Bei Neugestaltungsmaßnahmen an urbanen Gewässern müssen verschiedene Randbedingungen unterschiedlicher Interessensgruppen berücksichtigt werden. Das sind beispielsweise die Zielvorstellungen des Hochwasserschutzes, des naturnahen Gewässerausbaus, Anlieger- und Gewerbeinteressen, städtebauliche Aspekte und nicht zuletzt die Ansprüche der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Für die Genehmigungsplanung der Umgestaltungsmaßnahme der Sieg in der Siegener Innenstadt bilden interdisziplinäre Untersuchungen mit einem kombinierten wasserbaulichen und städtebaulichen Modell die Grundlage.
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert zur Gewährleistung einer integrierten Gewässerschutzpolitik die Herstellung eines guten ökologischen und chemischen Zustandes für die Oberflächengewässer in der Europäischen Union. Für erheblich veränderte oder künstliche Gewässer, bei denen der gute ökologische Zustand nicht erreicht werden kann, sieht die WRRL ein gutes ökologisches Potenzial als wesentliches Entwicklungsziel vor. Besonders Gewässer in urbanen Gebieten gelten häufig als erheblich verändert. Die i. d. R. hohe Nutzung der Gewässervorländer als Wohn- und Wirtschaftsstandorte im innerstädtischen Bereich führte in der Vergangenheit oftmals dazu, dass die Gewässer nur noch ein Minimum ihrer ursprünglichen Fläche beanspruchen durften. So wurden besonders in den 60er und 70er Jahren Ufer- und Sohlenbefestigungen errichtet und die Gewässerachsen begradigt.
Heute unterliegt der Leitgedanke zum Ausbau und der Bewirtschaftung von Oberflächengewässern ökologisch geprägten Zielsetzungen. So werden derzeit in der Europäischen Union vielerorts „Bausünden" an Gewässern rückgebaut und die Gewässer in einen natürlichen oder naturähnlichen Zustand zurückgeführt. Jede Planung und Umsetzung von Flussbaumaßnahmen unterliegt jedoch nicht nur technischen und ökologischen, sondern auch rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen. Bei urbanen Gewässern kommen außerdem Aspekte des Städtebaus und der städtischen Entwicklungsziele mit in die Planung hinzu. So muss ein innerstädtisches Gewässer für den Hochwasserfall nach wie vor eine ausreichende hydraulische Leistungsfähigkeit aufweisen, stellt jedoch auch besondere Herausforderungen für bei allen Abflusszuständen funktionale, verkehrssichere und städtebaulich ansprechende Ufergestaltung dar. Auch bei Niedrigwasser soll das Gewässer Anwohnern und Passanten ein optisch ansprechendes Bild liefern – ein städtebaulich, gestalterisches Ziel, das sehr gut mit der gewünschten ökologischen Qualität einhergeht und auch zwingend überein zu bringen ist, um sowohl eine gestalterische Aufwertung des entsprechenden Stadtareals als auch eine ökologische Aufwertung der Gewässerstrecke darzustellen.
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Quelle: | Wasserwirtschaft 04/2013 (April 2013) | |
Seiten: | 7 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Dr.-Ing. Torsten Frank M. Sc. Jens Bender Dipl.-Ing. Jörg Wieland Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jensen | |
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