Wasserwiederverwendung und integriertes Stoffstrommanagement in Tunesien und Marokko

Die Ergebnisse aus mehreren Forschungsvorhaben zeigen, dass durch eine weitergehende Aufbereitung und Behandlung von (Industrie-)Abwässern und Klärschlämmen ein Beitrag zu geschlossenen Wasser und Nährstoffkreisläufen geleistet werden kann. Der Wasserbedarf übersteigt in Tunesien und Marokko die sich erneuernden Vorkommen. Düngemittel werden zugekauft und in der Landwirtschaft eingesetzt.
In den dargestellten Projekten wird gezeigt, wie beide Ressourcen auch aus der Abwasseraufbereitung
gewonnen und eingesetzt werden können.

Die Länder der Maghreb-Region sind geprägt von einem Küstenstreifen mit landwirtschaftlich ertragreichen Böden, einer Steppenregion im Übergangsbereich und Ausläufern der Sahara im Süden. Die Niederschlagshöhen (NSH) sind regional sehr unterschiedlich. In den küstennahen Gebieten herrscht ein Mittelmeerklima mit jährlichen NSH zwischen 466 mm (Tunis) und 556 mm (Rabat), in den landesinneren Gebieten ein Wüstenklima mit NSH von 110 mm (Ouarzazate) bis 195 mm (Gafsa) [1]. Insbesondere durch eine wasserintensive Landwirtschaft wird das natürliche Wasserdargebot übernutzt. An diesem Einsatzzweck bemessen sich auch die Erfordernisse einer Wasserwiederverwendung. In beiden Ländern wurden in den letzten drei Jahrzehnten erhebliche Fortschritte in der Abwasserbehandlung gemacht. Schwerpunkt war in Tunesien im ausgehenden 20. Jahrhundert der Gesundheitsschutz, aber angesichts des starken Devisenumsatzes im Tourismus auch die Vermeidung von sichtbaren Abwasserflüssen und Gerüchen. In Tunesien und Marokko stellen Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von >100.000 Einwohnerwerten (EW) auf die Anzahlbezogen nur etwa 10 % dar. Diese reinigen in Tunesien 60 % und in Regionen in Marokko sogar 89 % der zu behandelnden Schmutzfracht. Generell besteht in Tunesien die Tendenz, vorhandene kleinere Kläranlagen zu größeren zusammenzulegen. In Marokko konzentrierten sich die Aktivitäten lange auf größere Städte bis im Jahr 2007 der „Nationale Abwasserplan“ (PNA – Plan National d’Assainissement) eine Strategie hervorbrachte, vollständige Abwasserableitung und -behandlung, auch im ländlichen Raum, umzusetzen [2]. Dass insbesondere in den Ballungsräumen viele Kläranlagen eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Größe für eine Klärschlammfaulung besitzen, begünstigt die in Tunesien vor einigen Jahren getroffene Entscheidung, sich für den technologischen Wechsel der anaeroben Klärschlammbehandlung zu öffnen. Bisher verfügen nur wenige Kläranlagen über eine Schlammfaulung.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 05 (Mai 2022)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dipl.-Ing. Manuel Krauss
Dr.-Ing. Henry Risse
M.Sc. Janine Möller
Dr. rer. nat. Dominik Schmitz
Prof. Dr. rer. nat. Markus Biel

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