, umherfliegen, sich vom Kamerasystem nicht zuverlässig detektieren lassen. Deshalb wählen viele Sortierer eine Bandgeschwindigkeit, die weit unter den Standard von 2,8 Metern pro Sekunde liegt – auf Kosten des Durchsatzes und damit der Wirtschaftlichkeit der Sortieranlage. Bei der Sortiermaschine UniSort Film der Steinert GmbH ist über dem Förderband ein Beruhigungstunnel montiert – ein so genanntes Active Object Control (AOC) System. Der Tunnel erzeugt eine sanfte Luftströmung, gerade stark genug, um die Plastikfolien auf das Band zu drücken und in Position zu halten. So können die Entsorger mit Bandgeschwindigkeiten von bis zu 5 Metern pro Sekunde arbeiten und den Durchsatz der Sortierung erhöhen.
Zur Unterscheidung der Kunststoffarten kommt eine moderne Detektionseinheit der UniSort PR ins Spiel. Eine Leuchtquelle beleuchtet das Förderband, eine Nahinfrarot-Kamera (NIR) nimmt das reflektierte Licht auf. Eine Software analysiert dessen Spektrum und erkennt so die Kunststoffart. Unternehmen können mit der NIR-Technologie des Unternehmens pro Stunde mehrere Tonnen Kunststoffe vollautomatisch sortieren – mit einer Erfolgsquote von bis zu 99 Prozent.
Schwarze Kunststoffe landen bislang meistens in der Restefraktion für die Verbrennung, weil sie sich selbst mit NIR-Kameras nicht zuverlässig detektieren lassen. Vor dem Hintergrund der steigenden Recyclingquoten wird es zunehmend dringlich, auch schwarze Kunststoffe sortieren können. Steinert hat deswegen die UniSort Black entwickelt, eine Sortieranlage, die mit der so genannten Hyper Spectral Imaging-Technologie (HSI) arbeitet. Dank einer besonders hohen spektralen Auflösung kann die Kamera auch schwarze Objekte erkennen, für die klassische NIR-Systeme blind sind. Betreiber von Recyclinganlagen können somit auch sortenreine und wertvolle Granulate für das Recycling herstellen und weiterverkaufen. Damit sorgen sie für einebesonders schnelle Amortisation der Investition in die Anlage.
Doch nicht nur die Verpackungsverordnung wird strenger. Bereits seit dem 1. August 2017 hat sich auch die Gewerbeabfallverordnung verschärft. Um das Recycling der Werkstoffe zu erhöhen, die sich in Gewerbeabfällen, Bau- und Abbruchabfällen verstecken, hat die Bundesregierung die technischen Anforderungen für Sortieranlagen neu definiert. Bis zum dem 1. Januar 2019 haben Entsorger nun Zeit ihre Anlagen umzurüsten, um Kunststoffe, Holz, Metalle und Glas genauer denn je aus Abfallgemischen zu ziehen, sortenrein zu trennen und dem Recycling zu zuführen. Die neue Sortierquote liegt bei 85 Prozent, die Recyclingquote davon bei 30 Prozent. Um diese Ziele zur erreichen gibt es Steinerts NIR-Sortiersystem UniSort PR. Und auf den VDMA-Praxistagen im Außenbereich der IFAT-Messe präsentiert das Unternehmen eine mobile Lösung beispielsweise für Altholzaufbereiter, die die GewAbfV erfüllen wollen: eine Neuentwicklung eines mobilen NE- und Fe-Abscheiders. Die mobile Anlage trennt Eisen und Nichteisenmetalle früh im Prozess; sie ist flexible und ganz ohne Baugenehmigung einsetzbar.
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Mit der UniSort Film können Unternehmen auch federleichte Plastikfolien mit hoher
Geschwindigkeit aussortieren. |
In der Metallaufbereitung setzt das Unternehmen auf zwei Faktoren: Reinheit und die Aufbereitung von Fine-Fraktionen. Nicht erst seit China seine Importquote für Misch-Produkte reduziert, arbeiten die Ingenieure mit Hilfe der Kombination unterschiedlicher Sensoren an einer immer höheren Sortiertiefe. So lassen sich mit der Multi-Sensormaschine KSS des Herstellers Metalle sortenrein trennen. Sie ist eine Plattform, auf der verschiedene Sensoren zum Einsatz kommen: 3D-, Farb- und Induktionserkennung. Darüber hinaus kann das System mit einem vierten Sensor (Nahinfrarot-, Röntgentransmissions- oder Röntgenfluoreszenzsensor) ausgestattet werden. Der Röntgensensor sorgt für das Trennen von Schwermetallen aus einer Leichtmetallfraktion (z.B. Aluminium). Die vom Unternehmen entwickelte Erkennungssoftware ist zukunftsfähig: Die Programmier- Experten legten großes Augenmerk auf die zukünftige Erweiterbarkeit durch neue Erkennungsalgorithmen.
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Die Multi-Sensormaschine KSS von Steinert arbeitet unter anderem mit Röntgensensoren,
die eine effektive Trennung von Aluminium und Schwermetallen ermöglicht. |
Um Fine-Fraktionen, die beispielsweise von Windsichtern abgesaugt werden, kostspielig auf der Müllkippe zu deponieren, gibt es für das Metallrecycling den Steinert NE-Scheider EddyC Fines – eine Sortieranlage deren exakte Einstellbarkeit des Scheitelblechs es ermöglicht, auch NE-Metalle aus besonders feinen Rückständen bis zu einer Korngröße von 0,5 Millimetern zurückzugewinnen. Auch der UniSort Flake C arbeitet im Feinkornbereich und spart Deponiekosten, indem er die aus dem NE-Scheider extrahierte Fraktion nach Farbe sortieren kann. So kann der UniSort Flake C farbliche Unterschiede erkennen und beispielsweise Kupfer (alle Rottöne) austragen und anschließend unterschiedliche Graustufen, wie von Zink und Blei, unterscheiden.
2018 wird auch Betriebe vor Herausforderungen stellen, die Düngemittel und Bodenverbesserungsmittel aus Bioabfall herstellen. Zumindest dann, wenn sie ihre Produkte mit der RAL-Gütesicherung für Kompost bewerben (RAL-G2-251) – eine freiwillige Produktzertifizierung der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK), die vom deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL) zertifiziert ist. Sie schreibt Herstellern bislang vor, dass sich in einem Liter Frischsubstanz maximal 25 Quadratzentimeter Fremdstoffe befinden dürfen. Am 1. Juli 2018 wird dieser Wert auf 15 Quadratzentimeter sinken. Betreiber von Kompostanlagen sind dann mehr denn je auf leistungsstarke Sortieranlagen angewiesen, die Fremdstoffe aus dem immer stärker verunreinigten Bioabfall ziehen. Mit Technologien wie der UniSort-Sortieranlage werden Quoten von bis zu 99 Prozent erreicht, bei Durchsätzen von bis zu zehn Tonnen pro Stunde.
IFAT 2018: Halle B6, Stand 451/550
Quelle: Steinert GmbH, Widdersdorfer Str. 329-331, 50933 Köln
Autorenhinweis: Michaela Kessemeier, Steinert
Fotos: Steinert
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