Recycling von Kunststoffen aus EAG bei gleichzeitiger Eliminierung von Schadstoffen

Kreative Recyclingtechnologien sind in der Lage, Kunststoffe mit Flammschutzmitteln von solchen ohne zu trennen und somit REACH- und RoHS-konforme Sekundärrohstoffe herzustellen, die in neuen elektronischen Anwendungen eingesetzt werden können. Die größte Gefahr für eine erfolgreiche Entwicklung dieser Recyclingbranche stellt der rechtliche Rahmen dar. In dem Moment, in dem dieses Papier geschrieben wird, wird im Rahmen der POP-Verordnung ein neuer Vorschlag formuliert, der das Potenzial hat, diese neue Industrie zu stoppen.

Die Gesamtmenge an Kunststoffen für Elektro- und Elektronikprodukte in Europa beträgt ca. 3 Mio. Tonnen pro Jahr. Mit den Elektro- und Elektronik-Altgeräten (WEEE)werden in der EU etwa 1,2 Mio. Tonnen Kunststoff getrennt gesammelt. Nur ein kleiner Prozentsatz dieser gesammelten WEEE-Kunststoffe enthält besorgniserregende Substanzen. Darunter sind z.B. cadmiumhaltige Farbpräparate oder bromierte Flammhemmersubstanzen zu verstehen, die in der Struktur der festen Kunststoffe eingebettet sind. Es hat sich in den letzten 15 Jahren eine Recyclingtechnologie entwickelt, welche in der Lage ist, diese wenigen WEEE-Kunststoffe mit besorgniserregenden Substanzen vom Gesamtstrom abzutrennen. In Europa werden diese Kunststoffe generell verbrannt, um die eingebetteten besorgniserregenden Substanzen zu zerstören. Die europäische WEEE-Richtlinie legt Recyclingziele fest, die das Recycling von Kunststoffen vorschreiben, was zu kommerziellen Aktivitäten geführt hat, die das Recycling von Kunststoffen aus Elektro- und Elektronik-Altgeräten ermöglichen. Die zurückgewonnenen Kunststoffe werden in vielen Fällen in neuen Elektro- und Elektronikgeräten (E&EE) eingesetzt und tragen damit wesentlich zur Umsetzung der Circular Economy in Europa bei. Ein aktueller Gesetzesentwurf auf EU Ebene könnte das Ende für das Kunststoff-Recycling aus Elektro-Altgeräten bedeuten und steht damit im krassen Widerspruch zur angepeilten Kreislaufwirtschaft oder den ambitionierten Zielen für die Wiederverwertung von Kunststoffen aus Elektro-Altgeräten. Der Vorschlag ist vielleicht rechtlich irgendwie verständlich, aber weder technisch noch wissenschaftlich untermauert oder umsetzbar.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2018 (November 2018)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 2,00
Autor: Dipl.-Ing. Chris Slijkhuis

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