Der Wertstoff Porenbeton-Bruch – Vorschlag für eine umfassende Verwertungsstrategie

Der Baustoff Porenbeton erfreut sich in Deutschland seit den 1960er Jahren
großer Beliebtheit, da sich aus dem spezifisch leichten mineralischen Baustoff tragende monolithische Wandkonstruktionen errichten lassen, ohne zusätzliche Dämm-Maßnahmen für den Wärmeschutz von beheizten Gebäuden vornehmen zu müssen. Die für den Primärbaustoff Porenbeton vorteilhaften Eigenschaften, wie beispielsweise geringe Rohdichte und gute Wärmedämmung, kehren sich für den Reststoff im Bauschuttstrom in Nachteile um: Geringe Kornfestigkeit, hohes Wasseraufnahmevermögen, geringe Witterungsbeständigkeit.

Der Übersichtsbeitrag beschreibt die Entwicklung unterschiedlicher Verwertungswege für Porenbetonbruch des Bremer Konsortiums aus MPA Bremen (GB des Leibniz IWT), Hochschule Bremen und der Forschungsvereinigung RWB. Für alle bei der Aufbereitung von Porenbeton entstehenden Korngrößen werden hochwertige Verwertungswege vorgestellt. In Summe ergeben alle Einsatzmöglichkeiten eine Verwertungsstrategie für Porenbetonbruch aus dem Gebäuderückbau, der Verarbeitung oder der Porenbetonproduktion. Ein Verwertungsweg ist die Nutzung von Porenbeton-Granulaten in einer Funktionsschicht, mit deren Hilfe aus Deponien ausgasendes Methan

in weniger klimaschädliches CO2 umgewandelt wird. In weiteren Verwertungswegen werden unterschiedliche Recycling-Baustoffe hergestellt, in denen natürliche Ressourcen vollständig durch Porenbetonbruch substituiert werden. Für einen der Verwertungswege wurde in einem hinsichtlich der Bearbeitung fortgeschrittenen Vorhaben sogar der Nachweis für die Eignung in einem weiteren Recycling-Zyklus auf nahezu gleichwertiges Niveau erbracht.

Der Baustoff Porenbeton (nachfolgend PB) findet in Deutschland seit den 1960er Jahren verstärkt Einsatz, da sich aus dem spezifisch leichten mineralischen Baustoff tragende und zugleich eigenständig hinreichend dämmende monolithische Wandkonstruktionen errichten lassen. Als Folge des hohen Marktanteiles ergeben sich gegenwärtig steigende Rücklaufmengen im Bauschuttstrom. Gemäß Stier & Forberger (2016) fallen schon heute über 2 Millionen Tonnen PBBruch jährlich an. Bei einer durchschnittlichen Rohdichte des Porenbetons in Höhe von ca. 0,5 Mg/m³ entspricht diese Masse einem Volumen von ca. 4 Mio. m³ - einem Volumen, das derzeit als neuer Porenbeton in den Gebäudebestand Deutschlands eingebracht wird, vergleichbar ist. Die für den Primärbaustoff Porenbeton vorteilhaften Eigenschaften, wie z.B. geringe Rohdichte und gute Wärmedämmung, sind nach dem Rückbau für die hochwertige Verwertung nachteilig: Geringe Kornfestigkeit, hohes Wasseraufnahmevermögen, ausbleibende Beständigkeit bei Wasseraufnahme
gegen Frost. Bislang bekannte Verwertungen liegen daher auf untergeordnetem Niveau, z.B. als Ölbinder oder als Hygienestreu. PB-Bruch wird i.d.R. auf Deponien der Deponieklasse DK 1 entsorgt.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2022 (November 2022)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 3,00
Autor: Dipl.-Ing. Frank Hlawatsch
Dipl.-Ing. Hakan Aycil
Dipl.-Ing. Ricarda Kuestermann
M.Sc. Maike Peters
Dr. rer. nat. Jan Küver

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