Stand und Perspektiven der Abfall- und Stoffstromwirtschaft

Als „Abfall-Wissenschaftler“ aus Deutschland sind wir gern gesehene Gäste auf internationalen Abfallwirtschaftskonferenzen in Asien, Süd- und Nordamerika sowie europäischen Ländern, um dort über die beispielhafte Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland zu berichten. Diese Vorträge beziehen sich dann häufig auf den Bereich der Siedlungsabfälle und werden im Rahmen von internationalen F&E-Vorhaben bzw. im Rahmen von DGAW- bzw. RETech-Aktivitäten gehalten. Insbesondere in Asien und Südamerika werden in vielen Ländern große Anstrengungen unternommen, eine umweltverträgliche Abfallwirtschaft aufzubauen und derzeit werden ähnliche Entwicklungsphasen durchlaufen, die wir in Deutschland zum großen Teil hinter uns haben.

Im Rahmen der Fachdiskussionen werden aber zu Recht immer häufiger kritische Fragen zu den Entwicklungen in Deutschland im Bereich der Siedlungsabfälle gestellt. Dies betrifft zum einen die „aktuellen“ statistischen Daten zu Abfallmengen usw. Hier arbeiten wir derzeit weitgehend mit den Daten für 2013 und im Moment sind langsam die Zahlen für 2014 verfügbar. Dies ist insofern unverständlich, weil wir es ja z.B. für den Bereich der Erneuerbaren Energien schaffen, wesentlich schneller aktuelle Daten zu liefern. Hier stehen schon die wesentlichen Informationen für 2015 zur Verfügung.

Zum anderen wird kritisch angemerkt, dass wir unsere Ziele, die wir in Deutschland bis 2020 erreichen wollen, bei Fortschreibung der Entwicklung der letzten Jahre, verfehlen werden. Dieser Kritikpunkt ist mehr als gerechtfertigt und das Ziel auf der BMU-Homepage: „Bis zum Jahr 2020 soll eine hochwertige und weitestgehende Verwertung zumindest der Siedlungsabfälle erreicht werden“ werden wir so sicher nicht erreichen. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass asiatische Länder wie beispielweise Taiwan oder Japan wesentlich konsequenter agieren und hier klare Recyclingziele setzen, die dann auch umgesetzt werden. Auch stagnierende Abfallmengen auf hohem Niveau und steigende Anteile an Bioabfällen im Restabfall trotz getrennter Bioabfallsammlung werden zu Recht kritisch hinterfragt.

Das einfache Fazit lautet: derzeit ist Deutschland noch ein internationales Vorbild im Bereich der Kreislaufwirtschaft aber wenn wir das bleiben wollen, müssen wir uns weiterentwickeln!



Copyright: © Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock
Quelle: 17. DIALOG Abfallwirtschaft MV (Juni 2016)
Seiten: 14
Preis inkl. MwSt.: € 7,00
Autor: Prof. Dr. Michael Nelles
Dipl.-Ing. Nils Engler
Dr. Gert Morscheck
Dr.-Ing. Abdallah Nassour
Dr. Andrea Schüch

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