Reststoffe der Papierindustrie: Ungenutzte Biomasse?

Mit einer Altpapiereinsatzquote von 74 % (D 2013) nähert sich die Papierindustrie einer Kreislaufwirtschaft an, in der die Produkt nach der Nutzungsphase wieder Faserrohstoffe sind. Um die Produktqualitäten zu erhalten, besteht jedoch die Notwendigkeit, Fasern nach mehrfacher Nutzung aus dem Kreislauf auszusondern. Zudem müssen papierfremde Bestandteile aus dem Altpapier abgetrennt werden. Hierdurch entstehen Reststoffe. In der deutschen Papierindustrie fallen jährlich ungefähr 4,8 Mio. Tonnen an Reststoffen an. Für die Entsorgung dieser Rückstände entstehen den Papierfabriken erhebliche Kosten. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Reststoffsituation der Papierindustrie am Beispiel Deutschland und stellt folgend zwei neue Verwertungsoptionen vor: die Rückgewinnung von Calciumcarbonat und die Herstellung von Lävulinsäure.

Biomasse steht im Fokus politischer und industrieller Bestrebungen, den Einsatz von Erdöl, Erdgas und Kohle zurückzudrängen und die Belastung der Atmosphäre mit fossilem CO2 zu begrenzen. Politische Vorgaben zielten bislang fast ausschließlich auf den Energiebereich. Um die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe voranzubringen – und um weitergehend der stofflichen Nutzung von Biomasse ein Primat gegenüber der energetischen zu verleihen – bedarf es gesellschaftlicher und politischer Kursanpassungen. Die stoffliche Nutzung lässt dazu deutlich höhere makroökonomische Effekte für Beschäftigung und Wertschöpfung erwarten als die energetische Nutzung. Als Voraussetzung für die notwendigen Umstellungen gilt es, umfassend zu erfassen, welche Biomassen zu Verfügung stehen und für welche Anwendungen sich diese passgenau eignen. Biomassehaltige Abfälle und bisher unzureichend genutzte Nebenströme versprechen hierbei die stärkste Umwelt-Entlastung. Es gibt einige technische Ansätze für die Nutzung von Abfällen und Reststoffen. Projekte wie BERBION (Oldenburg et. al 2011, Oldenburg & Kuchta 2013) stehen zwar für ein Bioraffinerie-Projekt zur effizienten stofflichen und energetischen Nutzung regionaler Bioressourcen im städtischen Umfeld. Erfolgversprechende Ergebnisse wurden in der energetischen Nutzung der biogenen Reststoffe erzielt. Einen maßgeblichen Ersatz für fossile Rohstoffe stellen biogene Reststoffe in Raffinerie-Prozessen derzeit nicht dar.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2014 (November 2014)
Seiten: 31
Preis inkl. MwSt.: € 11,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. Christina Dornack
Dr. Wolfram Dietz

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