Software-Tool zur Bewertung der Nachsorgekosten von Deponien

Die Nachsorgedauer von Deponien geht zum Teil weit über die Ablagerungsphase
hinaus. In Österreich sind die Betreiber so lange für die Deponie verantwortlich, bis die zuständige Behörde entscheidet, dass keine Nachsorgemaßnahmen mehr erforderlich sind um Umweltgefährdungen auszuschließen. Die entsprechenden finanziellen Rücklagen sind je nach Deponietyp und abgelagerten Abfällen für Zeiträume zwischen 5 (Bodenaushubdeponien) bis 40 Jahren (ehemalige Hausmülldeponien) zu bilden. Da die tatsächliche Nachsorgedauer (vor allem
von ehemaligen Hausmülldeponien) deutlich länger sein kann als der gesetzliche vorgeschriebene Zeitraum für die Sicherstellungsberechnung, besteht das Risiko einer Unterfinanzierung der Deponienachsorge.

Beobachtungen in Österreich haben gezeigt, dass einzelne Deponiebetreiber ihren Nachsorgepflichten aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht nachkommen konnten,
wodurch zum Teil die öffentliche Hand einspringen musste. Im vorliegenden Beitrag wird ein Simulationsmodell (Softwaretool) vorgestellt, das es ermöglicht, Dauer und Kosten der Deponienachsorge unter Berücksichtigung der Abfallart, der Deponietechnik (z.B. technische Barrieren) und der örtlichen Gegebenheiten (z.B. Gefährdung vorhandener Schutzgüter, wie Grundwasser, Oberflächengewässer) zu bewerten. Das Softwaretool beruht weitgehend auf vorhandenen Modellen, die in den letzten zehn Jahren an der TU Wien entwickelt wurden, und die im Rahmen des Forschungsprojekts NaDemO (Nachhaltiges Deponienachsorgemodell für Österreich) um eine ökonomische Betrachtungsweise erweitert wurden. Neu ist auch, dass in Abhängigkeit der Nachsorgestrategie (z.B. Art und Zeitpunkt der Aufbringung der Oberflächenabdichtung) die Nachsorgekosten abgeschätzt werden können und somit jene Strategie gewählt werden kann, die in Summe am kosteneffizientesten ist. Dadurch können Betreiber oder Behörden wertvolle

Informationen erhalten, wie sie die Nachsorgekosten minimieren und die begrenzten finanziellen Ressourcen, die während des Deponiebetriebs aufgebaut werden, optimal nutzen können.

In einer entwickelten Abfallwirtschaft sind Deponien als anthropogene Senken für Stoffe, die nicht wiederverwendet oder recycelt werden können, unverzichtbar. Aufgrund des langfristigen Emissionspotenzials müssen negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt vermieden werden, indem entsprechende Nachsorgemaßnahmen bis zum Abklingen der Emissionen aufrechterhalten werden. Die Bewirtschaftungsmaßnahmen umfassen im Wesentlichen die Aufbringung einer Oberflächenabdeckung, die Überwachung des Sickerwassers (und des Deponiegases) und dessen Behandlung, die Wartung und Kontrolle der Deponieanlagen sowie die Überwachung des Standorts (Laner et al. 2011). Gemäß österreichischem Abfallwirtschaftsgesetz (AWG 2002) sind die Deponiebetreiber für die Bewirtschaftung so lange verantwortlich, bis die Behörden einer Beendigung der Nachsorge zustimmen.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2022 (November 2022)
Seiten: 8
Preis inkl. MwSt.: € 4,00
Autor: Stefanie Holy
Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Johann Fellner
Prof. Dr. David Laner
Dipl.-Ing. Martin Schuster

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