Behandlung von Steinwolle zur stofflichen Verwertung als Sekundärzumahlstoff in der Baustoffindustrie

Durch den Einsatz von künstlichen Mineralfasern (KMF) als Dämmstoff im Bausektor
fallen diese bei Rückbaumaßnahmen als Abfälle an. Die Deponierung, als vorrangiger
Weg der Entsorgung in Österreich, gestaltet sich aufgrund der niedrigen Rohdichte und geringen Formbeständigkeit des Materials als herausfordernd. Das Projekt „RecyMin“ beschäftigt sich daher mit dem Recycling von KMF und verfolgt dabei die verschiedensten Lösungsansätze, von der innovativen Deponierung bis zum Einsatz in der Zementindustrie (Sattler et al. 2020).

Aufgrund der geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen durch das bevorstehende Deponierungsverbot bei Verfügbarkeit eines geeigneten Recyclingverfahrens, wurden die stofflichen Verwertungsmöglichkeiten in den Fokus gerückt. Am Lehrstuhl für Thermoprozesstechnik (TPT) an der Montanuniversität Leoben (MUL) wird daher an der Entwicklung von geeigneten Recyclingwegen im Bereich der Rückführung in die Mineralwolleindustrie und der stofflichen Verwertung in anderen Industrien geforscht. Dabei hat die Behandlung von Steinwolle zur stofflichen Verwertung als Sekundärzumahlstoff in der Baustoffindustrie höchste Priorität. Durch eine geeignete thermische Behandlung unter Zugabe von Korrekturstoffen soll eine alternative Bindemittelkomponente verfügbar gemacht werden. Im Rahmen von ersten Vorversuchen im Labormaßstab konnte die Materialeignung

bei entsprechender Konditionierung nachgewiesen werden.

In Gebäuden kommen künstliche Mineralfasern (KMF) als Dämmstoff zum Einsatz. Eine Unterscheidung der Mineralwolle in Stein- und Glaswolle erfolgt allgemein nach rohstofflicher bzw. chemischer Zusammensetzung. Dabei wird Steinwolle (SW) aus den Primärrohstoffen Diabas, Basalt und Dolomit hergestellt. Im Gegensatz dazu wird Glaswolle (GW) aus bis zu 80 % Altglas sowie den Primärrohstoffen Quarzsand, Soda und Dolomit produziert. Dazu werden die verschiedenen Einsatzmischungen bei 1300 bis 1600 °C geschmolzen. Als Energieträger wird vorwiegend Koks für Steinwolle und Erdgas für Glaswolle eingesetzt. Beim Zerfaserungsprozess kommen Binde- und Schmelzmittel aus Kunstharzen und Ölen zum Einsatz. Diese dienen der Faserbindung und zur Ausbildung von hydrophoben Eigenschaften. Steinwolle benötigt dabei anteilsmäßig eine geringere Menge als Glaswolle (Müller 2019). Die gesetzlichen Rahmenbedingungen beim Gebäuderückbau durch die Recycling-Baustoffverordnung (RBV 2015) haben dazu geführt, dass gefährliche Mineralwolleabfälle als Störstoffe getrennt gesammelt werden müssen. Weiters werden sie u.a. entsprechend ihrer biologischen Halbwertszeit in „alte“ und „neue“ Mineralwolleabfälle unterschieden. Aufgrund der Schwierigkeit der Unterscheidung wurden sämtliche Mineralwolleabfälle in der Regel unter der Schlüsselnummer SN 31437 „Asbestabfälle, Asbeststäube“ entsorgt. Daher kann die aktuelle Abfallmenge aus Sanierung und Rückbau nur abgeschätzt werden und erst durch die Änderung der Abfallverzeichnisverordnung, mit der Schaffung eigener Schlüsselnummern für Mineralwolle, im Detail erhoben werden. Aktuell wird von einem Mineralwolleabfallaufkommen in Österreich von 30.000 bis 40.000 t/a bei einem angenommenen Verteilungsschlüssel von 75 % Stein- und 25 % Glaswolle ausgegangen. Aufgrund von steigenden Gebäudeanforderungen nimmt die Produktionsmenge an Mineralfasern stetig zu und bildet, gemessen am Volumen, das am häufigsten eingesetzte Dämmmaterial in Europa (Müller 2019).



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2022 (November 2022)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 3,00
Autor: Klaus Doschek
Christiane Mimra
Theresa Sattler
Florian Steindl

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