Morphodynamische Modellexperimente sind im wasserbaulichen Versuchswesen nach wie vor ein unverzichtbares Hilfsmittel, um die komplexen Fragestellungen, die bei morphodynamischen Prozessen auftreten, einschätzen zu können. Die Übertragung der morphodynamischen Prozesse
von Natur auf das Modell ist jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. So wird die Sedimentcharakteristik eine Natursieblinie aus einem Sand-Kies-Gemisch üblicherweise auf ein Modellsediment aus Einkorn-Kunststoffgranulat übertragen.
Die Sieblinieneigenschaften des Natursedimentes werden vernachlässigt und die Ähnlichkeit zwischen Natur und Modell ist dadurch eingeschränkt. Bei weitgestuften Natursedimenten verstärken sich diese Unsicherheiten, so dass die Verwendung eines Einkorn-Kunststoffgranulates als Modellsediment in der Regel nicht zielführend ist. Im Rahmen einer Forschungskooperation zwischen der Bundesanstalt für Wasserbau und der Hochschule Magdeburg wurden morphodynamische Experimente in einem Geschiebekreislauf durchgeführt. Für die Experimente wurden eine Sand-Sieblinie und eine Kunststoffgranulat-Sieblinie verwendet. Während die Sand-Sieblinie aus einem abgestuften Natursand bestand war die Kunststoffgranulat-Sieblinie aus einer Mischung verschiedener Kunststoffgranulate aufgebaut. Ziel der morphodynamischen Experimente war es, neue Erkenntnisse zur Anwendung von Kunststoffgranulat-Sieblinien und zur Ähnlichkeit von morphodynamischen Modellexperimenten zu erlangen.
Die Ergebnisse zeigten, dass mit den verwendeten Sieblinien aus Sand und aus Kunststoffgranulaten ähnliche Sohlenformen und Transportprozesse erzielt werden konnten.
Experimentelle Untersuchungen mit Sedimenten sind im wasserbaulichen Versuchswesen nach wie vor ein unverzichtbares Hilfsmittel, um die komplexen Fragen zu hydraulisch-sedimentologischen Prozessen, wie bspw. Erosions- und Sedimentationsprozessen, hinreichend genau klären und prognostizieren zu können. Die Durchführung von morphodynamischen Modellversuchen ist aufwändig und erfordert vom Modellierer umfangreiche Erfahrungen. Insbesondere wenn das Natursediment bereits aus feineren Sedimenten besteht oder sehr ungleichförmig ist, ist eine theoretische Übertragung der charakteristischen Eigenschaften des Natursedimentes, wie Korngröße, Dichte, Kornform und Ungleichförmigkeit, auf ein Modellsediment nur mit erheblichen Unsicherheiten möglich und zudem mit umfangreichen Voruntersuchungen verbunden. Die physikalisch außerordentlich komplexen morphodynamischen Prozesse sind nur mit Einschränkungen zu quantifizieren und die Übertragung der Ergebnisse vom Modell zurück auf die Natur sind z. T. mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH | |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 05 (Mai 2021) | |
Seiten: | 7 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Prof. Dr.-Ing. Bernd Ettmer Dipl.-Ing. Bernd Hentschel Prof. Dr. - Ing. Oscar Link | |
Artikel weiterleiten | In den Warenkorb legen | Artikel kommentieren |
Der modifizierte, sohlenoffene Denil-Pass - Renaissance einer kostensparenden Fischaufstiegsanlage
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2021)
Denil-Pässe galten bislang als einschränkend für die Passage von bodenorientierten und schwimmschwachen Fischen. Bei dem modifizierten Denil-Pass wurde das Konzept in erster Linie dahingehend überarbeitet, dass Sohlensubstrat in den Fischpass eingebracht wurde. Durch mehrere
Untersuchungen im Labor und im Feld konnte das System hydraulisch optimiert werden. Im Zuge von Funktionskontrollen in der Barben- und Forellenregion wurde die Passage eines breiten Spektrums an Arten und Größenklassen nachgewiesen. Dabei konnten auch hohe Aufstiegszahlen
von bodenorientierten Kleinfischen festgestellt werden.
Biotisches und abiotisches Monitoring eines modifizierten Denil-Passes an
einem Tieflandfluss in der Barben-Region
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2021)
In der vorliegenden Studie wurde der modifizierte Denil-Pass an einem Kleinwasserkraftwerk mit Stauzielschwankungen von bis zu 60 cm biotisch und hydraulisch untersucht. Im Zuge der Untersuchungen konnte eine sehr gute Funktionalität für Kleinfische festgestellt werden, welche unabhängig von den Oberwasserspiegelschwankungen in hohen Zahlen aufsteigen konnten.
Besonders bemerkenswert war dabei, dass die Fische auch unter hydraulisch ungünstigen Bedingungen hohe Aufstiegsraten aufwiesen.
Ethohydraulische Laborversuche zum Abstieg von Fischen in beschleunigten Strömungen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (6/2022)
Im BMBF-Verbundprojekt RETERO werden innovative Monitoring- und Prognosemethoden zur Fischschädigung bei der Passage von Wasserkraftanlagen entwickelt und implementiert. Ein Hauptziel ist es, Tierversuche zur Abschätzung des Schädigungsrisikos von Fischen signifikant zu reduzieren und langfristig vollständig zu ersetzen. Am Hubert-Engels-Labor der TU Dresden wurden in Zusammenarbeit mit dem IGF Jena ethohydraulische Grundlagen zum Verhalten von Fischen in beschleunigten Strömungen geschaffen, wie diese in Turbineneinläufen vorzufinden sind. Diese Erkenntnisse liefern den Verbundpartnern des Projekts eine fundierte Grundlage z. B. zur Entwicklung eines autonomen Roboterfisches zur Schädigungsprognose und der Entwicklung softwarebasierter Schadensprognosemodelle.
Sedimentmanagement in Staustufenketten - Notwendigkeit und Herausforderungen am Beispiel der Lech-Stufe 2 Prem
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2022)
Im Stauraum der Lech-Stufe 2 mündet der Halblech, der mit seiner dynamischen Abflusscharakteristik hohe Sedimentfrachten trägt. Durch veränderte Randbedingungen im Einzugsgebiet des Halblechs kam es in den vergangenen Jahren zu einem beständigen Vorwachsen eines Mündungsdeltas.
Durch gezieltes Sedimentmanagement sollen die entstandenen Geschiebeareale als Standort der Deutschen Tamariske aufrechterhalten werden, aber auch im Bereich der vorwiegenden Feinsedimentablagerungen die Flachwasserbereiche mit Habitaten für Watvögel und Laichplätze. Im Rahmen einer systemischen Betrachtung sind sowohl die ökologischen als auch morphologischen Eigenschaften der Sedimente zu berücksichtigten.
ISOBEL - Lebensraumfunktion von Fischaufstiegsanlagen und Auswirkung
der Revitalisierungsmaßnahmen auf die Fischfauna
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2022)
In der Iller zwischen Altusried und Lautrach wurde die Wanderung von Fischen durch fünf Fischaufstiegsanlagen, deren Eignung als Lebensraum und die Auswirkung der Revitalisierung von kiesigen Gewässerstrukturen untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass Fische artspezifisch sowohl Schlüsselhabitate im Hauptfluss als auch in Fischaufstiegsanlagen nutzen. Revitalisierungsmaßnahmen müssen immer sowohl im Hauptfluss als auch in natürlichen und künstlich angelegtenNebengewässern stattfinden und die Anforderungen der Zielfischarten auf Artniveau betrachtet werden.