Tiefenrausch und Fliegerbomben

Es gibt nicht viele Berufstaucher in Deutschland. Für eine funktionierende Wasserwirtschaft sind ihre Dienste aber unverzichtbar. Es sind Spezialisten, die gerufen werden, wenn unter Wasser gebaut, repariert oder etwas untersucht wird. Zunehmend werden für bestimmte Aufgaben auch Sonden und Roboter eingesetzt. Unser WasserWirtschaft-Spezial „Taucharbeiten im Wasserbau“ steigt ein mit einer Reportage aus dem Hamburger Hafen.

Trübes, grünlich-braunes Elbwasser schwappt gegen die Bordwand des Falken. Unter Wasser wird die Sicht nicht gut sein, wie fast immer in diesem Teil des Hamburger Hafens. Der Falke, ein kleines Tauchboot, liegt an der knapp 800 Meter langen Kaimauer des Hansaports, dem Hafen für Kohle und Eisenerz im Herzen der Hansestadt. Vor und hinter dem Falken haben große Stückgutfrachter festgemacht, die von Kränen in der Größe eines Hochhauses be- und entladen werden. Eines der Frachtschiffe, die Ina-Lotte, knapp 180 m lang, hat eben erst angelegt. Bei dem Manöver mussten ihr mehrere Schlepper helfen. Dabei haben sie das Elbwasser stark aufgewühlt.

„Ich gehe zuerst. Ich habe Bock", sagt Isa Yücel zu seinen beiden jüngeren Kollegen, Jan Lädke (33) und Robert Brasch (29). Dann steigt der 47-Jährige in seinen Trockenanzug und lässt sich den Tauchhelm von seinen Kollegen aufsetzen. Sobald alles sitzt, steigt Yücel auf die Leiter, die an der Reling befestigt ist, und springt ins Wasser. Langsam versinkt er in der Elbe, bis nur noch Luftblasen zu sehen sind, die aus der Tiefe an die Oberfläche drängen.

Yücel, Lädke und Brasch sind Berufstaucher. Sie tauchen, um unter Wasser zu arbeiten. Oft haben sie dabei mit schlechter Sicht, Zeitdruck, Kälte und starker Strömung zu kämpfen. Und es gibt Gefahren, auf die sie achten müssen, wie die Taucherkrankheit oder den Tiefenrausch. Trotz allem mögen die drei Kollegen ihren Job, auch weil jeder Auftrag anders ist. Angestellt sind sie bei den Hansatauchern, einer Hamburger Firma, die vor mehr als 50 Jahren von zwei ehemaligen Marinetauchern gegründet wurde. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 30 Mitarbeiter und unterhält zwölf eigene Spezialschiffe.

Schweißgerät, Hammer, Keile

Berufstaucher sind Spezialisten, die gerufen werden, wenn in Häfen gebaut wird, Schiffsinspektionen anstehen oder unter Wasser etwas repariert werden muss. Rund drei Jahre dauert die Ausbildung. Viele der Tauchprofis haben aber zuvor schon etwas anderes gelernt. Yücel z. B. ist Elektriker. Klempner oder Schlosser werden von den Tauchfirmen ebenfalls gern genommen. Ein gewisses handwerkliches Geschick ist wichtig, weil die Einsätze oft den Umgang mit Schweißgerät, Hammer, Keil und anderen Werkzeugen erfordert. Die Taucher suchen außerdem Schiffsrümpfe und Bauwerke nach Schäden ab, bergen Fliegerbomben oder ermitteln Messwerte. Es ist ein vielseitiger Job.

Doch die Arbeit der Berufstaucher verändert sich zunehmend. Neue, weitgehend autonom arbeitende Sonden und Roboter drängen aus den Entwicklungslabors in die Praxis. Sie ergänzen die Fähigkeiten der Taucher, erleichtern die Arbeit unter Wasser und steigern die Effizienz. Vereinzelt ersetzt die Technik die menschliche Arbeitskraft sogar schon ganz.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 01 (Januar 2020)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Benedikt Baikousis

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