Plastik ist kein Bio: Kunststoffverpackungen und Plastiktüten haben im Bioabfall nichts zu suchen

Mikroplastik ist allgegenwärtig – nicht nur in der Umwelt, sondern auch in der öffentlichen Diskussion. Ins Zwielicht geraten ist auch die Bioabfallverwertung, denn immer wieder geschieht es, dass abgelaufene Lebensmittel aus Handel und Gewerbe mitsamt ihrer Verpackung im Fermenter landen oder Verbraucher ihren Bioabfall in Plastiktüten entsorgen. Eine Bundesratsinitiative hat sich des Problems angenommen.

Foto: M. Boeckh(13.09.2018) Auf der Suche nach der Herkunft der kleinen Plastikschnipsel hatten sich Forscher der Universität Bayreuth auf Spurensuche bei Bioabfallverwertern begeben. Das Team um Prof. Dr. Ruth Freitag (Bioprozesstechnik) und Prof. Dr. Christian Laforsch (Tierökologie) sowie Nicolas Weithmann untersuchte die Produkte verschiedener Anlagen und veröffentlichte die Ergebnisse im April im Magazin Science Advances. Bei der Verarbeitung von Bioabfällen aus privaten Haushalten fanden die Wissenschaftler im Produkt eines Kompostwerks mit vorgeschalteten Sieben nur wenig Mikroplastik. Dagegen waren Gärprodukte einer Biogasanlage teilweise erheblich mit Fremdstoffen verunreinigt. Mit Abstand die meisten Kunststoffpartikel fanden die Wissenschaftler jedoch in nicht gefilterten Gärprodukten einer Biogasanlage, die ihr Ausgangsmaterial aus dem Gewerbe bezog.
Angeheizt hatte die Diskussion auch der Umweltskandal an der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee, bei dem im März 2018 große Mengen von Plastikteilen über ein Klärwerk ins Gewässer gelangt waren. Sie gehörten offenbar zu verpackten und dann geschredderten Speiseresten, die dem Faulschlamm beigemischt wurden, um Energie in Form von Biogas aus der Vergärung zu gewinnen, doch die Plastikteile wurden nur unzureichend entfernt. Als Reaktion auf die Medienberichte hat sich auch die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) des Themas angenommen. Mit dem für die Vergärung von Lebensmitteln vorgeschriebenen Verfahren könnten nach Stand der Technik Kunststoffpartikel und andere Fremdstoffe nahezu vollständig entfernt werden, heißt es in einem Beitrag. Dazu müssten Lebensmittel vor der Vergärung aber unbedingt entpackt werden. Dies fordert auch Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, der im Juli dieses Jahres mit seinem damaligen Ministerkollegen aus Schleswig-Holstein, Robert Habeck, eine Bundesratsinitiative gestartet hat. „Im Wesentlichen geht es mir darum,...
Unternehmen, Behörden + Verbände: Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK), Umweltministerium Baden-Württemberg, ReFood GmbH & Co. KG, SARIA-Gruppe, bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) e.V., Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), Bundesumweltministerium, Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Autorenhinweis: Sabine Hebbelmann, Sandhausen
Foto: M. Boeckh



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 4 - September 2018 (September 2018)
Seiten: 3
Preis inkl. MwSt.: € 5,75 Kostenlos für Premium Mitglieder
Autor: Sabine Hebbelmann

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