Lokale Erdgasspeicheranlagen in Deutschland – Teil 1

Der erste Teil des Beitrags umfasst eine technisch-wirtschaftliche Bestandsaufnahme der kommunalen Erdgasspeicher- und Optimierungsanlagen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen.

Vielerorts prägen seit Jahrzehnten verschiedenartige Übertagespeicheranlagen für Erdgas das Ortsbild von Städten und Gemeinden in Deutschland. In der Vergangenheit boten diese Anlagen – als in die Verteilnetzstufe eingebundene lokale Flexibilität – Optimierungspotenziale im Erdgasbezug eines Stadtwerkes, da ein möglichst gleichmäßiger Bezug mit einer Reduzierung des Leistungspreises durch den Vorlieferanten honoriert wurde. Die verbrauchsnahe Glättung von kurzzeitig auftretenden Bezugsleistungsspitzen (peak shaving) minderte zudem den Kapazitätsbedarf in den vorgelagerten Netzen, wodurch eine bessere Ausnutzung des Gesamtsystems erreicht werden konnte.
Seit Einführung von GABi Gas auf Basis des Beschlusses BK7-08-002 der Bundesnetzagentur mit Wirksamkeit zum 1. Oktober 2008 ist in Deutschland ein neues Regel- und Ausgleichsenergiesystem implementiert worden, welches auf einer Tagesbilanzierung basiert. Die abrechnungsrelevante Größe für Bilanzkreisverantwortliche und Lieferanten bildet seit diesem Zeitpunkt nicht mehr die tatsächliche Abnahme in den einzelnen Stunden eines Tages, sondern die gemittelte Tagesverbrauchsmenge. Die nach wie vor physisch wirksamen Stundenspitzen haben daher keine wesentliche kommerzielle Relevanz mehr für die Anlagennutzer. Die Speicher- und Optimierungsanlagen werden dadurch entwertet, da diese in ihrer Größe und Kapazität typischerweise zur Glättung von Stundenspitzen dimensioniert sind. Folglich wird hiermit auch die jahrzehntelang anerkannte Einschätzung nicht mehr berücksichtigt, dass der Betrieb dieser Anlagen durch ihre kapazitätsmindernde Wirkung in den vorgelagerten Netzen einen übergeordneten Nutzen stiftet. Schließlich werfen in diesem Zusammenhang Ereignisse, wie sie während der anspannten Versorgungssituation im Februar 2012 beobachtet werden konnten, weiterführende Fragen auf: beispielsweise, ob die rein Kubilanzielle Glättung dieser Spitzen derartige Kapazitätsengpässe verschärfen kann. Daran schließt sich die Überlegung an, dass die von der Außerbetriebnahme bedrohten lokalen Speicheranlagen zur Entschärfung solcher Situationen beitragen können.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 02 - 2013 (Februar 2013)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 4,00
Autor: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Theodor Langner
Michael Küster
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer

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