Der Zugang zum Entwässerungssystem stellt einen wichtigen Indikator für Lebensqualität dar. Im Jahre 2016 wurden in Polen 73 % der Bevölkerung an Kläranlagen angeschlossen. Obwohl in den Städten dieser Anteil 95 % beträgt, ist er in ländlichen Gebieten nur auf dem Niveau von 41 %. Auf dem Land bleiben also immer noch fast 9 Mio. Menschen ohne Zugang zum Abwassernetz. Seit 1995 beobachtet man schnelle Entwicklung der Abwasserinfrastruktur in Dörfern, auch auf Grund der Suburbanisierung. Das Ausmaß der Veränderungen zeigt erhebliche räumliche Disparitäten.
Mit Berücksichtigung der Richtlinie des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalen Abwasser (91/271/EWG), geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1 137/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2008, wurde in Polen im Jahre 2005 das Landesprogramm der kommunalen Abwasserreinigung (KPOŚK 2005) verabschiedet. Mittlerweile wurde schon die fünfte Aktualisierung dieses Programms verabschiedet (AKPOŚK 2017), das die EU-Finanzierungsperspektive 2014-2020 berücksichtigt [1]. Seit der politischen Wende schaffte Polen zwar einen riesengroßen Fortschritt im Bereich der Infrastruktur zum Gewässerschutz. Es bleiben aber immer noch zahlreiche Investitionsaufgaben, die realisiert werden müssen, um die Beschlüsse der oben genannten Richtlinie auszufüllen. Die Frist für die Umsetzung der Kommunalen Abwasserrichtlinie ist für Polen eigentlich zum 31. Dezember 2015 ausgelaufen. In diesem Landesprogramm konzentriert man sich auf Siedlungsgebiete mit 2 000 oder mehr Einwohnern. Es bleibt aber immer noch das Problem der kleinsten Siedlungen mit weniger als 2 000 Einwohnern. Man muss dabei berücksichtigen, dass der Bau eines Abwassernetzes sehr teuer ist. Deshalb lohnt sich der Bau nur in den Gebieten, in denen es auf 1 km Abwassersammler mehr als 120 Einwohner gibt [2]. Deshalb sind im aktualisierten Programm auch Mittel für individuelle Reinigungssysteme vorgesehen (ca. 18,9 Mio. Euro für Hauskläranlagen als Ergänzung zum Abwassernetz). Die Kosten der sonstigen geplanten in AKPOŚK-2017-Investitionen betragen ca. 6,6 Mrd. Euro, davon ca. 4 Mrd. Euro für den Bau und die Modernisierung des Abwassernetzes und ca. 2,6 Mrd. Euro für Investitionen, die mit Kläranlagen verbunden sind.
In der polnischen nationalen Raumbewirtschaftungskonzeption bis zum Jahr 2030 (M.P. 2012 Pos. 252) ist als eines von sechs Hauptzielen der Raumentwicklungspolitik die Wiederherstellung und Erhaltung der sog. räumlichen Ordnung anerkannt, die neben der nachhaltigen Entwicklung gemäß gesetzlicher Vorgabe ein Grundanliegen allen Handelns im Bereich der Raumwirtschaft ist [3]. Nach dem polnischen Gesetz vom 27. März 2003 über die Raumplanung und -bewirtschaftung (Dz. U. 2017 Pos. 1 073 mit Änderungen) bedeutet räumliche Ordnung den harmonisch gestalteten Endzustand der Raumbewirtschaftung, in dem die Konflikte der Entwicklungsprozesse minimiert und alle funktionellen, sozio-ökonomischen, Umwelt-, Kultur-, Landschaft- und kompositorisch-ästhetischen Bedingungen und Ansprüche berücksichtigt werden [4]. Als ein wichtiger Mangel in der räumlichen Ordnung wird speziell auf der regionalen und subregionalen Ebene unkontrollierte Suburbanisation und Verbreitung von der ländlichen Bebauung (oft auch als unkontrollierte Zersiedlung genannt) betrachtet. Auf der lokalen Ebene spricht man wiederum u. a. über den Mangel an technischer und sozialer Infrastruktur, die mit den sich schnell entwickelnden neuen Siedlungen nicht Schritt hält [3].
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH | |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 01 (Januar 2020) | |
Seiten: | 8 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Dr. Karol Mrozik Dr. Michal Napierala Dr. Piotr Idczak | |
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