„Wir kennen nicht mal alle Eintragspfade“: Interview mit Mikroplastikexperte Prof. Christian Laforsch

Jahr für Jahr landen bis zu 10 Mio. Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Da es sehr langsam abgebaut wird, reichert es sich dort an. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat deshalb das europaweite Forschungsprogramm „Mikroplastik in marinen Systemen“ initiiert. Wichtigste Aufgabe ist es zunächst, eine Standard-Messmethode für Mikroplastik zu entwickeln. Das ENTSORGA-Magazin sprach mit einem Experten in Sachen Mikroplastik, dem Biologen Prof. Dr. Christian Laforsch.

Foto: byrev / pixabay.com(23.05.2016) ENTSORGA-Magazin: Herr Prof. Laforsch, was versteht man unter Mikroplastik?
Christian Laforsch: Das sind winzige Plastikteilchen kleiner als 5 Millimeter. Meist sind diese Teilchen jedoch nur den Bruchteil eines Millimeters groß, also mit bloßem Auge nicht zu sehen. Sie entstehen aus Kunststoffmüll, der mit der Zeit durch UV-Strahlung zersetzt oder durch mechanische Einflüsse klein gerieben wird; man spricht dann von sekundärem Mikroplastik. Primäres Mikroplastik wiederum sind industriell hergestellte Mikroplastikpartikel wie sie etwa in Haushaltsreinigern und Kosmetika verwendet werden. Auch Kunststofffasern, die sich beim Waschen von der Kleidung lösen, sind Mikroplastik.
ENTSORGA: Warum ist Mikroplastik so tückisch?
Laforsch: Mikroplastikpartikel werden aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer oftmals unregelmäßigen Form und Farbe von im Wasser lebenden Organismen und Seevögeln mit Nahrung verwechselt und gefressen. Man hat es bereits in Fischen, Muscheln, Schnecken und Würmern gefunden. Wenn diese Tiere wiederum von anderen gefressen werden, reichern sich die Partikel entlang der Nahrungskette an.
ENTSORGA: Wie wirkt sich das auf die Gesundheit aus?
Laforsch: Mikroplastikpartikel können Magen und Darm besonders bei Seevögeln verletzen oder verstopfen. Schlimmer sind allerdings die beigemengten Chemikalien, etwa Weichmacher. Sie wirken meist hormonähnlich. Man vermutet, dass Mikroplastikpartikel auch eine Carrier-Funktion übernehmen, das heißt, sie binden organische Schadstoffe und Krankheitserreger und schleusen sie in den Körper ein...

Unternehmen, Behörden + Verbände: Universität Bayreuth, Plastics Europe
Autorenhinweis: Dr. Georg Haiber
Foto: byrev / pixabay.com



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 05 - Mai 2016 (Mai 2016)
Seiten: 3
Preis inkl. MwSt.: € 0,00
Autor: Dr. Georg Haiber

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