Abtrennung, Charakterisierung und Verwertungsmöglichkeiten von Glas aus Bettaschen

Bettaschen aus der Müllverbrennung bestehen im Wesentlichen aus den Fraktionen
Metall, Glas und sonstige inerte Materialien. Nach Abtrennung der Metalle wird der Großteil der Aschen üblicherweise deponiert. Große Mengen Glas gehen dadurch für das Recycling verloren. Im Rahmen einer Voruntersuchung wurden Bettaschen aus drei österreichischen Wirbelschichtverbrennungsanlagen an einer industriellen Bettaschebehandlungsanlage aufbereitet.
Anschließend wurde das enthaltene Glas abgetrennt.

In nur einem Abscheidungsdurchgang an einem sensorbasierten Sortierer konnten 59%, 64% bzw. 73% Glas aus der Bettaschenfraktion >8 mm abgetrennt werden. Eine Einzelkornsortierung der enthaltenen Glasfraktion zeigt, dass Störstoffanteile an Metall oder Keramik, Steine und Porzellan (KSP) sehr abhängig von den einzelnen Aschen sind und bei 3-29% liegen. Für ein hochwertiges Recycling in der Behälterglasindustrie werden jedoch weitaus niedrigere Störstoffgehalte gefordert. Um diese zu erreichen, sind

weitere Aufbereitungsschritte zur KSP- und Metallabtrennung notwendig. Auch die Möglichkeit einer Abscheidung von Bleiglas und Glaskeramik sollte untersucht werden. Alternativ ist die Verwertung in der Bläh- oder Schaumglasproduktion möglich.
In Österreich wurden 2019 über 2 Mio. Tonnen an gemischten Siedlungsabfällen und ähnlichen Gewerbeabfällen in elf dafür vorgesehenen Müllverbrennungsanlagen (MVAs) verbrannt (Bundesministerium für Klimaschutz 2021). Vier dieser Anlagen sind als Wirbelschichtfeuerung für die thermische Abfallbehandlung ausgeführt, die übrigen Anlagen sind Rostfeuerungen. Etwa 20-25 m-% des eingesetzten Abfalls bleiben nach der Verbrennung als fester Rückstand in Form von Flugaschen sowie gröberen Rost- bzw. Bettaschen zurück, wobei Rost- und Bettaschen nach ihrer Herkunft aus der Rostfeuerung (Rostaschen) bzw. der Wirbelschichtfeuerung (Bettaschen) unterschieden werden (Blasenbauer, et al. 2020). Beide Rückstände bestehen im Wesentlichen aus den Fraktionen Metall, Glas und sonstigem Inertmaterial wie Baustoffen oder Keramik, Steine und Porzellan (KSP). Rostaschen beinhalten zudem größere Anteile von verschmolzenen Agglomeraten (Mühl et al. 2022). Die übliche Behandlung dieser Verbrennungsrückstände in Österreich
besteht in einer Aufbereitung zum Zwecke der Metallabtrennung. Die danach verbleibende Mineralikfraktion wird – trotz steigender Bestrebungen zur weiteren Verwertung – vorwiegend deponiert.
Dies gilt, entgegen den Prinzipien von Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft, auch für das in Bettaschen in großen Mengen und Anteilen vorliegende Glas.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2022 (November 2022)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 2,00
Autor: DI Julia Mühl
Felix Feher
Projektass. Dipl.-Ing. Stefan Skutan
Gerhard Stockinger
Georg Ulrich Weingrill

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