Biokohle wird von öffentlichen und privaten Interessensgruppen als innovative Schnittstelle im Stoffstrom-Management mit Wertschöpfungs- Potenzialen in den Bereichen Klimaschutz, Energie, Landwirtschaft, Bodenverbesserung und Abfallwirtschaft propagiert. Für eine umfassende Abschätzung und Bewertung einer „Biokohlenstrategie“ im Klimaschutz, das heißt der C-Sequestrierung mittels Carbonisierung (Pyrolyse, HTC) von Biomasse, sind verschiedene Faktoren zu betrachten: Bereitstellungs- und Aufnahmekapazitäten für Biokohle, Energie- und Kohlenstoff-Bilanz, Stabilität der Produkte, Auswirkungen auf Bodenfunktionen und Ertragseffekte sowie nicht zuletzt wirtschaftliche Gesichtspunkte. Die wesentlichen Aspekte werden im Folgenden angesprochen.
Ist Biokohle „Klimaretter oder Mogelpackung?“ (so lautete das Thema des 72. ANS-Symposiums 2011). Eine zentrale Rolle der Biokohle als Klimaretter kann aus den dargestellten Gründen derzeit nicht erwartet werden. In Anbetracht des begrenzten Mengenpotenzials der C-Sequestrierung kann Biokohle nur ein Element einer vielgleisigen globalen Minderungsstrategie darstellen. Wesentliche Fragen, die das mögliche Potenzial einer Biokohlestrategie zum Klimaschutz weiter mitbestimmen, sind aber bisher noch nicht erschöpfend beantwortet:
(1) Wie sehen die Gesamt-Energiebilanzen und die daraus resultierenden Netto-C-Festlegungen verschiedener Biokohlen aus? Life Cycle Assessments müssten hier die sehr unterschiedliche Dauerhaftigkeit der C-Festlegung in Betracht ziehen. Die in diesem Beitrag ausgewerteten HTC-Kohlen sind mit einer mittleren Halbwertzeit von 2 Jahren in dieser Hinsicht nicht sehr vielversprechend.
(2) Z.Zt. noch weitgehend unbeantwortet ist die Frage, ob sich Biokohle langfristig stabilisierend oder destabilisierend auf andere Fraktionen des Soil Organic Carbon auswirkt. Die Terra-Preta-Böden, deren Untersuchung den aktuellen Biokohleieinsatz stark mit-initialisierte, sprechen durchaus für Biokohle-SOC Synergieeffekte.
(3) Ein weiterer Aspekt, dessen Beantwortung noch aussteht und der deshalb noch in keiner Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erscheinen kann, betrifft die Rolle von Biokohle in der Bodengesundheit und Klima- Adaptierung, wie z.B. Suppression pathogener Nematoden bzw. Dämpfung des Einflusses extremer Klimaereignisse.
Copyright: | © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement | |
Quelle: | 75. Symposium 2014 (Oktober 2014) | |
Seiten: | 12 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 0,00 | |
Autor: | Dr. Burkhard Wilske Dr. Martin Bach Mo Bai | |
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Braucht der Ökolandbau Biogutkomposte?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2018)
Auch im Ökolandbau entsteht durch die ständige Abfuhr von Nährstoffen über die Verkaufsprodukte ein Nährstoffdefizit. In den Ökoanbauverbänden wird deshalb schon länger darüber diskutiert, wie man hier gegensteuern kann. Der Einsatz von Biogutkomposten als Dünger und zur Bodenverbesserung ist im Rahmen der EU-Ökoverordnung zulässig. Einige Ökoanbauverbände haben Biogutkomposte unter erweiterten Qualitätskriterien, in ihre Liste der zulässigen Zukaufdünger aufgenommen.
Aufbereitung von Bioabfall-Gärresten zur Nutzung als Bodenverbesserer
© Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft - TU Dresden (9/2015)
Die Charakterisierung der festen Gärrückstände aus der Bioabfallvergärung hat gezeigt, dass diese ein ähnliches Nährstoffpotential wie Gründünger oder Frischkompost besitzt.
Optimierung des N-Kreislaufs durch Biochar in der Landwirtschaft: Neueste Forschungsergebnisse
© HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement (10/2014)
Pyrogene Pflanzenkohle (engl. Biochar) gilt als sehr zersetzungsstabil. Bringt man Pflanzenkohle in Böden ein, wird daher der Atmosphäre netto der Kohlenstoff entzogen, der zuvor durch Photosynthese in Biomasse fixiert und dann durch Pyrolyse stabilisiert wurde. Die vergangenen 5 bis 7 Forschungsjahre im gemäßigten Klima zeigten wenig überraschend, dass reine, unbehandelte Pflanzenkohle nicht jeden Boden in wenigen Jahren in eine fruchtbare Schwarzerde transformiert. Daher fehlt oft der ökonomische Anreiz Pflanzenkohle einzusetzen. Das viel bemühte „Fallbeispiel“ Amazonas-Schwarzerde (ADE oder Terra preta) legt bereits nahe, Pflanzenkohle nicht „pur“ zu verwenden, sondern sie mit nährstoffreichen organischen Materialien in Kontakt zu bringen. Aber funktioniert eine solche „Beladung“ der Kohle mit Nährstoffen überhaupt? In diesem Beitrag werden zunächst die Wurzeln und Probleme des noch jungen Forschungsgebiets „Pflanzenkohle“ erläutert. Im Anschluss werden eigene Schlüssel-Ergebnisse vorgestellt, die eine spannende Basis für weitere Entwicklungen liefern.
Investigation of spectral properties of high organic matter content wastes and soil-waste complexes
© European Compost Network ECN e.V. (6/2014)
High organic matter content non-hazardous wastes are important and potentially growing sources of material that could be applied to cultivated soils to improve their fertility and increase their organic matter content, thus also potentially contributing to the prevention of global warming through carbon sequestration. Tools to predict the fate of these kinds of organic wastes/soil amendments in soil would enable better account to be taken of their contribution to global environmental balances and spectroscopic measurements and analyses seem to be promising and novel methods.
Bioabfallerfassung 2.0 – Neue Chancen und Herausforderungen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2014)
Die Erfassung von Bioabfällen in Deutschland hat bereits einen erfolgreichen Weg hinter sich und hat sich auf hohem Niveau mit über neun Millionen Mg Bio- und Grüngut stabilisiert. Allerdings findet man im Hausmüll noch über 40 % Bioabfälle (inklusive verpackter Lebensmittel). Einen großen Anteil haben hierbei die Speiseabfälle, die überwiegend über den Hausmüll entsorgt werden.