Privater Wettbewerb und ein starker Staat mĂŒssen Hand in Hand gehen
Experten fordern auf Veolia Summit mehr Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Staat
Auf dem diesjĂ€hrigen Veolia Summit haben Wirtschaftsexperten mehr Zusammenarbeit zwischen Privatunternehmen und dem Staat gefordert. Der ehemalige EU-Industriekommissar und VizeprĂ€sident der EU-Kommission, Prof. GĂŒnter Verheugen, StaatssekretĂ€r a.D. Prof. Dr. Johann Eekhoff, Direktor des Kölner Instituts fĂŒr Wirtschaftspolitik, und Prof. Dennis J. Snower, Ph.D., PrĂ€sident des Kieler Instituts fĂŒr Weltwirtschaft (IfW), diskutierten am Mittwoch in Kiel mit Dr. Thorsten Grenz, CEO von Veolia Umweltservice, ĂŒber die Rolle des Staates als Wirtschaftsakteur aber auch als Partner der Privaten. TV-Moderatorin Claudia Kleinert moderierte die Runde. Veolia Umweltservice hat den Summit im Rahmen der Kieler Woche in Zusammenarbeit mit dem IfW organisiert. In diesem Jahr stand es unter dem Leitthema "Partner, Wettbewerber oder Monopolist? Wie viel Staat nĂŒtzt dem BĂŒrger?".
"Wo die öffentliche Hand unternehmerisch tĂ€tig sein will, muss sie sich dem Wettbewerb stellen", mahnt der ehemalige EU-Industriekommissar und VizeprĂ€sident der EU-Kommission, Prof. GĂŒnter Verheugen. Wie die öffentliche Hand ihre Verantwortung fĂŒr Versorgung und Entsorgung wahrnehme, sei keine ideologische Frage. "Die Politik muss sich an den Interessen der Verbraucher orientieren, also fĂŒr höchstmögliche QualitĂ€t und gĂŒnstige Preise sorgen. Das wird sicher nicht erreicht, wenn Monopole verteidigt werden und Wettbewerb ausgeschlossen oder beschrĂ€nkt wird", so Verheugen.
Der Direktor des Instituts fĂŒr Wirtschaftspolitik an der UniversitĂ€t zu Köln, Prof. Dr. Johann Eekhoff, hebt hervor, dass es "wieder eine zunehmende Tendenz in den Kommunen gibt, Leistungen zu ĂŒbernehmen, die von der Privatwirtschaft erbracht werden können. Nach aller Erfahrung entstehen dadurch höhere Kosten fĂŒr die BĂŒrger." Besonders ausgeprĂ€gt zeige sich das in der Energieversorgung. Der einstige StaatssekretĂ€r im Bundeswirtschaftsministerium benennt hier zwei problematische GrĂŒnde: "Einerseits wird der Wettbewerb ausgeschaltet und damit der Effizienzdruck verringert - mit der Folge zu hoher Kosten. Andererseits kommen finanzschwache Kommunen in die Versuchung, im Energiebereich Monopolgewinne zulasten ihrer BĂŒrger abzuschöpfen." Seiner Meinung nach gibt es Kostensteigerungen oder EngpĂ€sse, wenn der Staat in das Lohn- und PreisgefĂŒge eingreift. "Gesamtwirtschaftlich besonders gefĂ€hrlich sind zurzeit Aufforderungen, die Löhne krĂ€ftig anzuheben und weitere Mindestlöhne einzufĂŒhren", gibt Eekhoff zu bedenken.
"Die Marktwirtschaft wird erst im Zusammenspiel mit dem Staat zu einem Erfolgsmodell. Es wird hĂ€ufig ĂŒbersehen, welch zentrale Rolle der Staat in der Marktwirtschaft spielt", betonte IfW-PrĂ€sident Prof. Dennis Snower, Ph.D., im Rahmen des Summits. Die Spielregeln, die an den MĂ€rkten gelten, mĂŒssten widerspruchsfrei festgelegt werden. Genauso wichtig sei es, diese Regeln anschlieĂend auch konsequent durchzusetzen. "Der Staat als Schiedsrichter und HĂŒter des Wettbewerbs muss dabei dafĂŒr sorgen, dass es nicht zur Diskriminierung von Marktteilnehmern kommt", so Snower weiter. Inhaltlich bestehe die Herausforderung darin, die richtige Grenzlinie zu finden zwischen staatlichem Handeln und den AktivitĂ€ten von Unternehmen. "Die Marktwirtschaft braucht also auch einen klugen Staat", betonte Snower.
Dr. Thorsten Grenz, CEO von Veolia Umweltservice, ergĂ€nzt: "Inzwischen ist eine Art Beweislastumkehr entstanden, warum Aufgaben nicht öffentlich, sondern privat wahrgenommen werden sollen. Zu einer funktionierenden Daseinsvorsorge gehört der Wettbewerb um die beste Lösung." Privater Wettbewerb und ein starker Staat, der das Funktionieren des Wettbewerbs sichert, mĂŒssen Hand in Hand gehen. "Umsatzsteuerprivilegien fĂŒr öffentlich-rechtlich organisierte Unternehmen verzerren den Wettbewerb, Kommunen spekulieren mit Rohstoffen, auf eine Effizienzkontrolle ĂŒber wettbewerbliche Ausschreibungen wird nicht selten verzichtet und der BĂŒrger haftet", so Grenz weiter. Als Beispiel nannte er das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz, das es Kommunen auch dann ermöglicht, etwa Altpapiersammlungen von einem kommunalen Unternehmen durchfĂŒhren zu lassen, wenn es teurer ist als ein privater Wettbewerber. Grenz: "Und die Rechnung bezahlen BĂŒrger und Umwelt."
Quelle: EM / Veolia
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