Klimaänderungen: Auswirkungen auf den Wasserhaushalt von Wäldern

Zur Bewertung des aktuellen und zukünftigen Risikos von Wassermangel für die Wälder Baden-Württembergs wurden Simulationen mit dem Wasserhaushaltsmodell LWF-Brook90 durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Intensität des Wassermangels seit 1990 zugenommen hat. Modellierungen auf der Basis von Klimaprojektionen prognostizieren regional unterschiedliche Änderungen im Wasserhaushalt. Im Szenario RCP 8.5 ist auch in aktuell noch klimatisch begünstigten und damit gut wasserversorgten Regionen mit einer spürbaren Verschärfung des Trockenheitsrisikos zu rechnen.

1 Hintergrund

Der Wasserhaushalt ist ein zentraler Standortsfaktor, welcher das Wachstum und die Vitalität von Bäumen und Wäldernbestimmt, die Verfügbarkeit der Nährstoffe für die Waldbäume beeinflusst und die Prädisposition von Waldbeständen für biotische (z. B. Borkenkäfer) und abiotische (z. B. Windwurf)Schäden erhöhen kann. Der Wasserhaushalt trägt außerdemzu wichtigen Ökosystemleistungen von Wäldern, wie die Bereitstellung von Trinkwasser oder den Erhalt von Feuchtgebieten,bei.

Wechselwirkungen zwischen dem einwirkenden Klima, denBöden und der Vegetation steuern den Wasserhaushalt von Wäldern. Der Klimawandel hat Auswirkungen auf diese Wechselwirkungen und verändert die hydrologischen Standortsverhältnisse. So sind steigende Temperaturen mit einer Verschiebungund einer Verlängerung der Vegetationsperiode verbunden, was Auswirkungen auf das Wachstum und den Wasserbedarfvon Bäumen hat. Eine seltenere Schneebedeckung imWinter verändert die Aufsättigungsphasen der Bodenwasserspeicher und führt zu veränderten Startbedingungen für die Vegetation im Frühjahr.

Der Beitrag stellt aktuelle Arbeiten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg zu Prognosen von erwartbaren Veränderungen im Wasserhaushalt von Waldstandortenvor. Die Einschätzung des Wasserhaushalts findet beispielsweise Eingang in Baumarteneignungs- und Vulnerabilitätskarten[3] oder in Borkenkäferfrühwarnsysteme. Neben derÄnderung der mittleren Wasserhaushaltsverhältnisse an einemStandort werden hierfür auch veränderte Extrembedingungen
(z. B. Trocken- oder Staunässephasen) eingeschätzt.

2 Material und Methoden

2.1 Wasserhaushaltsmodell LWF-Brook90

Für die Berechnung des Standortswasserhaushalts wurde das forsthydrologische Simulationsmodell LWF-Brook90 eingesetzt[4]. LWF-Brook90 simuliert den täglichen Bodenwasserhaushalt in einer eindimensionalen Bodensäule als Ergebnis von Niederschlagsinfiltration, Wasserbewegung im Boden und Wasserentzug durch Verdunstung (Transpiration, Boden- bzw. Schneeevaporation und Interzeptionsevaporation). LWF-Brook90 wird mit meteorologischen Eingangsdaten (Niederschlag, maximale und minimale Lufttemperatur, Globalstrahlung oder Sonnenscheindauer, Dampfdruck, Windgeschwindigkeit) in täglicher Auflösung angetrieben. Wichtige Ausgabegrößen des Modells beinhalten Daten zur Verdunstung (Transpiration, Interzeption),zum Bodenwasser (Bodenfeuchten, Bodenwasserspannungen) und zur Sickerwasserbewegung.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 06 (Juni 2021)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. Heike Puhlmann
Dr. Axel Albrecht
Thilo Wolf

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Klimawandel und der Hitzesommer 2018: Folgen für die Fischbestände
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (6/2021)
Die Rekordhitze und -trockenheit im Jahr 2018 führten zu austrocknenden und überhitzten Gewässern mit massivem Fischsterben. Die Ergebnisse von Fischbestandserhebungen zeigen, dass die Fischartenzahl und der Anteil kälteliebender Fischarten in Baden-Württemberg 2018 deutlich abnahmen. Dagegen stieg der Bestand an wärmeliebenden, karpfenartigen Kleinfischen teilweise an. Ob sich die Fischbestände erholen oder zukünftige Wetterextreme die Lage weiter verschärfen werden, sollen laufende Untersuchungen zeigen. Mögliche Maßnahmen zum Schutz der Fischbestände und Gewässer vor den Auswirkungen des Klimawandels werden dargestellt.

Assessing Climate Neutrality and Circularity in LCA – Methodology and Application in a Case Study
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Climate neutrality and circularity are two main challenges and can only be addressed by the methodology of dynamic Life Cycle Assessment (LCA), where GHG emissions, resource demand and material recovery are calculated over the life time from construction, operation until the end of life management.

CDR-Technologien auf dem Weg in die Klimaneutralität
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (2/2024)
Der Klimawandel nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Zugleich wird klimaneutralität versprochen. Im Paris-Abkommen nur vage in Aussicht gestellt, soll ausweislich Art. 2 des europäischen Klimagesetzes für die Union im Jahr 2050 und nach § 3 Abs. 2 KSG für Deutschland bereits 2045 bilanziell Klimaneutralität erreicht sein.

Herausforderungen für die ackerbauliche Pflanzenproduktion im Klimawandel
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2023)
Mit Blick auf die wasserbezogenen Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft im Rahmen des Klimawandels steht, sind zum einen die Extremwetterereignisse und zum anderen der zunehmende Wassermangel in der Vegetationszeit zu nennen.

Klimaneutralität erreichen und Industriestandort bleiben – Eine Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Dieser Beitrag stellt die Sicht der Kreislauf- und Entsorgungsbranche dar: In Zukunft Klimaneutralität zu erreichen und dabei Industriestandort zu bleiben bedarf einer klugen Transformation unserer Wirtschaft. Um dies zu ermöglichen, braucht Deutschland eine praxisnahe und ambitionierte nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Zentral sind dabei die Verzahnung von Kreislaufwirtschaftspolitik und Rohstoffstrategie, die Einbettung der nationalen in die europäischen Aktivitäten, ein Eingehen auf stoffstromspezifische Herausforderungen insbesondere in den Bereichen Metalle, Mineralik und Kunststoffe sowie die Schaffung unverzichtbarer Rahmenbedingungen für die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?

Der ASK Wissenspool
 
Mit Klick auf die jüngste Ausgabe des Content -Partners zeigt sich das gesamte Angebot des Partners
 

Selbst Partner werden?
 
Dann interessiert Sie sicher das ASK win - win Prinzip:
 
ASK stellt kostenlos die Abwicklungs- und Marketingplattform - die Partner stellen den Content.
 
Umsätze werden im Verhältnis 30 zu 70 (70% für den Content Partner) geteilt.
 

Neu in ASK? Dann gleich registrieren und Vorteile nutzen...