Ökonomische und ökologische Bewertung des Deponierückbaus: Fallbeispiele aus Brandenburg

Im gegenständlichen Beitrag wird das Online-Werkzeug OnToL zur ökologischen und ökonomischen Bewertung von Deponierückbauprojekten vorgestellt und die Anwendung zur Bestimmung des Ressourcenpotentials von Altdeponien anhand von zwei Fallbeispielen in Brandenburg illustriert. Die Bewertung der beiden Deponien im Berliner Umland ergibt in Bezug auf das Treibhauspotential Einsparungen gegenüber dem Status quo im Ausmaß von 0,19 bzw. 0,15 Mg CO2-Äqu./Mg Abfall. Ein positiver Projektbarwert (50 €/Mg Abfall) ergibt sich jedoch nur für eine der beiden Altdeponien. Ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit dieses Rückbauprojektes ist der hohe Grundstückspreis am Standort (250 Euro pro m²) in Verbindung mit der vorteilhaften Deponiegeometrie (hohes Fläche-zu-Volumen-Verhältnis), der zu hohen Erlösen durch die Flächenrückgewinnung führt. Dementsprechend stellt diese Deponie eine Ressource dar, die unter den derzeitigen wirtschaftlichen Randbedingungen genutzt werden kann. Insgesamt ermöglicht das Online-Werkzeug eine schnelle und einheitlichen Bewertung als Grundlage zur Identifikation und Entwicklung vielversprechender Deponierückbauprojekte.

Die abfallwirtschaftliche Praxis hat dazu geführt, dass sich im Laufe des 20. Jahrhunderts eine große Anzahl von (geordneten und ungeordneten) Abfallablagerungen ge-bildet hat. Viele dieser „Deponien“ sind inzwischen geschlossen und erfordern eine mehr oder weniger aufwendige Betreuung, damit keine inakzeptablen Umweltbeeinträchtigungen auftreten. In diesem Zusammenhang hat sich der Deponierückbau als eine Strategie zur Minderung von (langfristigen) Umweltgefährdungen etabliert, die auch die Gewinnung von Fläche, Rohstoffen und ggf. Deponievolumen ermöglicht (vgl. Krook et al. 2012). Durch den zunehmenden Landnutzungsdruck in dicht besiedelten Regionen, stellt heute insbesondere auch die Flächenrückgewinnung einen weiteren Anreiz für den Rückbau von Altdeponien dar (Laner et al. 2019).
Trotz der positiven Aspekte des Deponierückbaus, gibt es international nur relativ wenige Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung von Rückbauprojekten (Calderón Márquez et al. 2019). Neben anderen Faktoren sind vor allem die hohen Kosten des Deponierückbaus ein Hindernis für Rückbauprojekte. Daher stellt die Bewertung der Wirtschaftlichkeit potentieller Projekte eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung von Rückbauprojekten dar. Basierend auf einer detaillierten Bewertung können günstige Voraussetzungen und Randbedingungen für den Deponierückbau identifiziert werden und die finanziellen Risken für das Projekt durch die Änderung bestimmter Faktoren analysiert werden. Vor diesem Hintergrund wurde das frei verfügbare Online-Werkzeug OnToL (https://landfill-mining.at/) entwickelt. Es ermöglicht
eine detaillierte Bewertung ökonomischer und ökologischer Effekte eines Deponierückbauprojektes und basierend darauf eine Analyse der Auswirkungen einer Variation unterschiedlicher Faktoren auf das Ergebnis.
Das Ziel dieses Beitrages ist es die Nutzung von OnToL als Instrument zur Identifikation und Entwicklung vielversprechender Deponierückbauprojekte darzustellen und die Anwendung des Werkzeuges anhand von zwei Altdeponien im Berliner Umland (Deponie Rote Villa und Deponie Schönwalde) zu illustrieren.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2020 (November 2020)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 2,00
Autor: Prof. Dr. David Laner
Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Johann Fellner

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