Zum Zeitpunkt, ab dem eine aktive Entgasung technisch nicht mehr möglich oder wirtschaftlich nicht mehr zumutbar ist, kann diese eingestellt und durch eine passive Entgasung ersetzt werden. Die Vermutung, dass dieser Zeitpunkt erreicht ist, kann aus dem Unterschreiten der rechnerisch mit Hilfe einer Gasprognose ermittelten durchschnittlichen Emissionsrate von Deponiegas über die Oberfläche der Deponie unter einen Wert von 1 l/m².h geschlossen werden.
Eine solche Schlussfolgerung könnte auch aus Absaugversuchen oder aus Betriebsdaten einer Deponiegaserfassungsanlage bei einer gut abgedichteten Deponie erfolgen. Der methodische Ansatz für alle Vorgehensweisen würde sich nach den VDI Richtlinien richten. Die Größenordnung des Wertes wird häufig genannt, ist bislang aber nicht gesetzlich fixiert. Eine Schlussfolgerung könnte aus der Pflicht zum Stand der Technik nach Bundesimmissionsschutzgesetz oder Kreislaufwirtschaftsgesetz gezogen werden oder aus der Tatsache, dass dieser Gasfluss selbst bei vergleichsweise ungünstigen Bedingungen an der Oberfläche einer Deponie vollständig überall und jederzeit durch Methanoxidation eliminiert werden könnte. Eine Frage die sich stellt ist dann möglicherweise die nach den Gasströmen im Untergrund bei nicht abgedichteten Deponie. Aber auch im Untergrund oder in den Deponien selbst findet Methanoxidation statt, sofern dorthin Luftsauerstoff gelangen kann.
Die Ableitung des Gases aus der Deponie geschieht nach Einstellung eines Unterdruckes zur Gasabsaugung durch konvektiven (infolge von Druckgradienten) oder diffusiven (infolge von Konzentrationsgradienten) Transport. Druckunterschiede können durch einen sich im Deponiekörper einstellenden Überdruck, durch Luftdruckänderungen oder durch Wind verursachte Druckänderungen hervorgerufen werden. Konzentrationsunterschiede treten praktisch nur am Übergang Deponiekörper-Umgebung auf.
Auch bei der passive Entgasung muss, wie bei der aktiven Entgasung, die Ableitung des Gases kontrolliert erfolgen, was bei einer möglichen unkontrollierten Emission über die Deponieoberfläche eine Oberflächenabdichtung erforderlich macht. Bei einer Kombinationsabdichtung an der Deponiebasis können Gasmigrationen über die Basis ausgeschlossen werden. Im Falle einer fehlenden Basisabdichtung muss im Einzelfall durch eine Risikountersuchung geprüft werden, ob überhaupt ohne weitere Maßnahmen auf eine passive Entgasung umgestellt werden kann.
Copyright: | © Universität Stuttgart - ISWA | |
Quelle: | Deponieforum 2018 (März 2018) | |
Seiten: | 7 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 3,50 | |
Autor: | Prof. Dr.-Ing Gerhard Rettenberger | |
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BQS 10-1 „Deponiegas“ – Anforderungen an den Stand der Technik zum Klimaschutz
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Am 4. Juli 2020 trat die Änderung der DepV vom 30. Juni 2020 in Kraft. Eine der Änderungen umfasste die Anforderungen an die Deponieentgasung in Anhang 5 Nummer 7. Bislang wurde dort ohne weitere Konkretisierung gefordert, dass Deponiegaserfassung, -behandlung und -verwertung nach dem Stand der Technik durchzuführen seien. Dies führte in der Praxis zu erheblichen Vollzugsunterschieden.
Qualitätsgesicherte Entgasung von Abfalldeponien auf der Grundlage der VDI-Richtlinie
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Eine gute Deponiegaserfassung, also eine solche, bei der ein hoher Erfassungsgrad erzielt wird, hängt neben der Auslegung, dem Betrieb und der Wartung mit Instandhaltung wesentlich davon ab, in welchem Umfang alle diese Ziele erreicht werden. Dies ist im Wesentlichen eine Frage der Qualität. Nun kamen zuletzt immer mehr die Auswirkungen der Deponiegase auf den Treibhausgaseffekt in den Blick. Hierbei wurde nochmals verdeutlicht, dass noch wesentliche Potenziale durch die Deponiebetreiber zu heben sind. Dies wurde in Deutschland dadurch mit angegangen, dass in technischen-Richtlinien (VDI) die technischen Grundlagen einheitlich zusammengestellt wurden und in einer behördlichen Mitteilung die qualitätssichernden Anforderungen benannt werden. Seit März 2022 müssen sich nun die Deponiebetreiber darum kümmern.
Energetische Nachnutzung des Deponiestandortes der Massenabfalldeponie
Klagenfurt Hörtendorf
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Die Deponie Hörtendorf liegt im Osten von Klagenfurt am Wörthersee und
wurde als Massenabfalldeponie in einer ausgebeuteten Lehmgrube errichtet. Bei der gegenständlichen Deponie handelt es sich um eine Altablagerung, auf der bis in das Jahr 2008 Hausmüll, Industrie- und Gewerbeabfälle, Sperrmüll, Straßenkehricht, Friedhofabfälle, Rechengut, Klärschlamm, Bauschutt etc. der Stadt Klagenfurt und des umliegenden Großraumes abgelagert wurden (UTC Umwelttechnik Ziviltechniker GmbH, 2021). Die Haldendeponie mit einer Fläche der Abfallschüttungen von ca. 120.000 m² verfügt über keine, dem Stand der Technik entsprechende,
Basisabdichtung, es wurde jedoch bereits in den Jahren 1989 bis 1991 als Standortsicherungsmaßnahmen das gesamte Deponieareal im Ausmaß von 155.000 m² vollständig mit einer in den Grundwasserstauer einbindenden Schmalwand umschlossen (Ertl, 1991). Die Deponie verfügt über ein, dem Stand der Technik entsprechendes, aktives Deponiegaserfassungssystem, welches die anfallenden Deponiegase über rund 100 vertikaler Gasbrunnen und über ein horizontales
Gasleitungsnetz erfasst und einer thermischen Entsorgung zuführt. Nach der Durchführung entsprechender baulicher Anpassungen an den Stand der Technik soll der Deponiestandort künftig zu Erzeugung von elektrischer Energie durch die Errichtung einer den Deponiekörper überspannenden Photovoltaikanlage genutzt werden.
Nachhaltige Potenziale Deponiegas/Optimierung Gaserfassung/
praktische Bestimmung Gaserfassungsgrad
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
In Siedlungsabfalldeponien entsteht bei der Umsetzung biogener Organik methanhaltiges Deponiegas, welches ein sehr großes Treibhausgaspotenzial aufweist. Dieses Deponiegas in ausreichender Form in einem heterogenen Haufwerk (Deponiekörper) adäquat zu erfassen, gestaltet sich, aus jahrzehntelangen Erfahrungen heraus, als äußerst schwierig (komplexes System eines physikalischen Aufbaus, Aktivierung biologischer und biochemischer Abbaubauprozesse,
unterschiedliche Temperatur- und Unterdruckniveaus, etc.).
Quantitative Deponiecharakterisierung: Petrophysikalisch gekoppelte
Inversion komplementärer geophysikalischer Daten
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Die global vorherrschende Entsorgung von Siedlungsabfällen in Deponien führt
zur Produktion von Deponiegasen, die einerseits einen erheblichen Teil der globalen Treibhausgasemissionen ausmachen und andererseits speziell in besiedelten Gebieten eine potentielle Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Ein entscheidender Faktor für die Entstehung von Deponiegasen ist der Wassergehalt innerhalb des Deponiekörpers.