Neben den rein landwirtschaftlichen Biogasanlagen, in denen Gülle und nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden, gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Vergärungsanlagen, in denen Bioabfälle, Grünabfälle oder gewerbliche organische Abfälle, wie Lebensmittel oder Kantinen- und Küchenabfälle, eingesetzt werden. Mit der Novellierung des Gesetzes für den Vorrang erneuerbarer Energien z. B. § 27a (EEG 2012), der Bioabfallverordnung (BioAbfV 2012) und des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG 2012) sind gesetzliche Vorgaben und Anreize geschaffen, die einen verstärkten Einsatz von Vergärungsanlagen zur Gewinnung von Biogas bei der Behandlung von Bioabfällen erwarten lassen (Scholwin et al. 2012).
Die Verwertung der in den Landkreisen anfallenden und erfassten Bio- und Grünabfälle ist oftmals anvertragliche Regelungen gebunden, sofern die zuständigen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger (örE) die Abfallverwertung über beauftragte Dritte erfüllen. Mit Auslaufen bestehender Verträge erfolgte in den vergangenen Jahren und auch aktuell eine Neukonzeptionierung der Bio- und Grünabfallverwertung. Dabei spielt die Vergärung der Bio- und Grünabfälle – oftmals als Vorschaltstufe zur Kompostierung –immer mehr eine Rolle. Zum anderen werden vielfach Vergärungsanlagen in bestehende Kompostierungsanlagen integriert – begünstigt durch die Tatsache, dass viele Kompostierungsanlagen10 bis 15 Jahre alt sind, Nachrüstungsbedarf besteht oder die Verwertung der Bio- und Grünabfälle optimiert werden soll. Die Datenlage zu Biogasanlagen, in denen Bio- und Grünabfälle und/oder andere organische Abfälle eingesetzt werden, ist statistisch nicht eindeutig und somit unsicher. Es gibt verschiedene Quellen zur Anzahl der (Bio-) Abfallvergärungsanlagen in Deutschland. Problematisch ist dabei, dass die Definition des Begriffes „Bioabfall/Abfall“ nicht einheitlich ist. Demnach wird die Zuordnung der „Bioabfallvergärungsanlagen“ unterschiedlich gehandhabt. Gemäß§ 27a EEG 2012 umfasst der Begriff „Bioabfallvergärung“ alle Anlagen,die überwiegend (massebezogen mindestens 90 %) Reststoffe der kommunalen Abfallentsorgung einsetzen. Dies umfasst u. a. Garten-/Parkabfälle, Landschaftspflegematerial, Bioabfälle aus getrennter Sammlung (Biotonne) und Marktabfälle. Dem gegenüber wird in der Bioabfallverordnung der Begriff Bioabfall weiter gefasst, so dass unter Bioabfälle auch organische industrielle Reststoffe, Lebensmittelreste, industrielle Schlämme etc. gezählt werden.
Copyright: | © Universität Stuttgart - ISWA | |
Quelle: | BioabfallForum 2014 (Oktober 2014) | |
Seiten: | 9 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 0,00 | |
Autor: | Tino Barchmann Dipl.-Geogr. Nadja Rensberg | |
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Fremdstoffgehalte in den Sieblinien von Biogut nach Voraufbereitung
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CE-Kennzeichnung von Komposten und Gärprodukten – Stand und Perspektiven
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Eckpunkte für wettbewerbsoffene Ausschreibungen für Bioabfallvergärungsanlagen
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Mengen, Qualitäten und Märkte für gütegesicherte Komposte und Gärprodukte – Aktuelle Entwicklungen
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Die Menge an Einsatzstoffen zur Erzeugung gütegesicherter Komposte und Gärprodukte konnte in den letzten Jahren zunehmend gesteigert werden. Gleichzeitig hat sich die Qualität der Einsatzstoffe und gütegesicherten Düngeprodukte deutlich verbessert, was insbesondere an den abnehmenden Kunststoff- und Fremdstoffgehalten erkennbar ist. Die Absatzmärkte sind derzeit nicht nur durch die gestiegenen Düngemittelpreise verbessert, sondern vor allem durch die Nachfrage durch den Ökolandbau und Erdenwerke für mögliche Torfalternativen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die allgemeine Akzeptanz für den Einsatz von Komposten und Gärprodukten stark gestiegen ist und neben der Düngewirkung auch Effekte, wie Wasserhaltefähigkeit, Reduzierung des Krankheitsdrucks und Bodenbelebung, zunehmend gefragt sind.
Ein Jahr Betriebserfahrung mit der Biomassevergärungsanlage im Rhein-Hunsrück-Kreis
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Durch eine neuartige Kombination bekannter Techniken aus der Abfallwirtschaft im Bereich der Biogutverwertung konnte in Kirchberg (Hunsrück) eine innovative Biomassevergärung mit flexibler Stromeinspeisung entstehen. Neben klassischen Komponenten der Trockenvergärung wird für die Aufbereitung des kommunal anfallenden Bioabfalls eine Hochdruckpresse eingesetzt, diese trennt den Bioabfall in ein hochwertiges für die Vergärung geeignetes Material mit hohem Biogaspotenzial sowie eine Festfraktion, in der vor allem Fremd- und Störstoffen enthalten sind. Bei eingesetzten 13.000 Mg/a Bioabfall mit entsprechendem Gasertrag erzeugt das BHKW 4,2 Mio. kWh/a, die neben der Eigenversorgung ins öffentliche Stromnetz geleitet werden.